Zwölf Tote nach Unwettern – Touristen sitzen in den Alpen fest
Nach den verheerenden Stürmen in Teilen Europas sind noch immer Zehntausende ohne Strom. Hunderte mussten im Auto schlafen.
Die Zahl der Toten nach den schweren Unwettern in Italien ist auf mindestens zwölf gestiegen. In der nordöstlichen Provinz Belluno wurde der Leichnam eines Handwerkers aus einem Wildbach geborgen, wie die Nachrichtenagentur Ansa meldete. Weitere Todesfälle gab es unter anderem in Südtirol und in der angrenzenden Provinz Trient.
In Ligurien an der italienischen Riviera waren in der Nacht zum Mittwoch noch 20'000 Menschen ohne Stromversorgung. Regionalpräsident Giovanni Toti schätzte die Schäden auf mehrere Hundert Millionen Euro. Der Luxusbadeort Portofino ist von der Aussenwelt abgeschnitten.
In den Alpen sassen laut Ansa rund 180 Touristen und Saisonarbeiter fest, nachdem das Stilfser Joch von heftigem Schneefall blockiert worden war. Alle seien wohlauf, hiess es. «Weil sie sich nicht auf der Piste vergnügen können, entspannen sie sich beim Schwimmen im Pool oder in der Sauna», sagte ein Hotelier über seine Gäste. Das 2757 Meter hohe Stilfser Joch ist der höchste Gebirgspass Italiens und verbindet Südtirol mit der Lombardei.
Herabstürzende Fassadenteile
In Slowenien verunglückten zwei Männer nach einem Erdrutsch in ihrem Auto. Unwetter und Kälte trafen auch mehrere andere Länder in Süd- und Mitteleuropa und führten zu Überschwemmungen und Verkehrschaos. Vielerorts brach die Stromversorgung zusammen.
Unweit von Rom und Neapel wurden am Montag vier Menschen durch umstürzende Bäume getötet, wie die Behörden mitteilten. Entwurzelte Bäume führten auch zum Tod eines Mannes in Venetien und eines Feuerwehrmanns in Südtirol.
Nahe der ligurischen Hafenstadt Savona wurde eine Frau durch ein herabfallendes Fassadenteil erschlagen. In der nördlichen Provinz Trentino wurde die Leiche einer Frau gefunden, deren Haus von einer Mure getroffen wurde. In derselben Provinz holten Feuerwehrleute die Leiche eines Mannes aus dem Levicosee. Ebenfalls in Norditalien wurde ein toter Mann aus einem Fluss geborgen.
Kitesurfer stirbt bei Rimini
Im Badeort Cattolica an der Adriaküste wurde ein Kitesurfer von einer Sturmböe gegen einen Felsen geschleudert und erlag seinen Verletzungen. Vor der Küste Kalabriens wurde ein Segler vermisst, sein verwaistes Boot wurde auf einem Felsen entdeckt.
Rund 23'000 Bewohner der nordöstlichen Region Friaul-Julisch Venetien waren ohne Strom, viele Strassen blieben unpassierbar. Starkregen und Böen mit einer Windstärke von bis zu 180 Stundenkilometern sorgten auch in anderen Teilen des Landes für schwere Verkehrsbehinderungen.
Am Flughafen in Genua wurde der Betrieb vorübergehend eingestellt. Die Schulen der Stadt blieben am Dienstag ebenso wie in Rom und anderen Landesteilen weiterhin geschlossen.
Kunstgegenstände beschädigt
Beim Hochwasser in Venedig, wo der berühmte Markusplatz am Montag bis zu anderthalb Meter tief unter Wasser stand, wurden in einem Ausstellungshaus zwei Gemälde des spanischen Künstlers Joan Miró beschädigt. Die beiden Werke, die insgesamt eine Millionen Euro wert sind, wurden umgehend zur Restaurierung in ein Atelier gebracht.

Auch die jahrhundertealten Mosaike im Markusdom wurden durch das eindringende Wasser in Mitleidenschaft gezogen. Die rund 1000 Jahre alte Basilika ist nach den Worten von Verwaltungschef Carlo Alberto Tesserin an einem einzigen Tag um 20 Jahre gealtert.
Dämme drohten zu brechen
Unwetter und Kälteeinbruch sorgten auch in anderen europäischen Ländern für Probleme. In Salzburg riss eine Sturmböe einen grossen Teil des Dachstuhls der mittelalterlichen Festung mit sich. In der weiter südlich gelegenen Gemeinde Muhr trat der Fluss Mur über das Ufer und überschwemmte den Ortskern.
In einem Tal nahe der Schweizer Grenze drohten mehrere Dämme zu brechen. Rund 10'000 Haushalte waren dort zeitweise ohne Strom.
In Kroatien stand die Hafenstadt Rijeka unter Wasser, zahlreiche Fährverbindungen wurden eingestellt. Frankreich und Spanien wurden vom frühen Wintereinbruch überrascht.
Übernachtung in Zugwaggons
Im südfranzösischen Zentralmassiv blieben mehr als 2000 Lastwagen und Autos im Schnee stecken, die Insassen mussten die Nacht zum Dienstag in ihren Fahrzeugen verbringen. 400 Reisende steckten am Bahnhof in Lyon fest und mussten in Zugwaggons übernachten.
Rund 60'000 Haushalte waren am Dienstagabend in Frankreich weiterhin ohne Strom. Im nordwestspanischen Asturien halfen mehr als hundert Soldaten dabei, die durch heftigen Schneefall unterbrochene Stromversorgung wieder herzustellen.
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