Zweitwohnungsinitiative bedroht Olympia-Pläne
Das Komitee der Kandidatur Graubünden 2022 wartet ungeduldig auf die Details zur Umsetzung der Zweitwohnungsinitiative. Mitinitiantin Vera Weber droht jetzt schon mit Widerstand gegen das Projekt.

Die Zweitwohnungsinitiative droht zum Hindernis für die Olympiakandidatur Graubünden 2022 zu werden. Mitinitiantin Vera Weber sagt gegenüber der «SonntagsZeitung»: «Für die Olympischen Spiele müsste in der Bergwelt viel gebaut werden. Die Schweizer Bevölkerung hat sich mit der Zweitwohnungsinitiative aber klar für deren Schutz ausgesprochen.»
Insbesondere der Bau von Wohnraum für die Athleten stösst auf Kritik. Zwar haben die Initianten der Olympischen Spiele betont, dass Graubünden 2022 «weisse Spiele» werden sollen; sprich, kleiner und ökologischer als Vancouver und Turin. Doch ohne Wohnraum für die Sportler geht es nicht. Im olympischen Dorf in St. Moritz sollen gemäss Angaben der Initianten rund 2200, in Davos 3800 Athleten unterkommen. Weil die Organisatoren sowohl den Bau von provisorischen Unterkünften, den Umbau von bestehenden Gebäuden wie auch Neubauten vorsehen, sagt Vera Weber: «Alle Wohnungen wird man nicht als Erstwohnungen verkaufen können. Wenn daraus Zweitwohnungen werden sollen, dann widerspricht das ganz klar unserer Initiative.»
Wachsender Widerstand gegen Olympia
Der Brisanz der Zweitwohnungsinitiative in Bezug auf die Olympia-Pläne ist man sich auch beim Verein Graubünden 2022 bewusst. Christian Gartmann sagt: «Die Ausgestaltung der Initiative ist für uns äusserst relevant.» Solange man allerdings nicht wisse, wie die Initiative umgesetzt werde, seien die wirtschaftlichen Auswirkungen schwer abzuschätzen.
Doch auch bei den Bündner Umweltorganisationen wächst der Widerstand gegen die Olympiakandidatur. In den nächsten Wochen wird das Komitee Olympiakritisches Graubünden aus der Taufe gehoben. Die Vereinigung der Umweltorganisationen kämpft vehement gegen die Kandidatur. Selbst Dialogangebote der Olympia-Initianten interessieren die Gegner nur bedingt. Stefan Grass, Leiter des Komitees: «Reden kann man immer, aber eine Zusammenarbeit wird es nicht geben. Wir wollen die Spiele nicht.» Beim Verein Graubünden 2022 will man sich vorerst nicht aus der Ruhe bringen lassen. Das Bündner Volk wird am 3. März 2013 über die Spiele entscheiden.
Jobverluste im Baugewerbe
Für Diskussionen sorgt die Zweitwohnungsinitiative und deren Umsetzung weiterhin auch in anderen Teilen des Kantons Graubünden. In Flims etwa, wo der Zweitwohnungsanteil bei fast 70 Prozent liegt, wartet man nach wie vor auf den bundesrätlichen Entscheid zur Ausführung der Initiative. Felix Spreiter, Bauleiter Präsident des Gewerbevereins Flims, äussert sich gegenüber der «NZZ am Sonntag» enttäuscht darüber, dass die Rechtsunsicherheiten noch immer nicht vom Tisch sind. Zu viele Fragen blieben offen: Ab wann gilt der Baustopp? Was passiert mit bestehenden Zweitwohnungen?
Fragen, auf deren Antwort besonders die Baubranche der Region wartet. Dort befürchtet man, dass mit der Initiative bis zu 50 Prozent der Stellen im Baugewerbe verloren gehen könnten. In der Zwischenzeit wird im Bündnerland kräftig gebaut: Der Credit-Suisse-Bauindex weist für die Monate Mai und Juni 450 Baugesuche für Wohnungen in Graubünden aus. Besonders die Gemeinde Flims sticht hervor, wie CS-Ökonom Thomas Rieder gegenüber der Zeitung sagt. «Im zweiten Quartal 2012 wurden 193 Gesuche für Wohnungen eingereicht.» Dies ist achtmal mehr als der durchschnittliche Quartalswert seit Mitte der 1990er Jahre.
Umbauten und Kaninchenställe
In der Statistik wird zwischen Erst- und Zweitwohnung kein Unterschied gemacht. Gegen die Interpretation, man wolle vor der Umsetzung des Volksentscheids noch möglichst viele Zweitwohnungen durchsetzten, wehrt man sich in Flims deutlich. Gemeindepräsident Thomas Ragettli gegenüber der «NZZ am Sonntag»: «Nur zehn Gesuche betreffen Zweitwohnungen, davon sind nur etwa vier auf die Initiative zurückzuführen.» Beim Gros handle es sich um Sanierungen, Umbauten und Kaninchenställe. Die hohe Anzahl an Wohnungen sei hauptsächlich auf zwei Gesuche für längst geplante Grossprojekte mit Zweitwohnungen zurückzuführen.
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