Zweifel im Obama-Lager: Es wird «sehr knapp»
Mit einer Kampfansage an die Partei von George W. Bush hat Barack Obama den Wahlparteitag der Demokraten abgeschlossen. Doch die Zweifel mehren sich, ob er siegen kann.
Der demokratische Politiker Al Gore hat am Parteitag der Demokraten die Erwartung geäussert, dass die Präsidentschaftswahl am 4. November «sehr knapp» ausgehen wird. Die Verteidiger des Status quo hätten eine «verzweifelte Angst vor dem Wechsel, den Barack Obama verkörpert», sagte der ehemalige Vizepräsident. Mit knappen Wahlergebnissen kenne er sich schliesslich aus, meinte Gore mit Blick auf die Präsidentenwahl im Jahr 2000, bei der er von George W. Bush mit einem äusserst geringen Abstand geschlagen wurde.
Obama versuchte sich derweil als Staatsmann zu positionieren. Er kann gut reden, aber er ist zu weich und meidet die Details - so lautete bisher ein verbreitetes Urteil über den Hoffnungsträger der Demokraten. In seiner Abschlussrede beim Parteitag in Denver hat die amerikanische Öffentlichkeit einen anderen Präsidentschaftskandidaten erlebt. Mit teilweise scharfen Tönen und konkreten Ankündigungen hat Barack Obama neue Akzente im Wahlkampf gesetzt.
In der Umgebung Obamas wurde immer geklagt, dass die Öffentlichkeit zu wenig auf programmatische Aussagen des Senators achte, dass seine Bühnenpräsenz und die hochfliegende Rhetorik alles andere in den Hintergrund drängten. Für Denver hat Obama seinen Beratern deswegen eine «handwerkliche» Rede versprochen.
Obama mit konkreten Ideen
Und so trat der Kandidat diesmal an, ganz «genau (zu) sagen, was dieser Wechsel bedeuten würde, wenn ich Präsident bin». Tatsächlich wurde Obama einige Male recht konkret - etwa bei der Abschaffung der Kapitalertragssteuer für Kleinunternehmen und High-Tech-Startups. Bei anderen Themen aber flüchtete er sich wieder in allgemeine Aussagen. So versprach er, «für 95 Prozent aller Arbeiterfamilien die Steuern zu kürzen» - wie das geschehen soll, verschwieg er jedoch, und genau an solchen Mängeln wird die Kritik der Republikaner ansetzen.
Natürlich kann in einer solch programmatischen Rede kein Kandidat sein Programm detailliert erläutern. Schliesslich musste die vielumjubelte Ansprache auch viele andere Aufgaben erfüllen: Frau und Kinder waren ebenso zu würdigen wie wichtige Freunde. Und für die grosse Zahl der politisch Uninteressierten war auch nochmal ein Abriss der ungewöhnlichen Biografie des Kandidaten fällig. Aber der grösste Teil der Rede war dem Leitthema der gesamten viertägigen Versammlung gewidmet: George W. Bush.
Schulterklopfendes «Gut gemacht» von McCain
Im Footballstadion Invesco Field präsentierte sich ein Kandidat mit einer klaren Wahlkampfstrategie: Der Rivale John McCain wird mit Bush in eine Schublade gesteckt, und dann werden die Wähler daran erinnert, warum sie mit dem Amtsinhaber unzufrieden sind. Einige Äusserungen über McCain fielen diesmal allerdings ungewöhnlich scharf aus. «Ich habe gute Nachrichten für Sie, John McCain», rief Obama mit spöttischem Unterton aus. «Wir alle setzen unser Land an erste Stelle.» Damit wehrte sich Obama einmal mehr gegen die verbreitete Unterstellung, kein «echter Amerikaner» zu sein.
Obamas Lächeln kann eine ganze Bühne ausleuchten, aber in Denver war er über den grössten Teil der Rede hinweg sehr viel ernster als sonst, vor allem wenn er seinen Rivalen direkt anging. «John McCain steht allein mit seiner eigensinnigen Weigerung, einen schlecht geführten Krieg zu beenden», sagte Obama zur Irak-Politik, ganz gestrenger Kritiker.
Politik und Show
Obama sprach unter freiem Himmel vor der eindrucksvollen Kulisse seiner jubelnden Anhänger, die amerikanische Flaggen und Plakate mit seinem Wahlslogan «Change» (Wandel) schwenkten. Musik-Stars wie Stevie Wonder und Sheryl Crow begleiteten die Feiern, die mit einem Feuerwerk und Konfetti-Regen endeten.
Vor Obamas Rede brachten mehrere Redner die Menge in Stimmung. Martin Luther King III., ein Sohn des 1968 Ermordeten Bürgerrechtlers erinnerte daran, dass vor genau 45 Jahren der Bürgerrechtler sein Vater dessen berühmte Rede «I have a dream» über eine Gesellschaft ohne Rassenschranken gehalten habe.
Sein Vater «wäre stolz auf auf Barack Obama gewesen, stolz auf die Partei, die ihn nominiert hat und stolz auf das Amerika, das ihn wählen wird», sagte Martin Luther King III.
ap/sda/vin
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