100 Jahre Sanität BaselZwei starke Polizisten mussten zupacken
Über 23’000-mal rückte die Sanität im Pandemiejahr 2021 aus. Ein Rekord. Im Jahr 1900 wäre das kaum möglich gewesen. Da wurden Kranke noch von Hand mit Karren transportiert.

«Was meine Leute bei der Sanität während der Pandemie geleistet haben, ist ausserordentlich», sagt Regierungsrätin Stephanie Eymann. 2021 wird zum Rekordjahr. 23’305-mal musste die Sanität ausrücken. Mindestens 23’305-mal also kam die Bevölkerung so mit den Rettungssanitäterinnen und -sanitätern in Kontakt. «Meistens finden diese Kontakte jedoch in Situationen statt, in denen die betroffenen Menschen krank oder verletzt sind und keine Zeit zum Plaudern bleibt», sagt Daniel Kobler, Stellvertretender Leiter Sanität. Das soll sich ändern. Die Sanität Basel wird 100 Jahre alt und will das mit der gesamten Bevölkerung feiern (siehe Box).
Wenn im Jahr 1900 ein Basler oder eine Baslerin einen Krankentransport brauchte, sah das so aus: Zwei kräftige Polizisten packten einen vierrädrigen Handkarren, auf dem ein Tragkorb lag. Den Karren mussten sie auch die engen Treppenhäuser hoch- und runtertragen. Danach schob man die Patienten «in einem gemütlichen Tempo ins Spital an der Hebelstrasse», wie es auf der Website der Rettung Basel heisst. Befand sich der verunfallte oder kranke Mensch in der Nähe des Spitals, holten ihn zwei Krankenwärter direkt mit einer Tragbahre ab.
«Früher ging es nur darum, den Patienten zu transportieren. Er wurde dabei nicht medizinisch betreut. Das änderte sich 1911», sagt Martin Gabi, Leiter Sanität der Rettung Basel-Stadt. Dann nämlich wurde die Kraft der Männer durch Pferdestärke ersetzt. Bei den Fuhrhaltereien Settelen und Keller stand im Gundeli, im Kleinbasel und im Iselinquartier je ein voll ausgerüsteter, mit Pferden bespannbarer Krankenwagen bereit. 1914 kam das erste Elektroautomobil, 1921 der erste Benziner dazu.

Nach einem längeren Hin und Her um Verantwortlichkeiten und Finanzierung zwischen dem Bürgerspital und dem Sanitätsdepartement wurden die Krankentransporte vor 100 Jahren ganz dem Gesundheitsamt und dem Departementssekretariat unterstellt. Das war die Geburtsstunde der Sanität Basel.
Die Entwicklung ging rasant weiter. 1938 erhielten die Sanitäter ihre erste Uniform. 1986 wurde die erste Frau als Rettungssanitäterin eingestellt (heute sind 53 von 138 Mitarbeitenden weiblich). Und 1989 kürzte man die Maximalarbeitszeit von 24 Stunden ohne Unterbruch auf 13,5 Stunden und führte gleichzeitig die 42-Stunden-Woche ein. Die Folge: Der Personalbestand musste um 50 Prozent erhöht werden. 2005 wechselte die Sanität Basel vom Sanitäts- zum neuen Sicherheitsdepartement.
Seit 2008 ist die Rettung Basel-Stadt dem Justiz- und Sicherheitsdepartement unterstellt. Für Departementsvorsteherin Stephanie Eymann ergibt das Sinn. Blaulichtorganisationen hätten ähnliche Anforderungen und Bedürfnisse, was die Ausrüstung, Hilfsmittel und Dienstpläne betreffe. Zudem seien die Offiziere der Sanität im Pikettdienst der Rettung Basel: «Es gibt selten einen grösseren Fall, bei dem nicht auch die Feuerwehr oder die Polizei involviert ist», sagt Eymann.

Eines der grössten Herausforderungen bleibt auch in Zukunft die Versorgungssicherheit. In den nächsten Jahren werden überdurchschnittlich viele Sanitäter pensioniert, auf dem Zeughausareal soll ein Zweitstandort entstehen, und bei der aktuellen Tempo-30-Debatte müsse man wegen der Anfahrtswege am Ball bleiben, so Eymann. Doch in diesem Jahr soll auch die Vergangenheit gefeiert werden.
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