Zwei Demonstranten von Polizisten getötet
Tausende Jugendliche gehen in Algerien wegen der rasant steigenden Preise auf die Strassen. Jetzt sind die Proteste eskaliert.
Bei den Protesten in Algerien gegen die hohen Lebenshaltungskosten sind zwei Menschen ums Leben gekommen. Der algerische Innenminister Dahou Ould Kablia bestätigte am Samstag einen Bericht der Zeitung «El Chabar», wonach ein Jugendlicher in Ain Lahdjel in der Provinz M'Sila von der Polizei erschossen wurde.
Eine Menge habe versucht, gewaltsam in die Post und ein Verwaltungsgebäude einzudringen. Der Schuss sei gefallen, als die Polizei gegen die Demonstranten vorgegangen sei. Ain Lahdjel liegt rund 300 Kilometer südöstlich der Hauptstadt Algier.
Ausserdem wurden bei den seit Mittwoch andauernden Unruhen nach Angaben der algerischen Regierung 400 Menschen verletzt, 300 von ihnen sind laut Kablia Polizisten.
Tränengasgranate ins Gesicht
Bei dem zweiten Toten handle es sich um einen Mann, der in Bou Smail rund 50 Kilometer von Algier entfernt seinen Verletzungen erlag. Wie die Nachrichtenagentur AFP von den örtlichen Rettungskräfte erfuhr, wurde der Mann von einer Tränengas-Granate mitten ins Gesicht getroffen.
Zu Krawallen kam es ein in der Nacht zum Samstag auch in Annaba, 600 Kilometer westlich von Algier. Nach Behördenangaben wurden 17 Menschen verletzt, darunter ein Polizist durch einen Steinwurf schwer. Mehrere Verwaltungsgebäude in der 800'000-Einwohner-Stadt wurden geplündert.
Steine geschleudert
In Tizi Ouzou blockierten Demonstranten eine wichtige Einfallstrasse mit brennenden Reifen. Auch im Armenviertel Belcourt in Algier machte die Bevölkerung ihrem Ärger auf diese Weise Luft, auf Polizisten wurden in der Nacht Steine geschleudert.
Die Wut der Demonstranten entzündete sich an den mit Jahresbeginn stark gestiegenen Preisen für Grundnahrungsmittel. Nach Angaben der algerischen Gewerkschaft der Händler und Handwerker stiegen die Lebenshaltungskosten zuletzt um 20 bis 30 Prozent.
20 Prozent der Jugendlichen arbeitslos
Am stärksten betroffen seien die Preise für Zucker und Öl. Dem Internationalen Währungsfonds (IWF) zufolge sind 75 Prozent der Algerier jünger als 30 Jahre, mehr als 20 Prozent von ihnen sind arbeitslos.
Handelsminister Mustapha Benbada setzte für das Wochenende Beratungen des Kabinetts über die Preissteigerungen an. Die einzige anerkannte Gewerkschaft UGTA hatte am Freitag «dringende» Massnahmen gefordert, um den rapide gestiegenen Lebenshaltungskosten «mit Entschlossenheit» zu begegnen.
Der führende Hersteller von Zucker und Öl in Algerien wies am Samstag die Verantwortung für die Preisexplosion zurück. Das Unternehmen Cevital teilte mit, die Preise für seine Produkte nicht erhöht zu haben. Zuvor hatten vier Konkurrenten erklärt, ihre Preiserhöhungen auszusetzen.
SDA/oku
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