Der «Terminator» ist zurück
In der jüngsten Reanimation gehört die Show nicht Arnold Schwarzenegger, sondern einem starken Frauentrio.

Fängt das also wieder an, dass ein nackter Mensch scheinbar aus dem Nichts auf die Erde fällt. Nur dass es diesmal kein Mann ist, der da zu Beginn aus der Zukunft purzelt, sondern eine Frau, welche – nachdem sie blauen Blitzen entstiegen ist und eine kurze Schockstarre überwunden hat – wie wild um sich schlägt. Es trifft die anrückende Polizei von Mexiko-Stadt. Und der Trick funktioniert.
Jedenfalls wirkt der Anfang von «Terminator: Dark Fate» ähnlich, wie man die ersten beiden «Terminator»-Filme in Erinnerung hat. Es ist, als befinde man sich in einem einzigen grossen Showdown. Mit dem Unterschied, dass die unvermittelt losprügelnde Grace (Mackenzie Davis) kein böser Roboter ist, sondern ein genetisch verbesserter Mensch, der im Lauf des Films eine ähnliche Beschützermission verfolgt wie einst der von Arnold Schwarzenegger verkörperte T-800 in «Terminator 2».
Zentrale Referenz: «Terminator 2»
Dass jener Science-Fiction-Klassiker von 1991 als zentraler Referenz- und Anknüpfungspunkt für das aktuelle Werk von Tim Miller («Deadpool») dient, ist kein Zufall, sondern gehört zur Geschäftsstrategie. In erzählerischer Hinsicht bedeutet das: Alles, was sich in diesem Universum nach 1991 ereignete (es gab drei weitere «Terminator»-Filme und drei Serien), wird in «Dark Fate» ignoriert. Der Grund: «Terminator 2» ist mit Abstand der beliebteste und erfolgreichste Film der von James Cameron («Titanic», «Avatar») erdachten Serie. Und dieser Cameron ist nach 28 Jahren Pause erstmals wieder dabei – wenn auch nur als Produzent.
Dass ein solches Bring-back-Konzept gut funktioniert, konnte man zuletzt bei der Horrorfranchise «Halloween» (2018) beobachten: Dort wurde ebenfalls ans Original (1978) angeknüpft und Regisseur John Carpenter als Komponist zurückgeholt, während ein Frauentrio unter Führung der reaktivierten Original-Screamqueen Jamie Lee Curtis dem Mann mit der Maske die Stirn bot. So liess sich ein älteres und jüngeres Publikum gleichzeitig begeistern, der 10 Millionen Dollar teure Film balancierte solide zwischen Nostalgie und aufgefrischtem Schrecken. Weltweit spülte das den Machern 255 Millionen Dollar in die Kassen.
Linda Hamilton als graue Leitwölfin
Warum also dieses Konzept nicht auch auf die «Terminator»-Franchise anwenden, nochzumal die Kampfroboter hier von einer ähnlichen Unzerstörbarkeitsfaszination leben wie der «Halloween»-Schlitzer? Tatsächlich begegnen wir auch in «Dark Fate» (geschätztes Budget: 160 bis 200 Millionen Dollar) einem generationenübergreifenden Frauentrio, wobei die letztmals 1991 als Sarah Connor zu sehende Linda Hamilton als graue Leitwölfin fungiert. So weit, so konsequent bezüglich weiblicher Actionfiguren.
Dieser Sarah und der aus der Zukunft gefallenen Grace kommt nun die Aufgabe zu, die junge Mexikanerin Dani (Natalia Reyes) vor einem ebenfalls aus der Zukunft angereisten Rev-9-Roboter (Gabriel Luna) zu beschützen. Und wie damals der T-1000 in «Terminator 2» besteht auch diese Maschine aus einer Art Flüssigmetall, die vielerlei Formen annehmen und sich selbst aus Partikeln wieder zusammensetzen kann.

So kommts dann zwangsläufig zu einem Rückzugsgefecht des weiblichen Trios. Man flüchtet von Mexiko zurück in die USA, was insofern bemerkenswert ist, als da in diesem Flüchtlingstreck zwei weisse Frauen mitreisen. Und die ahnungslose Dritte – die Latina Dani – ist jene Hoffnung der Menschheit, wie sie einst auch Sarahs Sohn John Connor verkörperte.
John, das sehen wir in einer Rückblende, wurde 1998 in einer Bar in Guatemala erschossen – und zwar ausgerechnet von jenem T-800 (Schwarzenegger), der Connor in «Terminator 2» noch beschützte. Die Menschheit hat dann trotzdem überlebt, aber die Bedrohung ist geblieben, da die in der Zukunft besiegte künstliche Intelligenz einfach durch eine andere ersetzt wurde. Ob das logisch alles aufgeht?
Katastrophische Häppchen aus der Zukunft
Fakt ist jedenfalls, dass in «Dark Fate» ziemlich viel über Zukunft, Schicksal und folgenreiche Entscheidungen geredet wird, wobei sich dieses Reden auf stichwortartige Einwürfe beschränkt. Dazu werden katastrophische Häppchen aus einer aschgrauen Zukunft gereicht. Und zur Halbzeit des Films trifft Sarah Connor auch noch auf den Mörder ihres Sohnes, mit dem sie fortan kooperieren soll.
Das ist vielleicht etwas viel aufs Mal und wirkt in der Summe überkonstruiert. Man merkt das auch daran, dass in den explosionsfreieren Momenten (wenn also nicht gerade in abstürzenden Flugzeugen gekämpft wird) recht wenig passiert. Wie sich die von Schwarzenegger gespielte Maschine über die Jahre vermenschlicht hat, ist zwar durchaus ein interessanter Aspekt. Umso bedauerlicher, dass diese Figur – kaum ist sie aufgetaucht – in ein notorisches Dauerquasseln verfällt. Kein Vergleich zu den träfen Sprüchen von früher.

Weit schlimmer ist jedoch der Umstand, dass jene allzu tötungsbereite Flüssigmetall-Maschine so gar nichts Furchteinflössendes an sich hat. Kein Vergleich zu «Terminator 2», und man sieht da sehr gut, weshalb ein Film immer nur so gut ist wie sein Bösewicht.
Zum Glück sind da aber noch die Frauen, allen voran Linda Hamilton, die mitunter hart an der Grenze zur Überentschlossenheit spielt. Aber der Schmerz, den ihre Figur in sich trägt, ist jederzeit spürbar. Natalia Reyes erfährt als Durchschnittslatina, die notgedrungen zur Kämpferin mutiert, eine solide Entwicklung.
Emotionales Highlight: Mackenzie Davis
Das eigentliche Highlight des Films ist aber Mackenzie Davis alias Grace. Diese Kämpferfigur ist aufgrund der genetischen Aufrüstung widerstandsfähiger als normale Menschen. Gleichzeitig ist sie aber auch verwundbarer, wenn sie sich jeweils so stark verausgabt, dass sie zu einem zitternden Häufchen zusammenfällt und jeweils eine halbe Apotheke braucht, um wieder auf die Beine zu kommen.
Wenn Davis diese Verletzlichkeiten herausstreicht, sind das die besten Momente des Films. Und man erinnert sich, wie gut «Terminator 2» damals auf der Gefühlsebene funktionierte, weil dem tapsigen Schwarzenegger ein quirliger Teenager (Edward Furlong) zur Seite gestellt wurde. Furlong, seit Jahren in der Versenkung verschwunden, hätte in «Dark Fate» eigentlich auch dabei sein sollen. Doch ausser der kurzen Eröffnungsszene, wo John Connor stirbt, ist von ihm nichts zu sehen. Schade um dieses mutmasslich verpasste Mitgefühl.
«Terminator: Dark Fate» läuft ab dem 24.10.2019 in Schweizer Kinos.
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