Zufrieden, trotz weniger Lohn
Selbstständigkeit, Arbeiten in der Natur und der Kontakt mit Tieren: Schweizer Bauern sind laut einer Umfrage zufriedener mit ihrem Beruf als der Rest der Bevölkerung. Doch die Zukunft sieht etwas düsterer aus.
Die Bauern und Bäuerinnen in der Schweiz sind mit ihrem Beruf mehrheitlich zufrieden. Trotz langen Arbeitszeiten und geringerem Verdienst als die übrige Bevölkerung sehen sie in ihrem Job mehr positive als negative Seiten, wie eine Umfrage zeigt.
Besonders positiv an ihrem Beruf finden Bauern und Bäuerinnen die Selbstständigkeit, das Arbeiten in der Natur und der Kontakt mit den Tieren. Das ist das Ergebnis einer Umfrage, die vom Forschungsinstitut gfs-zürich durchgeführt und im Agrarbericht 2013 des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) am Dienstag veröffentlicht wurde.
Als Schattenseite des Bauernberufs erweisen sich die langen Arbeitszeiten. Diese nannten die Landwirte am häufigsten als negativen Aspekt ihres Berufes. Auch die vielen Vorschriften beziehungsweise die häufig ändernden Rahmenbedingungen stören die Bauern. Als Nachteile empfunden werden zudem die geringe Freizeit und der geringe Verdienst.
Unzufrieden mit Einkommen
Die Bauern sind denn auch deutlich unzufriedener mit dem Einkommen als die übrige Bevölkerung. Was die politischen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen, die Freizeit und den allgemeinen Lebensstandard betrifft, zeigten sich die Landwirte ebenfalls weniger zufrieden als der Rest der Bevölkerung.
Wie das BLW schreibt, liegen die Zufriedenheitswerte der Bauern seit der ersten Erhebung 2001 im Durchschnitt tiefer als bei der übrigen Bevölkerung. Im Vergleich zu den ersten Befragungen habe sich die Zufriedenheit der Bauern mit dem Einkommen, den Rahmenbedienungen sowie in punkto Freizeit tendenziell verbessert, oder sie sei gleich hoch geblieben.
Anders entwickelte sich die Zufriedenheit in den «Lebensbereichen» Familie, Gesundheit, Ausbildung und Erwerbsarbeit: Hier sind die Bauern zwar grundsätzlich zufrieden, im Vergleich zu früher aber nicht zufriedener geworden.
Selbstversorgungsgrad bleibt stabil
Wie der Agrarbericht 2013 weiter aufzeigt, hat sich der Selbstversorgungsgrad - der derzeit im Visier von gleich zwei Volksinitiativen steht - in den letzten Jahren nur wenig verändert. 2000/2002 betrug er brutto 62 Prozent, in den Jahren von 2008 bis 2011 schwankte er zwischen 60 und 64 Prozent.
Netto, das heisst ohne aus importierten Futtermitteln hergestellte tierische Produkte, lag der Selbstversorgungsgrad zwischen 55 und 57 Prozent (2000/2002: 56 Prozent).
Sowohl der Schweizerische Bauernverband (SBV) als auch die SVP zielen mit je einer Initiative auf den Selbstversorgungsgrad. Die SVP will ab Anfang 2014 Unterschriften für die «Ernährungs- und Landwirtschaftsinitiative» sammeln; die SBV-Delegierten entscheiden am 20. November, ob der Verband seine «Initiative für die Ernährungssicherheit» lanciert.
Wettbewerbsfähigkeit und Marktorientierung
Kaum ist die Agrarpolitik 2014-2017 unter Dach und Fach, beginnt die Arbeit an der Zukunft. Im sich wandelnden globalen und nationalen Umfeld sollen sich die Landwirte und Landwirtinnen mehr am Markt orientieren und weiter Kosten senken, um zu überleben. Wohl nicht nur zu ihrer Zufriedenheit, wie eine Umfrage zeigt.
So stören sich die Bauern an den vielen Vorschriften beziehungsweise an den sich häufig ändernden Rahmenbedingungen, wie dem Agrarbericht 2013 des Bundesamtes für Landwirtschaft (BLW) zu entnehmen ist, der am Dienstag im Inforama Rütti in Zollikofen BE präsentiert wurde.
Und nun - bevor die neue Landwirtschaftspolitik überhaupt umgesetzt ist -, planen die politischen Verantwortlichen bereits die Zeit nach 2017. Schlagworte sind Wettbewerbsfähigkeit, Qualitätssteigerung und Marktorientierung.
Die landwirtschaftliche Produktion müsse künftig die Märkte besser bedienen, sagte Bundesrat Johann Schneider-Ammann bei der Präsentation des Agrarberichtes 2013. Die Produktion bestimme nicht Bern, sondern die Branche.
Joghurt für Hongkong
Zudem verlangten die Konsumentinnen und Konsumenten nach qualitativ hochstehenden Produkten. Und mit Kostenoptimierungen, wie etwa der gemeinsamen Beschaffung von Maschinen, steige auch die Wettbewerbsfähigkeit, skizzierte Schneider-Ammann die künftigen Herausforderungen für Bäuerinnen und Bauern.
Zugleich eröffneten Freihandelsabkommen wie dasjenige mit China neue Nischenmärkte. So könnten künftig qualitativ hochstehende Produkte wie Joghurt zu Premium-Preisen der wachsenden Mittelschicht in Hongkong und Shanghai verkauft werden.
Bundesrat Schneider-Ammann erinnerte daran, dass die Schweiz Teil eines Welternährungssystems sei und die globalen Entwicklungen ihr nicht egal sein dürften. Ihre agrarpolitischen Rahmenbedingungen seien stark vor der Aussenwelt geschützt. Im Spannungsfeld zwischen wachsender Weltbevölkerung, zunehmendem Wohlstand, steigender Nachfrage, höheren Preisen und dem Klimawandel «müssen wir unseren Weg finden».
Selbstversorgungsgrad ist garantiert
Die Schweiz «muss die Versorgung aus eigenen Kräften sicherstellen», Produkte anpassen trotz begrenzten Ressourcen - vor allem dem knappen Gut Boden. «Wir verfolgen eine Politik, die uns den Selbstversorgungsgrad halten lässt», versicherte Schneider-Ammann. Und die Agrarpolitik 2014-2017 garantiere einen Selbstversorgungsgrad. Dieser betrage zurzeit brutto 60 Prozent.
Den geplanten Initiativen, welche einen bestimmten Grad an landwirtschaftlicher Selbstversorgung in der Bundesverfassung festschreiben möchten oder Ernährungssicherheit fordern, steht Schneider-Ammann «höchst skeptisch» gegenüber.
Er befürchtet eine mögliche «Einbusse der Flexibilität», wenn sich das Umfeld verändert. «Wir dürfen unsere Landwirtschaft nicht zu fest fixieren und isolieren.» Die inhaltlichen Diskussionen will er aber für die Ausgestaltung der künftigen Agrarpolitik nutzen.
Harte Zahlen zeigen harte Realität
Gemäss Agrarbericht werden Bauernbetriebe in der Schweiz immer grösser: Es gibt immer weniger Betriebe mit weniger als 25 Hektaren Land; die Anzahl Betriebe mit mehr Land nimmt hingegen zu. «Die Leute wollen Perspektiven», sagte BLW-Direktor Bernhard Lehmann bei der Präsentation des Berichts.
Überraschend ist für ihn die Tatsache, dass trotz der guten Wirtschaftslage die mehr Betriebe, welche im Nebenerwerb gepflegt werden, dicht machen. Der Rückgang ist bei den Haupterwerbsbetrieben geringer. Insgesamt zählte die Schweiz 2012 noch 56'575 Bauernbetriebe. Im Jahr 2000 waren es 70'537.
SDA/wid
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch