Hochwasserschutz wird verstärktMehr Schutz vor der wilden Sihl
Wenn die Sihl die Zürcher City überflutet, drohen Milliardenschäden. Deshalb wird in Langnau ein Rechen gebaut – und eventuell ein SBB-Tunnel geflutet.
Von Jürg Rohrer Langnau/Zürich – Damit die Zürcher Innenstadt nicht von der Sihl überflutet werden kann, plant der Kanton einen grossen Schwemmholzrechen oberhalb von Langnau am Albis. Er soll bei Hochwasser verhindern, dass sich Schwemmholz unter den Brücken der Stadt Zürich verkeilt, das Wasser staut und Überschwemmungen verursacht. Eine Überschwemmung der City könnte zu Schäden von mehreren Milliarden Franken führen, da hohe Sachwerte und die Infrastruktur oftmals im Untergrund liegen, schreibt die Baudirektion in einer Mitteilung vom Montag. Hinzu kämen kaum bezifferbare volkswirtschaftliche Kosten durch Betriebsstörungen oder die Zerstörung der Infrastruktur – etwa in den unterirdischen Bahnhöfen. In den letzten dreissig Jahren habe es in der Schweiz auffällig viele Extremwetterlagen und Hochwasser gegeben, schreibt die Baudirektion weiter, weshalb die Wahrscheinlichkeit eines Extremhochwassers steige. 2005 sei die Stadt Zürich nur knapp grossen Hochwasserschäden entronnen; hätte sich das Niederschlagszentrum damals nicht im Berner Oberland befunden, sondern oberhalb der Sihl, wären grosse Teile der Stadt Zürich überschwemmt, Menschen gefährdet und immense Schäden verursacht worden. Aus diesem Grund will der Kanton den Hochwasserschutz langfristig verstärken. Bereits erfolgt ist die Ausbaggerung der Sihl beim Hauptbahnhof, um mehr Durchfluss zu ermöglichen. Das Bundesamt für Umwelt hat eine Abflussprognoseplattform eingerichtet für alle grossen Gewässer, und im Kanton gibt es ein Vorhersagesystem für die Sihl. Damit können die Pegel von Zürich- und Sihlsee so geregelt werden, dass sie bei starkem Regen als Rückhaltebecken dienen und den Abfluss unterhalb begrenzen. Ein Acker wird ausgebaggert Als Nächstes soll in Langnau am Albis ein grosser Schwemmholzrückhalt gebaut werden. Im Gebiet Rütiboden, wo die Sihl eine malerische Rechtskurve macht, wird der Acker um mehrere Meter abgetragen. Neu wird eine Kieslandschaft entstehen, die bei Hochwasser als Rückhalteraum für Schwemmholz dient. Ein Längsdamm im Flussbett wird mit schweren, mehrere Meter hohen Pfählen bestückt, die das Holz am linken Ufer wie in einem Trichter auffangen. Für die Projektierung dieses Vorhabens hat der Regierungsrat 1,3 Millionen Franken bewilligt, die Baukosten werden auf über 10 Millionen geschätzt. Die Bauzeit dauert voraussichtlich von 2013 bis 2015. Abfluss durch den Stadttunnel Im Amt für Abfall, Wasser, Energie und Luft werden überdies weitere Möglichkeiten des Hochwasserschutzes für die Zürcher City geprüft: Flutkorridore zum Beispiel, durch die ein Teil der Sihl am Hauptbahnhof vorbeigeleitet werden kann. Infrage käme etwa der Eisenbahntunnel Enge–Wiedikon, einzelne Strassenzüge oder in ferner Zukunft der Stadttunnel. Diskutiert wird auch der Ausbau des Sihlsees, Rückhaltebecken im Sihltal oder Entlastungsstollen, die Wasser von der Sihl in den Zürichsee leiten. Der Schwemmholzrechen und ein möglicher Stollen mit mindestens 5 Meter Durchmesser wird heute Abend im Gemeindehaus Thalwil der Bevölkerung vorgestellt.
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