Bekenntnis zur eigenen StadtZürcher Impftram stellt Basler Bus in den Schatten
Die Impfkampagne nimmt dank mobiler Stationen wieder Fahrt auf. Gut so! Der Basler Bus führt bereits zu Neid auf dem Land – doch vielleicht haben die Zürcher die Nase vorn. Eine Stilkritik.

Basel behauptet sich an der Tabellenspitze. In kaum einem anderen Kanton ist die Impfquote höher als am Rheinknie, 57 Prozent der Bevölkerung von Basel-Stadt gelten – Stand Mittwochmorgen – als vollständig geimpft.
Damit die Kampagne nicht einschläft, ist seit Anfang Woche neu ein Impfbus unterwegs. Zum Start der Tour bildeten sich laut dem Gesundheitsdepartement lange Schlangen vor dem Doppeldecker-Oldtimer.
Allein die Ankündigung des auffälligen roten Fahrzeugs hatte südlich der Hülftenschanze Neid zur Folge. «Zürich, Bern, Schaffhausen, Zug, Schwyz und neu auch Basel-Stadt haben Impfbusse. Und das Baselbiet…?», fragte Landrat Jan Kirchmayr auf Twitter. Der Baselbieter SP-Politiker setzt sich schon länger für die Anschaffung eines solchen Gefährts ein.
Kirchmayrs frecher Tweet rief die Kommunikationsabteilung des Kantons auf den Plan. «BL hatte als einer der ersten Kantone mobile Teams, die in bestehende Infrastrukturen impfen gehen», konterten die Behörden, «was effizienter und günstiger ist als ein Bus.» Baselland belegt ebenfalls einen oberen Tabellenplatz im interkantonalen Impfranking.
Das basel-städtische Gesundheitsdepartement kann sich jedenfalls nicht über mangelnde Aufmerksamkeit und fehlende Nachfrage beschweren: Wer oder was sollte einen roten Doppeldecker toppen? Wer oder was könnte den Basler Impfbus in den Schatten stellen?
Die Antwort darauf ist aber leider ebenso einfach wie naheliegend: Zürich. Nicht, dass das Impfgefährt in der Limmatstadt schöner oder auffälliger wäre als jenes am Rheinknie. Im Gegenteil: Es ist in den sattsam bekannten heraldischen Farben der Stadt gehalten, Blau und Weiss, und sticht kaum heraus. Gut möglich, ja wahrscheinlich würde der rote Doppeldecker daneben viel aufregender wirken.
Allein, der Punkt ist ein anderer: Die Zürcher können nicht nur einen Impfbus ihr Eigen nennen – den gibts in dem Kanton auch –, sondern seit kurzem auch ein Impftram. Man kann dieses als Bekenntnis zum eigenen Fuhrpark verstehen: Seht her, unser Tram, in Blau und Weiss gekleidet, ist jetzt als Impfmobil unterwegs!

Und was macht die stolze Drämmli-Stadt Basel? Sie mietet einen roten Londonbus hinzu, der streng genommen nicht einmal ein Londonbus ist. Wie der Basler Twitter-Kolumnist Jean Rebmann alias Grabmacherjoggi bemerkte, handelt es sich hierbei um einen «Bristol Lodekka, wie er 1949–68 für Landlinien in Grossbritannien hergestellt wurde». Ein Bekenntnis Basels zur eigenen Verkehrs-DNA sieht anders aus.
Simon Bordier ist Nachrichtenredaktor und Kulturjournalist bei der «Basler Zeitung». Er begann 2013 als freier Autor bei der «Luzerner Zeitung», 2015 stiess er zur BaZ.
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