Zürcher Headhunter sucht neuen UBS-Chef
Während der überraschend zum Interimschef der UBS ernannte Sergio Ermotti eine Verkleinerung der Investmentbank ankündigt, hat der Verwaltungsrat die Suche nach einem permanenten Chef lanciert.

Die UBS setzt auf die in Zürich domizilierte internationale Headhunter-Firma Egon Zehnder AG, um einen Ersatz für den zurückgetretenen Oswald Grübel an der Spitze der Grossbank zu finden. Das schreibt das «Wall Street Journal» (Artikel kostenpflichtig) unter Berufung auf Insider.
Ausserdem habe die UBS mindestens einen möglichen externen Kandidaten kontaktiert: Den ehemaligen Co-Leiter der US-Investmentbank J.P. Morgan Chase & Co. Es habe sich aber - ebenfalls unter Berufung auf eine «Person, die mit der Sache vertraut ist» - lediglich um eine erste Kontaktaufnahme gehandelt.
Die UBS gibt auf Anfrage bekannt, ein Headhunter sei engagiert worden. Der Name werde allerdings nicht veröffentlicht. Ausserdem habe der Verwaltungsrat bislang keinen externen Kandidaten kontaktiert.
Das «Wall Street Journal» glaubt Ermotti habe gute Karten, den Chefposten auch nach dem nächsten Frühling zu behalten. Allerdings habe er nie einer Firma vorgestanden. Für den in London lebenden Amerikaner Winters spreche sein Ruf als guter Risikomanager sowie seine Beteilung an den Vorschlägen zur Regulierung des Bankensektors in Grossbritannien. Seine Handicaps: Auch er habe nie eine grosse Bank geleitet und habe kaum Erfahrung mit dem Vermögensverwaltungsgeschäft – dem «Kronjuwel der UBS».
Investmentbank mit weniger Risiko
Die Investmentbank sei in vielen Bereichen ein führender Anbieter und wichtig für private wie auch institutionelle Kunden, schrieb Sergio Ermotti in einem Brief an die Mitarbeiter, welcher der Nachrichtenagentur sda vorliegt.
Die UBS werde weiterhin in ihre Kernkompetenzen investieren. Die Investmentbank werde aber insgesamt weniger komplex sein und weniger Risiken eingehen sowie weniger Kapital beanspruchen, schrieb er weiter. Ermotti war am Samstag zum Konzernchef ad interim ernannt worden, nachdem sein Vorgänger Oswald Grübel wegen des Handelsskandals in London zurückgetreten war.
Analysten fordern von der Bank, das kapitalintensive Handelsgeschäft mit Festzinsanlagen, Devisen und Rohstoffen (FICC) zurückzufahren und sich aus dem Handel auf eigene Rechnung zu verabschieden.
Ethos verlangt Abtrennung
Der einflussreiche Schweizer Aktionärsvertreter Ethos verlangt eine Abtrennung des Investmentbankings. Die UBS werde an dem Modell der integrierten Bank festhalten, bei dem sich Vermögensverwaltung, Investmentbank und Asset Management sowie das Schweizer Geschäft gegenseitig ergänzen, erklärte Ermotti.
Neben den strategischen Plänen, deren Einzelheiten Mitte November vorgelegt werden sollen, gehe es nun auch darum, die Untersuchung des Londoner Vorfalls zum Abschluss zu bringen. Sowie Klarheit bestehe, würden die notwendigen Korrekturen umgesetzt, schrieb der UBS-Chef weiter. Ein inzwischen festgenommener Händler hatte UBS einen Verlust von 2,3 Milliarden Dollar eingebrockt und damit Zweifel am Risiko-Management der Bank aufkommen lassen.
Dass er lediglich für die nächsten Monate als Interims-Chef eingesetzt wurde, werde ihn nicht bremsen, schrieb der 51-jährige Banker ausserdem. Der Verwaltungsrat habe ihm die volle Verantwortung als CEO der Gruppe übertragen. «Und ich habe vor, meine Befugnisse vollumfänglich zu nutzen.»
Umstrittene Mandate
Wie am Donnerstagabend bekannt wurde, wird Ermotti zudem seine privaten Verwaltungsratsmandate abgeben. Die Übergabe der Mandate in neue Hände wird rasch, aber geordnet stattfinden, wie aus einer Medienmitteilung der UBS hervorgeht.
Nach dem Wechsel auf dem Chefsessel der UBS wurde Ermotti in Medienberichten wegen Mandaten bei anderen Gesellschaften kritisiert - namentlich bei solchen mit Sitz im Steuerparadies Panama. Für die UBS haben die Medienberichte der vergangenen Tage «rufschädigende Unwahrheiten» enthalten.
Die Bank betonte zudem, dass sie seit dem Eintritt Ermottis in die Konzernleitung im Frühling über dessen nebenberufliche Engagements informiert gewesen sei und diese ausdrücklich bewilligt habe. Bezug nehmend auf einen Bericht in der «Handelszeitung» wies eine UBS-Sprecherin am Donnerstagmorgen zudem darauf hin, dass Ermotti besagte Mandate nur unter der Bedingung angenommen habe, dass der Sitz der Firmen in die Schweiz überführt werde.
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