Zürcher Forscher knacken den Abwehrschild des Aids-Virus
Forscher an der Universität Zürich haben entdeckt, wie der Schutzschild des Aids-Virus gegen die körpereigene Immunabwehr funktioniert. Das neue Wissen könnte zur Entwicklung eines Impfstoffes gegen HIV führen.

An den Zürcher Universitäten wird Interdisziplinarität grossgeschrieben – und dies zahlt sich aus: Eine Forschergruppe mit Vertretern vom Institut für Medizinische Virologie der Universität Zürich, von der Klinik für Infektionskrankheiten des Zürcher Universitätsspitals und vom Institut für Integrative Biologie der ETH Zürich hat herausgefunden, wie das Aids-Virus (HIV) seine Hülle vor Angriffen unseres Immunsystems schützt.
Das Wissen könnte dabei helfen, eine Aids-Impfung zu entwickeln, wie Virologin Alexandra Trkola, die das Forschungsprojekt an der Universität Zürich über die letzten vier Jahre koordiniert hat, gegenüber Redaktion Tamedia bestätigt.
Schlaufen schützen das HI-Virus vor dem Immunsystem
Das Aids-Virus sieht aus wie eine winzige Kugel, aus der etwa ein Dutzend Stacheln ragen. Der Erreger nutzt diese Stacheln, die Hülleiweisse, um in unsere Körperzellen einzudringen und sich dort zu vermehren. Doch die Stacheln bieten auch Angriffsfläche: Alle Antikörper, die unser Immunsystem gegen das Virus herstellt, um dieses zu neutralisieren, richten sich gegen die Hülleiweisse. Um dem Immunsystem zu entgehen, verändert sich der Aids-Erreger im Körper immer wieder.
An der Universität Zürich wurden nun Virenteile gefunden, die bei dieser Abschirmung eine besondere Rolle spielen. Die Stacheln am HI-Virus besitzen nämlich molekulare Schutzschilde, die für das Virus besonders wichtige Strukturen vor den Antikörpern abschirmen. Die Schilde bestehen aus zwei Eiweissteilen, die sich wie Schlaufen um die Viren-Stacheln winden. Fehlen die Schlaufen, kann das Immunsystem den Aids-Erreger ohne Probleme hemmen, wie die Forscher herausfanden.
Vorarbeit zur Entwicklung eines Impfstoffes
Das Wissen um die Bedeutung und die Lage der Schlaufen könnte dabei helfen, eine Impfung gegen Aids zu entwickeln. «Das Wissen über das HI-Virus ist bereits recht gross. Was bis anhin aber gefehlt hat, sind Informationen über die präzise Faltung des Schutzschildes am Hülleneiweiss an der Oberfläche des Virus», sagt Alexandra Trkola.
Mit einem speziellen Verfahren, bei dem Probenmaterial von Aids-Patienten verwendet wurde, sei es der interdisziplinären Forschungsgruppe nun gelungen, die Position dieser Schlaufen viel genauer als bisher zu bestimmen. Dies eröffne neue Perspektiven für die Aids-Prävention und Therapie: Mit einer Kombination aus einem Impfstoff, der die körpereigenen Abwehrfunktionen für das HI-Virus hochrüstet, und der Verabreichung von Zusatzstoffen, die die Vernichtung des HIV-Abwehrschildes herbeiführen, müsse es möglich sein, dem Aids-Erreger seine Gefährlichkeit zu nehmen.
«Noch ist dieses Szenario ein Hirngespinst», sagt die österreichische Forscherin, die an der Universität Zürich lehrt. «Doch alle grossen Entdeckungen haben einst als irrwitzige Träumereien begonnen.» In einem nächsten Schritt will die Forschergruppe untersuchen, wie sich die Eiweissschlaufen des Abwehrschilds im Lauf einer Aids-Erkrankung verändern.
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