Zürcher Ablenkung vom tristen Alltag
Der FCZ ist in der Gruppe D mit Sporting, Lazio und Vaslui nur ein Aussenseiter. Zum Auftakt der Europa League trifft er heute auf Lissabon, das aufgerüstet hat.
Für den Vorstoss in die Gruppen-Phase der Champions League genügte das Format Zürichs gegen Bayern bei Weitem nicht. In der tiefer bewerteten Europa League ist die Konkurrenz nun allerdings nur um Nuancen weniger attraktiv und stark. Sowohl Sporting als auch Lazio wirtschaften im Vergleich zu einem Super-League-Vertreter in einer anderen Preisklasse. Zur Erinnerung: 2008 fertigte Sporting den FC Basel in vier Partien mit dem Gesamtskore von 8:0 ab.
Vaslui, Rumäniens Überraschungsteam der letzten Saison, schaltete auf dem Weg in die Gruppenphase Sparta Prag aus. Das multi-nationale Ensemble ist keinesfalls zu unterschätzen. Auf dem Papier ist Zürich bestenfalls die Nummer 3. Vier Jahre nach der letzten Qualifikation für die 1/16-Finals wäre ein ähnliches Ergebnis als Effort zu taxieren.
Wieder positive Schlagzeilen?
Sorgenfrei sind die Zürcher wie schon zu Beginn der europäischen Kampagne nicht. Für sie ist die internationale Bühne womöglich abermals die Plattform, um sich temporär vom grauen Alltag lösen zu können. Die Situation im Championat hat sich erneut verschlechtert: Der leichte Aufwärtstrend flachte mit dem vermeidbaren 1:3 in Luzern bereits wieder ab.
Im Kerngeschäft kommt das Team von Urs Fischer partout nicht auf Touren. Einzelne Exploits wie gegen Lüttich, YB oder Basel gelangen dem an sich gut bestückten Team gleichwohl. Das Potenzial wäre vorhanden. Vor allem deshalb ist nicht ausgeschlossen, dass der FCZ ausgerechnet gegen das klar favorisierte Sporting wieder positive Schlagzeilen produziert. Allerdings: Neben Captain Silvan Aegerter fällt mit Dusan Djuric ein weiterer Mittelfeldspieler aus.
Sportings radikaler Veränderungsprozess
Für Zürich ist der Zeitpunkt des Duells mit dem «Sporting Clube de Portugal» womöglich günstig. Der Verein hat einen fundamentalen Umbau hinter sich und ist unter dem neuen Coach Domingos Paciencia (ex Braga) nur mässig gestartet. Im Playoff gegen den namenlosen FC Nordsjaelland (Dä) blieb der Equipe eine Blamage nur knapp erspart.
Das Team ist nicht einmal mehr ansatzweise mit jenem der letzten Meisterschaft zu vergleichen. 18 Transfers wickelte Sporting ab. Teure Nationalspieler wie der Brasilianer Elias (Atletico), der Bulgare Bojinov (Parma), der Spanier Jeffren (Barcelona) oder der US-Professional Oguchi Onyewu (Milan) wurden engagiert. Gegen 50 Millionen Euro legt Sporting für das aktuelle Geschäftsjahr aus.
Die Ungeduld wächst
Die letzte Saison beendete Sporting 36 Punkte hinter Meister Porto. Der kolossale Rückstand kam für den 18-fachen Champion einer unerträglichen Demütigung gleich. Der Klub und seine 88'274 registrierten Mitglieder träumen von anderen Zahlen. Die im vergangenen März eingesetzte Klub-Führung will auf nationaler Ebene trotz Schulden so rasch wie möglich wieder angreifen. Dank privaten Investoren und üppigen Bankgarantieren hofft sie, den finanziellen Kraftakt unbeschadet überstehen zu können.
Sportings letzter grosser Titelgewinn liegt bald zwölf Jahre zurück. Die Ungeduld im nervösen Umfeld wächst unaufhaltsam. Für Rui Miguel Gomes, den Sporting-Experten der Zeitung «O Jogo», kam der radikale und kostspielige Veränderungsprozess im Sommer deshalb nicht überraschend: «Sporting hat eine lange Tradition, viel zu verändern, wenn man nichts gewinnt.»
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