Zu gefährlich: Tram fährt abends nicht mehr nach Saint-Louis
Nachdem Tramchauffeure mit Laserpointer angegriffen wurden, weigerten sie sich, nach Saint-Louis zu fahren. Das hat nun Konsequenzen.

Die Tramlinie 3 bleibt das Sorgenkind der BVB. Seit der Inbetriebnahme im Dezember 2017 gibt es Probleme mit der Strecke nach Frankreich. So kam es immer wieder zu Vandalenakten gegen die Trams. Nach einem Steinwurf auf ein fahrendes Tram setzten die BVB seit Herbst Sicherheitspersonal ein, das die Trams stundenweise begleitet.
Nun hat sich die Situation aber zugespitzt. In den vergangenen Tagen gab es mehrere Angriffe mit Laserpointern auf das Fahrpersonal. Eine Tramchauffeurin der Linie wurde dabei gar verletzt. Sie befinde sich in ärztlicher Behandlung.
Aus Sicherheitsgründen haben die BVB nun entschieden, die Strecke zwischen Burgfelderhof und Gare de Saint-Louis ab sofort zwischen 20 Uhr und Betriebsschluss nicht mehr zu bedienen. Die Trams wenden künftig beim Burgfelderhof. Diese Regelung gelte «bis auf Weiteres».
Nachdem es im Herbst einige Vorfälle gegeben hatte, habe sich die Situation zunächst wieder beruhigt sagt BVB-Sprecher Benjamin Schmid. «Doch letzten Dienstag begannen die Laserattacken. Freitag, Samstag und Dienstag kam es zu weiteren solchen Angriffen. Nun geht es definitiv gegen Leib und Leben. Da könne wir nicht länger zuschauen.»
Auch Steine flogen wieder gegen die Trams
Bei den Laserattacken ist es offenbar nicht geblieben. Laut Schmid wurden in den letzten Tagen auch wieder Steine gegen die Trams geworfen. «Ob sie die Trams absichtlich oder nur zufällig trafen, weil sich Gruppen mit Steinen bewarfen, wissen wir nicht. Es spielt für uns auch keine Rolle. Die Sicherheit der Fahrgäste und des Personals ist so nicht gewährleistet», sagt Schmid. Warum sich die Situation in den letzten Tagen so zuspitzte, ist unklar. «Vielleicht, weil die Leute mit den warmen Temperaturen mehr draussen sind», spekuliert der BVB-Sprecher.
Der Entschluss ist auch mit Rücksicht auf die Stimmung beim Fahrpersonal gefallen. «20 Minuten» berichtete vor einigen Tagen, dass sich einzelne Fahrer inzwischen weigern, nach Saint-Louis zu fahren, weil sie Angst vor Angriffen haben.
Die Mehrheit der Vorfälle hat sich gemäss BVB in den Abendstunden abgespielt. Das eingesetzte Sicherheitspersonal sei gegen Laserpointer machtlos, sagt Schmid. «Sie können das Tram voll von Sicherheitsleuten haben, gegen eine Laserattacke sind sie chancenlos.» Dennoch wollen die BVB nun deren Einsatz «wieder hochfahren».
Keine Ersatzbusse
Ersatzbusse wird es nicht geben. «Wir erwarten von den zuständigen französischen Behörden nun endlich griffige und nachhaltige Massnahmen, damit ein sicherer Betrieb dieses Abschnitts wieder möglich ist», sagt Bruno Stehrenberger, Leiter Verkehr der BVB.
Auswirkungen auf den Fahrplan der betroffenen Tramlinie auf Schweizer Boden habe die Massnahme nicht. Die BVB empfehlen Fahrgästen mit Ziel Gare de Saint-Louis, alternativ die Buslinie 604 von Distribus ab Schifflände zu nutzen.
Auf der Linie 3 kämpfen die BVB mit verschiedenen Sorgen. Unter anderem ist die Zahl der Schwarzfahrer auf dem französischen Teil der Linie doppelt so hoch wie auf dem Schweizer Streckenabschnitt. Vier Prozent aller kontrollierter Fahrgäste sind ohne gültiges Ticket unterwegs. Auf den Abschnitten in der Schweiz liegt die sogenannte Schwarzfahrerquote bei rund zwei Prozent, auf dem Streckenteil im Baselbiet, das vom Verkehrsunternehmen Baselland Transport (BLT) unterhalten wird, liegt die Quote bei knapp 1,8 Prozent.
Teures Projekt
Der Bau der Tramverlängerung war von Beginn an umstritten. Das Projekt kostete mitsamt der in Saint-Louis gebauten Park+Ride-Anlage rund 91 Millionen Franken. Davon entfielen 30 Millionen auf den Abschnitt in der Schweiz und 61 Millionen auf denjenigen in Frankreich.
Verkehrspolitiker aus der Region unterstützen den Entscheid der BVB, die Tramlinie 3 abends aus Sicherheitsgründen einzustellen. Sie nehmen den französischen Staat in die Pflicht.
Für die BVB bedeutet die Einstellung des Betriebs Mindereinnahmen. Dem Transportunternehmen entgehen dadurch Fahrgasteinnahmen. Die Sicherheit der Fahrgäste und des Personals habe Priorität, sagt Schmid. «Und man muss ehrlich sein. Es ist nicht so, dass die Trams um diese Uhrzeit mit Fahrgästen vollgestopft waren.»
Nun macht sich bei den BVB Resignation breit. «Die Geschichte läuft schon über längere Zeit. Wir waren von Anfang an und mehrfach mit den französischen Behörden im Gespräch». Passiert ist offenbar nichts. «Sie haben offensichtlich zu wenig unternommen, sonst wären wir nun nicht an diesem Punkt», sagt Schmid.
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