
Jahrzehntelang hat man gepröbelt, geflickt, gebastelt. Am Aeschenplatz – einst ein Ort mit Charme, heute ein abgasumwölktes Monstrum – haben sich Planer und Politiker die Zähne ausgebissen.
Mal wollten sie, wie in den 1950er-Jahren, das Tram in den Untergrund verbannen und Autos oberirdisch zirkulieren lassen. Mal propagierten sie, wie die Jungliberalen 2016, das Gegenteil: einen unterirdischen Kreisel für Autos.
Den grossen Wurf wagte man nie. Zu aufwendig, zu teuer, lautete das Verdikt. Die Behörden liessen mal hier eine Bodenmarkierung ändern, mal dort eine kosmetische Änderung vornehmen. Der Verkehrsknotenpunkt aber blieb im Bau- und Verkehrsdepartement immer nur eines: das «Aktenzeichen Aeschenplatz, ungelöst».
«Die Sperrung von St.-Alban-Graben und Bankverein würde noch mehr Verkehr auf den Aeschenplatz lenken.»
Jetzt melden sich der Gewerbeverband und die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGÖV) zu Wort. Sie nehmen den Vorschlag des Regierungsrates vom März dieses Jahres auf, der das Chaos am Aeschenplatz unter anderem durch einen Grosskreisel entschärfen will.
Gleichzeitig aber wollen die zwei Organisationen, die sonst nicht am gleichen Strick ziehen, das Regierungskonzept auf fragwürdige Weise ergänzen: Bankverein und St.-Alban-Graben sollen im Gegenzug autofrei werden.
Nach Jahren des Zauderns erleben wir nun also einen Versuch zu zaubern: Gewerbeverband und IGÖV gaukeln uns vor, eine politisch mehrheitsfähige Idee gefunden zu haben, die alle Verkehrsteilnehmenden gleichermassen zufriedenstellt. Doch die Sperrung von St.-Alban-Graben und Bankverein würde noch mehr Verkehr auf den Aeschenplatz lenken. Das als «Gesamtlösung» propagierte Konzept ist eine Scheinlösung.
Statt sich weiter im Kreis zu drehen, sollte die Politik lieber nur diesen Kreisel bauen. Das ist zwar kein grosser Wurf – aber ein pragmatischer Ansatz.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Verkehrsmisere am Aeschenplatz – Zaudern bringt nichts, zaubern hilft nicht
Gewerbeverband und ÖV-Lobby gaukeln uns vor, eine mehrheitsfähige Lösung für das Verkehrschaos gefunden zu haben. Pragmatismus wäre erfolgversprechender.