Yahoo macht Drohung gegen Facebook wahr
Kampf der Internetriesen: Yahoo hat eine Patentklage gegen Facebook eingereicht. Für das soziale Netzwerk kommt diese zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt.
Nur Wochen vor dem Börsengang des sozialen Netzwerks Facebook hat der Internetkonzern Yahoo seine Drohung in die Tat umgesetzt und Facebook wegen Verletzung von Patenten verklagt. Yahoo wirft Facebook gross angelegten Ideenklau vor.
Ohne entsprechende Lizenzabkommen habe Facebook zehn patentierte Technologien im Zusammenhang mit Werbung, Datenschutzkontrolle sowie sozialen Netzwerken genutzt, heisst es in der Klage. Sie wurde gestern im kalifornischen San José eingereicht.
Facebook über Jahre «schwarzgefahren»
«Viele der Technologien, auf denen Facebook fusst, wurden zuerst von Yahoo entwickelt», schrieben die Yahoo-Anwälte. Über Jahre sei Facebook aber «schwarzgefahren». Bereits im vergangenen Monat hatte Yahoo Facebook eine Klage angedroht, sollte keine Einigung erzielt werden. Zunächst blieb unklar, welche Summe Yahoo von dem sozialen Netzwerk verlangt.
Die Klage kommt für das soziale Netzwerk zur Unzeit. Facebook ist mitten in den Vorbereitungen für seinen milliardenschweren Börsengang, der im Sommer erwartet wird. Eine Klage von derartiger Tragweite könnte die Investoren verunsichern. Das weiss auch Yahoo und hat damit einen Vorteil in möglichen Verhandlungen über einen Vergleich.
Facebook will sich wehren
Facebook teilte mit, man sei enttäuscht über Yahoo. «Wir werden uns mit allen Mitteln gegen diese rätselhaften Aktionen zur Wehr setzen», erklärte eine Sprecherin.
Sehr wahrscheinlich wird auch dieser Patentstreit wie so viele zuvor mit einer aussergerichtlichen Einigung oder dem Abschluss eines Lizenzvertrags enden. Allerdings verdeutlicht er einen wunden Punkt von Facebook.
Yahoo verteidigt sich
Ende 2011 waren lediglich 56 Patente auf das soziale Netzwerk registriert. Verglichen mit anderen grossen Technologieunternehmen eine sehr geringe Zahl. Yahoo besitzt mehr als 1000 Patente.
Yahoo verteidigte die Entscheidung, Klage einzureichen. Das Unternehmen habe über Jahre «substanzielle Ressourcen in Forschung und Entwicklung» gesteckt, die zu Patenten führten, für die andere Unternehmen Lizenzgebühren zahlen.
Facebook ist schneller gewachsen
Ohne die Technologien von Yahoo hätten Facebook und andere Internetseiten weniger Besucher und weniger Werbeeinnahmen, heisst es in der Klageschrift. Yahoo beansprucht für sich, eine ganze Reihe grundlegender Funktionen sozialer Netzwerke erfunden zu haben wie das Verschicken von Nachrichten, die Anzeige von Neuigkeiten oder die Kommentierung.
Die beiden Internetkonzerne sind Konkurrenten im Geschäft mit Werbung im Internet. Facebook ist in den vergangenen Jahren aber viel schneller gewachsen und hatte zuletzt 845 Millionen Nutzer. Dagegen sank Yahoos Stern und damit auch die Einnahmen.
Alten Glanz zurückholen
Nach eigenen Angaben gab es zuletzt 700 Millionen Nutzer. Dabei ist Yahoo, dessen Wurzeln ins Jahr 1994 zurückreichen, zehn Jahre älter als Facebook und war eines der bedeutendsten Unternehmen in der Pionierzeit des Internets.
Der erst zu Jahresbeginn angetretene Konzernchef Scott Thompson soll den alten Glanz wieder herstellen und scheint dabei einen radikalen Kurs zu fahren. Die Androhung der Patentklage war eine der ersten Aktionen, die in seine Amtszeit fielen. Thompson hatte bereits intern aufgeräumt und zahlreiche Topmanager ausgewechselt.
SDA/rbi
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch