
Wenn Entwicklungsländer frische Energie brauchten, war China immer schnell zur Stelle. Chinesische Arbeiter errichteten ganze Kohlekraftwerke, den Brennstoff lieferte Peking gleich mit. Mochte die Welt noch so viel über den Klimaschutz reden, über alternative Entwicklungspfade, über Fehler des Nordens, die sich nicht wiederholen dürften: Mit chinesischem Geld entstanden in vielen Ländern Asiens und Afrikas Kohlekraftwerke, die auf Jahrzehnte hinaus die Atmosphäre belasten. Die Regierung in Peking tönte längst gross über den Kampf gegen die Erderwärmung, da betonierte sie in vielen armen Ländern noch den Weg ins Verderben.
Damit solle Schluss sein, hat Präsident Xi Jinping nun angekündigt. Der «Harmonie zwischen Mensch und Natur» zuliebe will er künftig keine Kohlekraftwerke im Ausland mehr bauen; stattdessen will China Entwicklungsländern beim Aufbau grüner und klimafreundlicher Energien helfen. Der Schritt war überfällig, und er kann tatsächlich Entwicklungspfade verändern: Wer Hilfe beim Bau eines Kohlekraftwerks sucht, wird sie in Zukunft nirgends mehr finden. Europa, die USA, die internationalen Entwicklungsbanken, zuletzt auch Japan und Südkorea: Keiner steckt mehr Geld in derlei Kohleprojekte. Die Kohle wird zusehends zum Auslaufmodell.
China bleibt einstweilen der weltgrösste Verursacher von Treibhausgasen.
Dennoch sind es billige Punkte, die China derzeit sammelt. Denn was das Land selbst zur Harmonie von Mensch und Natur beisteuern will, das lässt Xi im Ungefähren. Fast alle grossen Industrieländer haben Pläne im Kampf gegen die Erderwärmung vorgelegt, selbst viele grosse Schwellenländer. Der weltgrösste Verursacher von Treibhausgasen aber belässt es bei der vagen Aussicht, irgendwann «vor» 2030 den Gipfel seiner Emissionen zu erreichen. Was das konkret bedeutet, was Peking dafür tun will, das bleibt offen. Auch Xis Kohle-Ankündigung darf darüber nicht hinwegtäuschen. Denn so schön es ist, wenn China künftig auf den Export von Klimaschäden verzichtet: Entscheidend ist die Harmonie im eigenen Land.
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Kommentar zum Klimaschutz – Xis Versprechen ist wenig wert
Peking will im Ausland keine Kohlekraftwerke mehr bauen. Gut so. Aber daheim bleibt es noch einiges schuldig.