Wurde Trump wirklich benachteiligt?
Donald Trump schaltete bei der zweiten TV-Debatte voll auf Angriff – und stellte sich dann als Opfer dar. Was an seinen Reklamationen dran ist.
Donald Trump drehte genervt ab. «Nett, drei gegen einen», sagte er nach rund 25 Minuten intensiver, gehässiger Debatte zwischen ihm und Hillary Clinton. Der Republikaner hätte gerne noch etwas weiter über die von Clinton gelöschten E-Mails gesprochen, obwohl diese zuvor schon thematisiert wurden – und er während Clintons Redezeit ihr immer wieder ins Wort fiel.
Es war offensichtlich, dass sich Trump von den Moderatoren Anderson Cooper und Martha Raddatz benachteiligt fühlte. Nach der ersten Debatte klagte er über ein defektes Mikrofon, jetzt zweifelt er die Objektivität des Duos Cooper/Raddatz an. Dabei machten sie nur ihren Job. Der 70-Jährige überzog seine Redezeit von zwei Minuten pro Frage doppelt so oft als seine Kontrahentin, ermahnt wurde er in rund 80 Prozent der Fälle. Zudem wurde auch Clinton mehrmals unterbrochen, im Verhältnis jedoch leicht weniger.
«Wieso darf sie ausreden und ich nicht?»
Während die ehemalige First Lady den Immobilienmogul auch bei den harten Beschimpfungen gegen ihre Person oder ihren Ehegatten Bill ausreden liess und höchstens ungläubig auflachte, fiel ihr Trump mehrmals ins Wort oder schob schnippische Kommentare nach, obwohl ihm das Wort nicht freigegeben war. So entstand eine der härtesten Aussagen der Diskussion. «Es ist furchtbar gut, dass jemand mit einem Temperament wie Donald Trump nicht mit der Leitung dieses Landes betraut ist», sagte Clinton, worauf Trump konterte: «Weil du sonst ins Gefängnis wandern würdest.»
Wie gerne der Präsidentschaftskandidat übertreibt, zeigte er, als er sich zum dritten Mal über seine Benachteiligung aufregte: «Wieso darf ich nicht ausreden und Hillary schon? Sie hat gerade 25 Sekunden überzogen.» Dabei dauerte ihre Antwort exakt 2 Minuten.
Uneinigkeit gab es zwischen den Kandidaten auch, wer zuerst eine Frage zu Obamacare beantworten soll. Cooper wollte Clinton beginnen lassen, sie wiederum bot Trump das erste Wort an. Dieser gab zurück: «Nein, ich bin ein Gentleman, Hillary, mach du nur.» 48 Stunden nach der Veröffentlichung seiner frauenfeindlichen Äusserungen klang das sehr nach Zynismus – und er hatte so die Lacher des Publikums auf seiner Seite.
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