Adventskonzert der Stiftung «BaZ hilft»Wunderschöne Stimmen und eine quirlige Dirigentin
Trotz kurzfristiger Programmänderung wegen krankheitsbedingter Ausfälle war das Adventskonzert im Stadtcasino bewegend, berührend, «beautiful» und herzerwärmend.

Man könnte ja so ein Adventskonzert vor lauter weihnächtlicher Besinnlichkeit ganz anders angehen, als dies Nil Venditti tat: mit etwas Pathos, einer Prise Gravität und einer Messerspitze Schmalz. Die junge italienisch-türkische Dirigentin setzte dagegen auf Energie, Humor und eine Quirligkeit, die nicht nur bei ihrer Begrüssung – «Guten Morgen to everybody and happy Christmas» – und bei ihren Ansagen greifbar war, sondern auch während ihrer Arbeit am Dirigentenpult. Wer im nahezu ausverkauften Stadtcasino Gelegenheit hatte, neben ihrer Gestik auch hin und wieder ihre Mimik zu beobachten, stellte fest: Manchmal leitete sie das Sinfonieorchester Basel auch mit ihrem Gesichtsausdruck und nicht bloss mit dem Taktstock.
Diese Emotionalität und diese Lebendigkeit schadeten aber dem festlichen Konzert in keiner Art und Weise. Im Gegenteil. Mit dem durchaus tiefgründigen und etwas schweren Auftakt, dem «Preludio Sinfonico» von Giacomo Puccini war der Ton durchaus gesetzt und Vendittis Lebendigkeit ein schöner Kontrapunkt. Und wenn sie bei Gioachino Rossinis Ouvertüre zu «La scala di seta» gar kurz innehielt, so sorgte das für einen Moment der Heiterkeit, nahm der wunderschönen Musik aber nichts von ihrer magischen Wirkung.
Krankheitsbedingt hatte das Programm des Adventskonzertes zugunsten der Stiftung «BaZ hilft Not lindern» kurzfristig umgestellt werden müssen. Die Sopranistin Inna Fedorii und der Bass Jasin Rammal-Rykala (beide von der Oper Avenir des Theaters Basel) hatten absagen müssen. Damit fielen ein Duett und eine Arie aus «Die lustigen Weiber von Windsor» (leider) weg. Die Sopranistin Kali Hardwick, die einsprang, musste sich bei ihrem Part beim Quartett aus «Roméo et Juliette» von Charles Gounod zwar mit dem Tablet in der Hand als Unterstützung behelfen, was ihrer Leistung aber keinen Abbruch tat.
Vor allem auch, weil sie zuvor – ebenfalls als Notlösung eingesprungen – im Duett mit Nataliia Kukhar (Oper Avenir, Mezzosopran) für den Höhepunkt des gut 75-minütigen Konzerts gesorgt hatte: Ihr «Mir ist die Ehre widerfahren» aus Richard Strauss’ «Rosenkavalier» berührte, bewegte, war Balsam für die Seele. Der Tenor Ronan Caillet (Oper Avenir) und der ebenfalls schnell eingesprungene Brent Michael Smith (Bass) übernahmen die männlichen Gesangsparts.

Mit dem Adventskonzert fest verbunden ist der Auftritt der Mädchenkantorei Basel. Corona-bedingt gab es einen Unterbruch. Umso schöner, hat es nun wieder geklappt. Das Medley aus sechs Weihnachtsliedern, arrangiert von Florian Walser und einstudiert unter der Leitung von Marina Niedel, war dann definitiv für die feierliche Stimmung verantwortlich. Was es zum Schluss zu sagen gilt: Nil Venditti würde man gern wieder einmal in Basel sehen.
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