Wollte Zygier bei den Australiern aussagen?
In der Affäre um den mutmasslichen Mossad-Agenten Ben Zygier gibt es Indizien für den Grund seines mysteriösen Todes. Im Zentrum steht der Mord am Militärchef der Hamas in Dubai.

Für seine Operationen im Ausland benutzt der israelische Auslandsgeheimdienstes Mossad gerne Reisepässe «sauberer» Drittstaaten. Diese Praxis ist nun durch den Tod des mysteriösen «Gefangenen X» wieder international in Schlaglicht geraten. So wird das Schicksal des aus Australien eingewanderten Anwalts, der Ende 2010 erhängt im Isolationstrakt einer Haftanstalt östlich von Tel Aviv gefunden wurde, mit der Ermordung eines Militärchefs der radikalen Palästinenserorganisation Hamas am 20. Januar 2010 in Dubai in Verbindung gebracht.
Die Ermittlungsbehörden des Emirats hatten kurz darauf den Mossad beschuldigt, zur Vorbereitung und Ausführung des Mordplans mehr als ein Dutzend ausländischer Pässe verwendet zu haben, darunter vier australische Reisepässe. In Canberra wurde daraufhin der israelische Botschafter ins australische Aussenministerium einbestellt. Australische Medien veröffentlichen nun Indizien für die These, dass der tote Häftling bereit war, gegenüber den australischen Ermittlern die Praktiken des Mossad offenzulegen.
Kurz nach Dubai-Affäre festgenommen
Der australische TV-Sender ABC enthüllte am Dienstag, bei dem Toten, den die israelischen Medien wegen einer Nachrichtensperre nur den «Gefangenen X» nennen konnten, habe es sich um den 34-jährigen Ben Zygier gehandelt, der vom Mossad als Agent angeworben wurde und 2001 nach Israel auswanderte. Tatsache ist, dass Zygier nur eine Woche nach den Anschuldigungen aus Dubai festgenommen und unter falscher Identität in einem Hochsicherheitsgefängnis festgehalten wurde.
«Es ist gut möglich, dass Zygier Bereitschaft signalisiert hatte, in der Sache auszusagen, was so aber verhindert wurde», zitiert am Freitag der «Sydney Morning Herald» den früheren australischen Staatsschützer Warren Reed. Nach Recherchen der Zeitung war Zygier einer von drei nach Israel Ausgewanderten, die weiter auch die australische Nationalität hatten und gegen die der australische Auslandsgeheimdienst ASIS Ermittlungen führte. Alle drei hätten die Pässe ihres Geburtslandes genutzt, um nach Iran, Syrien und Libanon zu reisen, die Inhaber israelischer Reisedokumente nicht ins Land lassen.
«Mit einem israelischen Pass kommen wir nicht überall hin»
«Australien ist ein sauberes Land, das wie Neuseeland und nur wenige andere Staaten in diesen Ländern einen guten Ruf geniesst. Deshalb kann unsere Nationalität für Geheimdienste sehr interessant sein», sagte Reed dem Sender Sky News und fügte hinzu: «Das macht nicht nur Israel, aber der Mossad ist auf diese Praktiken sicherlich weitaus mehr angewiesen als andere Dienste.»
Und als die Dubai-Affäre 2010 hochkochte, sagte der frühere Mossad-Offizier Viktor Ostrowski der australischen Presse freimütig: «Mit einem israelischen Pass kommen wir nicht überall hin. deshalb müssen wir bei Operationen unter falscher Flagge einreisen, also als Bürger von Staaten, die nicht als Feinde der Zielländer gelten.»
Australien will Missbrauch aufklären
Als in diesem Sinne «sauberes» Land gilt offenbar auch Deutschland. So wurde bei dem Mordanschlag in Dubai auch ein deutscher Reisepass genutzt. Diesen hatte ein mutmasslicher Mossad-Agent mit dem Aliasnamen Uri B. im Frühjahr 2009 zusammen mit einem weiteren Agenten aus Köln besorgt. Uri B. wurde im Juni 2010 in Polen verhaftet, zwei Monate später nach Deutschland ausgeliefert – von wo er am Folgetag ungehindert nach Israel ausreisen konnte. Da gegen ihn nicht wegen Spionage sondern wegen Beurkundungsvergehen ermittelt wurde, reichte dafür die Zahlung einer Kaution.
Australien will nun aber den mutmasslichen Passmissbrauch durch den Mossad vollständig aufklären. Aussenminister Bob Carr hat nach den Enthüllungen dieser Woche einen Untersuchungsbericht angefordert. Stephen Smith, sein Amtsvorgänger im Jahr 2010 und aktuell Verteidigungsminister, hatte schon 2010 gesagt: «Dies ist nicht das erste Mal, dass australische Pässe von israelischen Diensten missbraucht werden.»
AFP/rub
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