Bizarrer Kriminalfall im Berner OberlandWollte er junge Männer in den Tod schubsen?
Ein Mann soll in der Berner Griesschlucht einen jungen Ausländer in die Tiefe gestossen haben. Dieser überlebt verletzt – und gibt entscheidende Hinweise auf einen anderen Fall am gleichen Ort. Das Motiv ist unklar. Recherchen decken aber eine frühere Straftat des Verdächtigen auf.

Durchnässt und blutend. So findet Thomas Meier* (Namen geändert) an einem Novembermorgen mitten im Wald einen Mann am Strassenrand vor. Meier, der auf der Griesalp, ganz hinten im Kiental, seit Jahrzehnten ein Chalet besitzt, ist mit Sohn und Schwiegertochter unterwegs. Als er den Unbekannten winken sieht, stoppt er auf der Höhe des alten Kraftwerks. Der Mann humpelt auf sein Auto zu. «Es war klar, dass ihm etwas Schlimmes passiert war.» Meier lässt ihn einsteigen.
Thomas Meier nimmt routiniert die engen Kurven, die er schon so oft abgefahren ist, und bringt seinen verletzten Fahrgast hinunter zum grossen Parkplatz Tschingel am Eingang der Griesschlucht. Doch wohin jetzt mit ihm? Offensichtlich hat der Unbekannte kein Auto, kein Geld und spricht nur gebrochen Deutsch. Auf der Rückbank stammelt dieser davon, dass er in die eisigen Strudel des Gornerenbachs gefallen sei. «Es hat gedreht! Viel gedreht.» Weiter erzählt er Thomas Meier, dass er sich irgendwie aus dem wilden Wasser habe retten können und dann die ganze Nacht auf einem kleinen Felsvorsprung über dem Bach verbracht habe – bis das erste Licht des Tages ihm einen Ausweg gezeigt habe.