Wohin Firmen vor dem Brexit flüchten
Jedes siebte Unternehmen plant, Grossbritannien den Rücken zu kehren. Die Schweiz könnte davon profitieren.

Der bevorstehende Brexit hat bereits gravierende wirtschaftliche Auswirkungen: Jedes siebte in Grossbritannien aktive Unternehmen (14 Prozent) plant, dem Vereinigten Königreich den Rücken zu kehren und Geschäftsbereiche auf den europäischen Kontinent zu verlagern. Dies zeigt die heute veröffentlichte «European attractiveness survey» von EY. Die Beratungsfirma hat 254 Unternehmen weltweit befragt, von denen drei Viertel ihren Sitz oder eine Filiale in Grossbritannien haben.
71 Prozent der Befragten gaben an, bereits konkrete Auswirkungen in ihrem Geschäft zu spüren, obwohl Grossbritannien erst in frühestens zwei Jahren tatsächlich aus der EU austreten wird. Bei je einem Viertel sind die Gewinnmargen geschrumpft oder haben sich die Einkaufspreise erhöht. Denn infolge der Brexit-Abstimmung hatte das britische Pfund massiv an Wert verloren, was Importe nach Grossbritannien deutlich verteuerte.
Noch nie seit Beginn der EY-Befragung im Jahr 2004 wurde zudem die Entwicklung der Attraktivität des Standortes Grossbritannien so schlecht bewertet wie diesmal: Mehr als jedes dritte befragte Unternehmen (34 Prozent) erwartet, dass die Attraktivität des Vereinigten Königreichs in den nächsten drei Jahren abnimmt. «Der anstehende Brexit sorgt für grosse Unsicherheit bei den in Grossbritannien aktiven Unternehmen, dazu gehören auch viele Schweizer Firmen», sagt Marcel Stalder, CEO von EY Schweiz. Der mögliche Verlust des aktuell ausgezeichneten Marktzugangs sei eine Bedrohung.
Für ausländische Unternehmen ist es derzeit äusserst schwierig, langfristige strategische Entscheidungen für ihr Geschäft in Grossbritannien zu treffen. Viele, die vor Ort aktiv sind, planen deshalb eine Verlagerung in andere EU-Länder. Grösster Nutzniesser eines möglichen Unternehmens-Exodus aus Grossbritannien ist gemäss der Umfrage Deutschland.
Mehr als die Hälfte der in Grossbritannien aktiven Unternehmen nennen Deutschland als bevorzugtes Ziel ausserhalb des Vereinigten Königreichs. Die Niederlande (33 Prozent) und Frankreich (8 Prozent) landen dahinter. Die Schweiz wird nur vereinzelt in Betracht gezogen, kann vom Brexit also nicht direkt profitieren.
Nach Einschätzung von Stalder sind aber indirekte Vorteile denkbar. Denn Deutschland ist auch Top-Investitionsstandort Europas: 40 Prozent der ausländischen Unternehmen sehen den nördlichen Nachbarn laut der Umfrage als Investitionsziel Nummer eins. «Ein weiteres Erstarken der deutschen Wirtschaft ist grundsätzlich gut für die Schweiz, denn Deutschland ist unser wichtigster Handelspartner», glaubt Stalder.
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