Treffpunkt der Basler SexarbeiterinnenWo sich die Prostituierten ungestört hinlegen können
Aliena, die Fachstelle für Sexarbeiterinnen in Basel, wird 20 Jahre alt. Sie berät nicht nur die Frauen aus dem Milieu, sondern bietet auch einen sicheren Ort für einen Mittagsschlaf an.

Schamgefühle und Angst sitzen bei vielen Sexarbeiterinnen im Kleinbasel tief. Für das 20-Jahr-Jubiläum von Aliena, der Fachstelle für Sexarbeiterinnen, sind künstlerisch hochwertige Fotos der Klientinnen an den Wänden aufgehängt worden. Bei der Pressekonferenz wird aber mehrmals betont, dass keine Aufnahmen dieser Bilder erlaubt seien – aus Datenschutzgründen.
Die meisten Klientinnen wollen sich nicht exponieren. Einige haben eine Familie und verheimlichen ihre Tätigkeit im Sexgewerbe. Andere haben Angst, dass sie sich eine Tätigkeit ausserhalb des Gewerbes verbauen, wenn ihr Gesicht in den Zeitungen zu sehen ist. Eine Lateinamerikanerin namens Chantal ist die Ausnahme. Sie wird von den Aliena-Chefinnen als «Special Guest» der Veranstaltung angekündigt. Sie spricht gebrochen Deutsch, aber es sei ihr ein Anliegen gewesen, ihrer Dankbarkeit selbst Ausdruck zu verleihen. «Hier bei Aliena finde ich immer ein offenes Ohr, ich muss mich nicht schämen, und ich weiss, dass ich als Mensch akzeptiert werde», sagt sie.
Beratung und Essen erhältlich
Vor zwanzig Jahren hat Viky Eberhard Aliena gegründet und die Fachstelle allein betrieben. Mittlerweile braucht es 275 Stellenprozente, um den Betrieb an der Webergasse 15 aufrechtzuerhalten. Das Angebot ist gewachsen. Die Sozialarbeiterinnen bieten Beratungsgespräche an für Frauen, die gesundheitliche Probleme haben, misshandelt werden – oder einfach nur wissen wollen, wie sie ihren Familien in den Heimatländern am einfachsten mitteilen, dass sie im Sexgewerbe tätig sind. Dazu ist es ein Rückzugsort, an dem die Sexarbeiterinnen einen Kaffee trinken, einen Teller Spaghetti essen oder sich ausserhalb des Arbeitsortes (wo sie meist auch privat hausen) einen Moment hinlegen können.
Eberhard wird die Fachstelle Ende Jahr verlassen und Hanna Lindenfelser Platz machen. Die Arbeit wird ihr nicht ausgehen. Auch wenn – oder gerade weil – das Sexgewerbe im Kleinbasel vor einer ungewissen Zukunft steht.
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