Wo Menschen und Bälle fliegen
Die sind kreativ, die Südkoreaner! Skispringen und Fussball verschmelzen in einem Stadion für die Olympischen Spiele 2018.
Es hat schon den einen oder anderen europäischen Fussballstar nach Asien gezogen, oftmals des Geldes wegen. Seit dieser Saison aber könnte ein Spieler vom Format eines Xherdan Shaqiri im Spätherbst seiner Karriere aus einem anderen Grund in den Osten gelockt werden. Selbst für einen gestandenen und in der Fussballwelt weit herumgekommenen Ballkünstler dürfte der Austragungsort der Heimspiele des Gangwon FC etwas Aufregendes sein. Der Alpensia Jumping Park ist nämlich gleichzeitig ein Stadion für Skispringer und Fussballer (unten: Bild von August 2016).
Ein Aufeinandertreffen von Skisprung-Doppel-Doppel-Olympiasieger Simon «Simi» Ammann und Nationalmannschafts-Star Shaqiri ist dennoch wenig wahrscheinlich. In den Wintermonaten, von November bis März, gehört das Stadion den Skispringern. Sobald der Schnee geschmolzen ist, fliegen nicht mehr Menschen, sondern Bälle durch die Luft.
2009 wurde die Anlage für mehr als eine Milliarde Euro fertiggestellt. Das mit Schnee bedeckte Fussballfeld dient für die Skispringer als Zielraum, 13'500 Menschen finden auf den Tribünen Platz. Auch Ammann startete hier beim Olympia-Probeevent im letzten Februar. Allzu weit sprang der «Flieger der Nation» aber nicht. Für Ammann resultierte auf der Grossschanze nur Rang 26. Bevor nächstes Jahr am selben Ort Medaillen vergeben werden, trägt der Gangwon FC 2017 all seine Heimspiele in der höchsten südkoreanischen Liga im Alpensia Jumping Park aus.
Der braune Rasen
Der Gangwon FC wirkt so bereits vorsorglich dem Verrotten von Olympiastadien entgegen. Südkorea will die Nachhaltigkeit der Spiele beweisen. Fragt sich, ob Skispringen und Fussball die richtige Kombination ist. Als im März nämlich das erste Heimspiel stattfand, lief noch nicht alles rund. Der kalte Winter hatte dem Rasen zugesetzt, die Spieler beklagten sich nach der Partie über den miserablen Zustand des Platzes (unten: Bild Anfang März 2017). Auch für die Fans, immerhin 5000 wollten das Spiel gegen den Meister aus Seoul sehen, ist der Austragungsort nicht optimal. Die Region Pyeongchang ist nur dünn besiedelt, die Reise in die Berge für viele Zuschauer beschwerlich. Bei Heimspielen fahren Shuttlebusse, damit der Gangwon FC nicht vor leeren Rängen spielt.
Wie gut die Beschaffenheit des Rasens einen Monat später auch sein mag, morgen jedenfalls empfängt der Gangwon FC im Sechzehntelfinal des FA-Cup Südkoreas Daejeon Korail. Sportlich definitiv unter dem Wert eines Shaqiri, auch wenn dieser einmal 40 Jahre alt sein wird. Rein von der Kulisse her würde sich der Abstecher zur Olympiastätte von 2018 aber lohnen.
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