Wo die Saison-Arbeitslosen besonders zahlreich sind
Wenn die Auftragslage harzt, kündigen erstaunlich viele Schweizer Unternehmen ihren Angestellten, um sie wenig später wieder einzustellen. Eine Branche wendet diese Methode besonders häufig an.

In der Schweiz sind vorübergehende Entlassungen, gefolgt von einer Wiederanstellung beim vormaligen Arbeitgeber, relativ häufig. Eine Studie des Staatssekretariats für Wirtschaft (Seco) kommt auf 14 Prozent der Arbeitslosenfälle. Über die Hälfte betrifft das Bau- oder Gastgewerbe.
Das Seco stützt sich auf Erhebungen zwischen Juni 2009 und Juni 2011, nachdem damals die Informationen über die neuen Arbeitgeber erstmals systematisch erfasst worden sind. Die im Mai vollendete Studie wurde von Radio SRF aufgegriffen.
Die höchste so genannte Rückrufquote weist das Baugewerbe mit 36 Prozent auf. Überdurchschnittlich hoch ist der Anteil auch in den Branchen Bergbau, Steine und Erden (Rückrufquote 29 Prozent), Land-, Forstwirtschaft und Fischerei (29 Prozent) und Gastgewerbe (29 Prozent).
Hingegen kommen Rückrufe in den Branchen Finanz- und Versicherungsgewerbe (3 Prozent), Information und Kommunikation (4 Prozent) und freiberufliche, technische und wissenschaftliche Dienstleistungen (4 Prozent) nur selten vor.
Nebenwirkung der Arbeitslosenversicherung
Bei den vorübergehenden Entlassungen geht es offenkundig oft darum, temporäre Auslastungsschwächen zu überbrücken: So weist das Baugewerbe die höchsten Rückrufquoten bei Arbeitslosen auf, denen auf November, Dezember oder Januar gekündigt wurde. Im Gastgewerbe sind es vor allem die nachfrageschwachen Monate Oktober, April und November.
Die Arbeitslosenversicherung ist dann nicht nur eine Sozialversicherung, sondern als unerwünschter Nebeneffekt fördert sie eine Zunahme instabiler Beschäftigunsverhältnisse, heisst es in der vom Volkswirtschaftsprofessor Reto Föllmi geleiteten Studie.
Der Bausektor sei aber in überraschend geringem Umfang Nutzniesser der Arbeitslosenversicherung, was laut der Studie auf die gute Baukonjunktur zurückzuführen ist. Unter Ausklammerung von Leiharbeitern beziehe die Baubranche gar weniger Leistungen als sie Beiträge einzahle (Leistungs-Beitrags-Verhältnis von 0,95).
Demgegenüber habe das verarbeitende Gewerbe vor allem im Krisenjahr 2009 mehr Leistungen bezogen als Beiträge einbezahlt wurden, was auf die krisenbedingt hohen Kurzarbeitsentschädigungen zurückzuführen sei. Die drei grössten Finanzierer der Branchenquersubventionierung waren Erziehung und Unterricht; Energie-,Wasser-, Abwasser- und Abfallentsorgung sowie das Gesundheits- und Sozialwesen.
Strenger kontrollieren
Die Seco-Studie schlägt eine Gegenmassnahme vor: Wer seine Angestellten regelmässig zum Stempeln schickt, soll höhere Lohnbeiträge für die Arbeitslosenversicherung bezahlen. Die Autoren verstehen dies als Anreiz, Mitarbeiter ganzjährig anzustellen.
Oliver Schärli, Leiter Politik und Vollzug im Seco, plädierte gegenüber Radio SRF allerdings gegen eine solche Progression: Die Arbeitslosenversicherung sei eine Sozialversicherung, die eine Ausgleichsfunktion zwischen den Kantonen und den verschiedenen Branchen habe. Demgegenüber könnten die Regionalen Arbeitsvermittlungszentren (RAV) strenger kontrollieren.
SDA/thu
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