Wo die Mieten am stärksten sinken könnten
Sollte morgen der Referenzzinssatz sinken, könnten viele Mieter künftig weniger zahlen. Doch nicht alle haben gleich viel davon.

Was passiert mit dem Referenzzinssatz für Mieten? Bleibt er bei 1,75 Prozent, oder sinkt er ab dem 1. Oktober auf einen neuen Tiefststand von 1,5 Prozent? Die meisten Experten rechnen mit Zweiterem. Der Grund: Die durchschnittlichen Zinsen für ausstehende Hypotheken sind seit der letzten Senkung nochmals zurückgegangen, und auf ihnen beruht der Referenzzinssatz. Morgen wird der neue Satz offiziell bekannt gegeben.
Für Mieterinnen und Mieter heisst das: Ihre Mietzinsen könnten ab dem 1. Oktober um 2,91 Prozent sinken – falls ihre Vermieter keine Gegenansprüche verrechnen, zum Beispiel für Investitionen, die sie getätigt haben. Wie gross die Ersparnis sein könnte, hängt von der aktuellen Miete ab. Die wiederum unterscheidet sich je nach Wohnort sehr stark. Wie stark, macht eine aktuelle Studie der Onlineplattform Immoscout24 deutlich. Sie hat die Monatsmieten entlang der West-Ost- und Nord-Süd-Achse der SBB untersuchen lassen. Dabei zeigte sich: Es gibt offenbar ein grosses Gefälle von West nach Ost.
Grosse Unterschiede beim Sparpotenzial
Am teuersten sind die Mieten in Genf: Für eine 3,5-Zimmer-Wohnung mit 80 Quadratmeter Nettowohnfläche bezahlen Mieter dort im Schnitt 3585 Franken. Östlich davon sind die Mieten teilweise deutlich billiger – mit Ausnahme des Ausreissers Zürich, wo dieselbe Wohnung 3535 Franken kostet. Am tiefsten sind die Kosten in Ziegelbrücke am Walensee mit 1370 Franken. Grundsätzlich gilt: In der Ostschweiz und im Tessin sind die Mieten deutlich günstiger als in der übrigen Schweiz.

Was heisst das nun in Bezug auf den Referenzzinssatz? Sollte er morgen wirklich auf 1,5 Prozent sinken, hätten Mieterinnen und Mieter in Ziegelbrücke in absoluten Zahlen am wenigsten davon. Die theoretische Ersparnis von 2,91 Prozent beläuft sich bei ihnen auf rund 40 Franken im Monat beziehungsweise 478 Franken im Jahr. In Genf hingegen könnten Mieter ganze 104 Franken pro Monat beziehungsweise 1252 Franken im Jahr sparen. In Zürich wären es jährlich 1234 Franken, in Zug 897 Franken.
Die berechneten Zahlen beziehen sich allerdings auf die Angebotsmieten: also jene, die für ausgeschriebene Wohnungen angegeben sind. «Die Anbieter dieser Wohnungen werden die Preise wohl kaum nach unten korrigieren, wenn der Referenzzinssatz sinkt», sagt Roman Ballmer von der Immobilienberatung Iazi, der die Zahlen für die Immoscout24-Studie berechnet hat. Verpflichtet dazu sind sie nämlich nicht. «Solange die Vermieter zu den angebotenen Preisen Abnehmer finden, gibt es für sie keinen Grund, diese anzupassen.» Im neu abgeschlossenen Mietvertrag werde wohl einfach der neue, tiefere Referenzzinssatz vermerkt.
Sollten allerdings viele aktuelle Mieter auf ihrem Senkungsanspruch bestehen, könnte das laut Ballmer mittelfristig auch die Angebotsmieten nach unten beeinflussen. «Je grösser die Differenz zwischen Bestandes- und Angebotsmiete, desto geringer ist der Anreiz für einen Mieter, eine neue Wohnung zu suchen. Gerade an Lagen, wo das Angebot die Nachfrage übersteigt, könnte das eine Rolle spielen.»
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