Schweizer Kamera wird Ende von Raumfrachter filmen
Der europäische Raumtransporter «Georges Lemaître» soll in der Nacht zum Mittwoch mit Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS starten. An Bord wird auch ein Bauteil der Ruag sein.

Neue Forschungsausrüstung, Kaffee, Zahnseide - und eine Schweizer Kamera, die sein feuriges Ende filmen soll: Der europäische Raumtransporter Georges Lemaître soll in der Nacht zum Mittwoch mit Nachschub zur Internationalen Raumstation ISS starten. Es ist sein letzter Flug. Auf Orangen-Mango-Saft, Käsespätzle, frische Socken und 50 Kilogramm Kaffee darf sich das Team auf dem Aussenposten der Menschheit freuen, wie das Raumfahrtunternehmen Airbus Defense and Space vor dem Start vom Raumfahrtzentrum Kourou im südamerikanischen Französisch-Guayana mitteilte.
Zum wissenschaftlichen Teil der Ladung des letzten ATV (Automated Transfer Vehicle) gehört eine Kamera, die vom Unternehmen RUAG Space in Zürich gebaut wurde. Sie soll die letzten Momente des Raumfrachters filmen, wenn dieser nach vollbrachtem Einsatz in die Erdatmosphäre eintritt und verglüht, wie die Firma mitteilte.
Der 20 Tonnen schwere Georges Lemaître wird auf einer Ariane 5-Rakete ins All gebracht. Er transportiert die Rekordmenge von 6,6 Tonnen Wasser, Nahrung, Treibstoff und wissenschaftliche Ausrüstung - mehr als doppelt so viel wie die russischen Sojus-Transporter schaffen.
Kehrichtverbrennung im All
Ein halbes Jahr lang bleibt Georges Lemaître an der ISS angedockt. Mit seinen Triebwerken hilft er mit, die langsam absinkende Raumstation wieder auf eine höhere Umlaufbahn zu bringen. Am Ende seiner Lebensdauer laden dann die Astronauten ihre Abfälle ins ATV, bevor es abdockt und beim Wiedereintritt in die Erdatmosphäre verglüht.
Die Schweizer Infrarotkamera soll dokumentieren, wie sich die innere Struktur des ATVs erhitzt, bevor es aufgrund der Reibungshitze und des Luftwiderstands auseinanderbricht und verglüht. Die Kamera übermittelt ihre Aufnahmen an eine Kommunikationseinheit, die von einer kugelförmigen Ummantelung aus Keramik vor der grossen Hitze geschützt wird.
Bevor die Keramikkugel ins Meer fällt, sendet sie die Videoaufnahmen über Kommunikationssatelliten zur Erde. Die Auswertung übernimmt die RUAG Space in Zusammenarbeit mit der ETH Zürich.
Die Videoaufnahmen sollen Aufschluss darüber geben, was beim Auseinanderbrechen eines grossen Raumfahrzeugs genau geschieht. Dieses Wissen wird dabei helfen, auch grosse Satelliten und Raumfahrzeuge so zu bauen, dass sie am Ende ihrer Lebensdauer beim Wiedereintritt in die Atmosphäre vollständig verglühen.
Schweizer Bauteile
Die RUAG hat ausserdem auch die zentrale Grundstruktur des ATVs gebaut, die besonders leicht sein musste. Von der Firmal APCO in Aigle VD stammen Schutzplatten gegen Einschläge von Mikrometeoriten und Weltraumschrott. Die Firma Syderal in Gals BE steuert elektronische Komponenten zur Temperaturregelung bei, die Basler Firma Clemessy weitere Elektronikbauteile.
Der letzte europäische Raumfrachter wird ausserdem den neuen Laser-Infrarotbildsensor Liris testen. Er soll es künftigen Raumfahrzeugen ermöglichen, an Raumkapseln oder sogenannten nicht-kooperativen Zielen wie Weltraummüll oder Asteroiden anzudocken.
Die ISS wird in Zukunft vor allem von US-amerikanischen und russischen Transportern versorgt. Die ATV-Transporter sollen jedoch als einzelne Module in das zukünftige Orion-Programm für bemannte Flüge einfliessen, für das die Europäische Raumfahrtbehörde ESA und ihr US-Pendant Nasa kooperieren.
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