Dieser Fake-Burger soll die Welt retten
Saftiges Hackfleisch, das wie Fleisch aussieht und schmeckt, aber kein Fleisch ist: Wie der «Hämburger» entsteht und warum es ihn braucht.
Wer gerne Burger isst, hat in New York eine überwältigende Auswahl. Etwa das Public in Manhattan, das im letzten Jahr mit einem Michelin-Stern ausgezeichnet wurde. Wer dort einen Hamburger bestellt, erhält auf den ersten Blick genau das, was man erwartet: Ein saftiges Stück Rindfleisch zwischen zwei Brötchen, garniert mit Käse, Salat und Saucen.
Nur: Das Rindfleisch ist kein Rindfleisch, sondern ein im Bioreaktor gezüchteter Fleischersatz. «Am wichtigsten ist der Geruch nach Blut», erklärt Pat Brown, Chef der kalifornischen Firma Impossible Foods, dem «Spiegel». «Alle Fleischfresser springen darauf an.»

Anders als bekannte Fleischersatzprodukte aus Tofu oder Quorn sieht der «Impossible Burger» genau so aus, riecht und schmeckt wie echtes Fleisch. Möglich macht das die Zutat Leghämoglobin, ein aus Pflanzen gewonnener roter Farbstoff, eng verwandt mit dem Blutfarbstoff Hämoglobin. Das Häm sorgt dafür, dass die Masse aus Kartoffeleiweiss, Zucker, Sojaprotein, Weizeneiweiss und Kokosnussöl eine rötliche Färbung aufweist und beim Braten die typischen Fleischaromen produziert. Hergestellt wird das Leghämoglobin in gentechnisch veränderten Hefezellen.
Warum im Labor aufwendig herstellen, was in der Natur vorkommt und der Mensch seit Jahrhunderten isst – Fleisch? «Tiere sind im Prinzip Biofabriken, die Pflanzen in Fleisch und Milchprodukte umwandeln», sagt Brown dem Magazin. Nur sei dieser Prozess sehr ineffizient, «und deshalb versuchen wir, diese natürliche Technologie durch eine bessere zu ersetzen».

Tatsächlich ist der Ressourcenverbrauch und die Umweltbelastung durch die industrielle Fleischproduktion enorm. Rund 70 Prozent des landwirtschaftlich nutzbaren Landes wird für die Viehwirtschaft verwendet. Der grösste Teil davon wird für die Rinderzucht genutzt. Dabei braucht Rindfleisch drei- bis fünfmal so viel Land wie Schweinefleisch oder Geflügel, um gleich viel Protein zu erzeugen, wie das Worldwatch-Institut errechnet hat.

Auch der Wasserverbrauch ist enorm: Je nach Berechnung sind es über 15’000 Liter Wasser pro Kilo. Dagegen verbraucht die Herstellung von einem Kilo Reis 3400 Liter Wasser, für Kartoffeln sind nur 255 Liter notwendig. Hinzu kommen Futtermittel: Rund 40 Prozent des weltweit produzierten Getreides wird an Tiere verfüttert. Dazu kommen jährlich 250 Millionen Tonnen Sojabohnen. Nahrungsmittel, die Menschen auch direkt verwenden könnten.

Schädlich ist die Fleischproduktion auch für das Klima. Berechnungen zeigen, dass rund 18 Prozent der menschenverursachten Treibhausgase in der Nutztierhaltung entstehen – mehr als der Verkehr generiert. Trotz der schädlichen Auswirkungen auf die Umwelt steigt der Fleischverbrauch konstant an. Seit 1960 hat sich der Konsum von rund 20 Kilogramm pro Kopf auf über 40 Kilo verdoppelt. In der Schweiz liegt er mit 72 Kilogramm pro Kopf im Jahr 2013 noch einiges höher, wie Daten der UNO zeigen. Bis im Jahr 2050 dürfte der Fleischkonsum nochmals um rund 50 Prozent zunehmen, sagen Schätzungen.
Bis dann will Brown, dass zumindest die Hamburger in seinen Bioreaktoren entstehen. «Wir haben vor, das gesamte Hackfleisch der Welt auf diese Weise zu produzieren», sagt der ehemalige Stanford-Professor im «Spiegel». «Wenn die Leute in 50 Jahren einen Burger essen, wird er nicht aus Rindfleisch hergestellt sein.»
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