Erste globale Rezession seit über dreissig Jahren
Das Finanzmarktchaos reisst die wichtigsten Industriestaaten erstmals seit der Ölkrise von 1973 in die Rezession. Die OECD fordert Steuersenkungen.
Im laufenden vierten Quartal werde das Bruttoinlandsprodukt ihrer 30 Mitglieder um 1,4 Prozent schrumpfen. Das teilte die Organisation für Wirtschaftliche Entwicklung und Zusammenarbeit (OECD) heute mit. Für den Euro-Raum rechnen die Experten mit einem Minus von einem, für die USA gar mit 2,8 Prozent.
«Der OECD-Raum scheint in eine Rezession eingetreten zu sein», erklärte Chef-Ökonom Jorgen Elmeskov bei der Vorstellung der Prognose in Paris. In zahlreichen Ländern steige zudem die Arbeitslosigkeit. Der jüngste Bericht basiert auf der Annahme, dass «die Lage der extremen Spannungen der Finanzmärkte von kurzer Dauer sein wird», gefolgt jedoch von weiteren Turbulenzen. Es bestünden «immense Unsicherheiten», sagte Elmeskov, so dass der Abschwung noch an Fahrt gewinnen könnte.
Arbeitslosigkeit in Europa soll auf bis zu 9 Prozent steigen
Es ist das erste Mal seit der Ölkrise von 1974, dass Europa, die USA und Japan gleichzeitig in die Rezession rutschen. Für den Euroraum wird für 2009 ein Abschwung von 0,5 Prozent erwartet, Einzelprognosen für die 15 Eurostaaten stellt die OECD in zwei Wochen vor. In den USA schrumpft die Wirtschaft um 0,9 Prozent, in Japan um 0,1 Prozent.
Der Abschwung schlägt voll auf den Arbeitsmarkt durch, besonders in Europa: Die Beschäftigungslosenquote werde dort von 7,4 in diesem auf 8,6 im kommenden und 9 Prozent im übernächsten Jahr klettern. Eine Stabilisierung der Immobilienmärkte werde ebenfalls besonders in mehreren EU-Staaten noch auf sich warten lassen, heisst es. Einziger Lichtblick: Dank der stark sinkenden Rohstoffpreise steigt die Kaufkraft, die Inflationsgefahr ist derzeit gebannt.
Erholung frühestens Ende 2009
Die Erholung beginnt im vierten Quartal kommenden Jahres, prognostizieren die Pariser Experten. Am kräftigsten wird sich zunächst die US-Wirtschaft erholen mit einem Wachstum von 1,6 im Jahr 2010. In der Eurozone soll es dann mit 1,2 Prozent wieder bergauf gehen.
Die OECD legte ihre düstere Prognose früher als geplant vor, um ein Signal zum Weltfinanzgipfel am Wochenende in Washington zu senden: Angesichts der Schwere der Krise seien neben Zinssenkungen auch Steuersenkungen notwendig, erklärte Elmeskov. «In normalen Zeiten ist die Geldpolitik das bevorzugte Stabilisierungsinstrument. Aber derzeit sind Steuererleichterungen eine wichtige kurzfristige Möglichkeit.» Zur Vermeidung künftiger Krisen fordert die Organisation darüber hinaus mehr Transparenz und Kontrolle für die Finanzmärkte.
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