Angeführt wird die Opposition von Patrick Kennedy, Sohn des verstorbenen Senators Ted Kennedy. Patrick Kennedy litt an Alkohol- und Drogenproblemen und setzte 2006 seinen Ford Mustang in die Sicherheitsschranken vor dem Capitol in der US-Hauptstadt Washington. Er gab zu, ein rezeptpflichtiges Schmerzmittel mit opiathaltigen Wirkstoffen konsumiert zu haben.
Heute ist der 46-Jährige wieder suchtfrei. 2013 gründete er die Bewegung Smart Approaches to Marijuana (SAM) als Antwort auf den Entscheid der Stimmbürger in Colorado und Washington, den Handel und Konsum mit Cannabisprodukten freizugeben.
Eine tödliche Suchtwelle
SAM und anderen Oppositionsgruppen geht es nicht allein um Aufklärung von Jugendlichen. Ein vertrauliches Dokument der Partnership for Drug-Free Kids zeigt, dass mehrere Pharmafirmen die Kampagnen gegen die Haschfreigabe mitfinanzieren. Das Magazin «The Nation» berichtet gestützt auf das Dokument, dass Purdue Pharma und Abbott Laboratories zu den grössten Spendern der Partnership gehören. Bekannt ist auch, dass Pharmafirmen und Polizeigewerkschaften in Kalifornien bis zur Hälfte der Spenden an Anti-Hasch-Abstimmungskomitees beisteuerten.
Purdue zählt zusammen mit der Pharmafirma Alkermes auch zu den Geldgebern der Community Anti-Drug Coalition of America (CADCA). Weitere Financiers der Anti-Hasch-Bewegung sind gemäss «The Nation» Pfizer sowie die Johnson-&-Johnson-Tochter Janssen.
All diesen Unternehmen ist gemeinsam, dass sie starke Schmerzmittel herstellen, die aus Opium gewonnen werden oder synthetisches Opium enthalten. Die Präparate sind entsprechend suchtgefährlich. Patrick Kennedy selber hatte das Purdue-Präparat Oxycontin geschnupft, als er den Autounfall in Washington verursachte. Alkermes sorgte dieses Frühjahr für einen stürmischen Protest, als es das angeblich zehnmal stärkere Schmerzmittel Zohydro auf den Markt warf.
Diese Opiate in Form von Schmerzmitteln sind in den USA für eine enorme Suchtwelle verantwortlich. Die staatlichen Center for Disease Control und Prevention sind höchst besorgt: Jährlich sterben über 16'000 Abhängige an einer Überdosis solcher Schmerzmittel. Das sind mehr Menschen, als jedes Jahr wegen Heroin und Kokain den Tod finden. Zwar versuchen die Hersteller, den Missbrauch zu verhindern, indem sie die Pillen mit einer Schutzschicht versehen, die es unmöglich machen soll, sie zu einem schnupftauglichen Pulver zu zerreiben. Doch insbesondere in den ärmlichen Regionen des Südens ist die Oxycontin-Suchtwelle akut.
Für die Hersteller sind die Schmerzmittel ein grosses Geschäft. Purdue machte seit 1996 mehr als 27 Milliarden Umsatz mit Oxycontin. Im Strassenhandel erzielen opiathaltige Präparate Höchstpreise. Diese Woche wurde der Chefapotheker eines New Yorker Spitals des Drogenhandels angeklagt, weil er 200'000 Oxycontin-Pillen mit einem Schwarzmarktwert von 5,6 Millionen Dollar entwendet hatte.