Der Sparwahn kennt keine Tabus mehr
US-Bundesstaaten und deutsche Bundesländer setzen den Rotstift an: Schulen werden geschlossen, Strassen verlottern und Beamte werden entlassen. Die reichsten Nationen der Welt zerstören ihre eigene Zukunft.
Die Finanznöte der US-Bundesstaaten sind riesig. Konkret sieht es wie folgt aus: Illinois wird dieses Jahr sein Budget für Schulen um mindestens 300 Millionen Dollar kürzen, wie die «Financial Times» berichtet. Das heisst: Jede fünfte Lehrerstelle und fast jede zweite Hilfslehrerstelle wird gestrichen. Die Behörden von Illinois sehen keine Alternative. Der Bundesstaat rechnet im laufenden Jahr mit einem Defizit von zwölf Milliarden Dollar, ungefähr die Hälfte des gesamten Budgets.
Der Heimatstaat von Abraham Lincoln und Barack Obama ist keine Ausnahme. In den meisten anderen Staaten fehlen ebenfalls Milliarden in den öffentlichen Kassen, und die US-Bundesstaaten – mit Ausnahme von Vermont – kennen wie die Schweiz eine Schuldenbremse. Sie dürfen sich nicht verschulden. Deshalb wird auch in New Jersey das Budget für Bildung zusammengestrichen, Idaho kürzt seine Beiträge an bedürftige Rentner und Behinderte, und Mississippi schliesst Jugendstrafanstalten. Nicht nur die Bundesstaten, auch die Gemeinden greifen zum Rotstift. In Colorado Springs wird neuerdings ein Drittel der Strassenbeleuchtung abgeschaltet. Andernorts werden geteerte Strassen wieder in Naturstrassen verwandelt, weil das Geld für den Unterhalt fehlt.