Passerelle in die Merian-GärtenWird die Idylle von Menschenmassen geflutet?
Die finanziell bereits genehmigte Passerelle Brüglingen wird in den Strassennetzplan überführt. Widerstand gibt es von Natur- und Umweltschutzverbänden.

Bereits 2019 genehmigte die Münchensteiner Gemeindeversammlung 4,2 Millionen Franken für den Bau einer Passerelle als attraktive Verbindung des in einer rasanten Entwicklung befindlichen Dreispitzareals in die Natur- und Landschaftsidylle Merian-Gärten in der Brüglinger Ebene mit dem benachbarten Park im Grünen (Grün 80).
Knapp 1,5 Millionen Franken davon übernimmt der Bund aus dem Agglomerationsprogramm, gut 1,1 Millionen Franken zahlt die Christoph-Merian-Stiftung (CMS). Am Ende bleiben 1,6 Millionen Franken für die Gemeinde. Am Mittwochabend stimmte die Münchensteiner Gemeindeversammlung der Integration der Passerelle in den Strassennetzplan zu.
Schützenswertes Ortsbild
Im Mitwirkungsverfahren zum vor allem formal wichtigen Schritt gab es acht Eingaben. Der Baselbieter Heimatschutz und die Kantonale Denkmal- und Heimatschutzkommission befürchten einen zu starken Eingriff in die Struktur des Bestands der Merian-Gärten mitsamt Englischem Garten und Hofgut. Das Gebiet Brüglingen ist im Bundesinventar der schützenswerten Ortsbilder der Schweiz von nationaler Bedeutung (Isos) gelistet.
Der WWF, Pro Natura Baselland, der Natur- und Vogelschutzverein Münchenstein und das Landwirtschaftliche Zentrum Ebenrain äusserten Bedenken bezüglich der Flächen an der Böschung der Bahnlinie und in den Merian-Gärten, die im Bundesinventar der Trockenwiesen- und Weiden (TWW) stehen. Gemeinderat Daniel Altermatt (GLP) kündigte für die wegfallenden TWW-Flächen Kompensationsmassnahmen vor Ort und im ganzen Gemeindegebiet von Münchenstein an.
Passerelle nicht zu sehen
An einer Aussprache im vergangenen Dezember verständigten sich Gemeinde, CMS und die Natur- und Umweltschutzorganisationen, dass es sich bei der vorliegenden Vorlage «nur» um eine planerische Mutation und nicht um die konkrete Umsetzung der Passerelle handelt. Altermatt rechnet deshalb damit, dass es bei der Baueingabe zu konkreten Eingaben kommen wird.
Der zuständige Gemeinderat relativierte die Umsetzung als «minimalinvasiven Eingriff». Bezüglich Denkmalschutz machte Daniel Altermatt klar, dass die Passerelle von den Merian-Gärten und der Villa Merian her nicht zu sehen sein werde.
Gezielte Lenkungsmassnahmen
Einig sind sich die Natur- und Heimatschützer bezüglich der Gefahr der Menschenmassen, die dank der Passerelle und der neuen Tramhaltestelle der Linie 10 vom Dreispitz her zusätzlich in die Merian-Gärten strömen könnten. Der Park würde dadurch eine neue Zentralität erlangen, die Begehrlichkeiten nach neuen Bauten und Anlagen nach sich ziehen würde, schrieb der Heimatschutz. Es seien gezielte Lenkungsmassnahmen nötig, um die Idylle der Merian-Gärten nicht zu zerstören, forderten die Natur- und Heimatschützer in der Mitwirkung.
Der Gemeinderat beschwichtigte schriftlich: «Die CMS legt grossen Wert darauf, dass die Besucherinnen und Besucher wissen, dass es sich bei den Merian-Gärten nicht um einen eventorientierten Park, sondern um einen botanischen Garten beziehungsweise einen Naturraum handelt. Darauf werden die Besucherinnen und Besucher mit entsprechenden Informationsmedien hingewiesen.»
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