Königsspiel im AufwindWird Basel wieder zu einer Schachstadt?
Neue Turniere spriessen aus dem Boden, Schachschulen wachsen. Schach scheint in Basel wieder beliebt zu sein. Kommen bald auch wieder die grossen Namen ans Rheinknie?

Osterzeit ist Schachzeit. Das gilt für die ganz grosse Bühne, wird doch am Sonntag in Astana die erste Runde der Schachweltmeisterschaft zwischen Ian Nepomniachtchi und Ding Liren ausgetragen. Dies bestätigt sich aber auch beim Blick auf die etwas kleinere Bühne. Denn auch im Hotel Mövenpick in Basel ticken ab Donnerstag wieder die Schachuhren und halten wohl so manche Schachspielerin, so manchen Schachbegeisterten vom Eiersuchen ab.
Hauptattraktion am Aeschengraben ist sicherlich das Swiss Young Masters, das Schweizer Talenten die Möglichkeit bietet, um internationale Normen zu spielen. So etwa kämpft die Schweizer Meisterin Lena Georgescu um den Titel eines Internationalen Meisters. Nach seinem Corona-bedingten Abbruch im vergangenen Jahr wird das Turnier zum zweiten Mal in Folge von der SG Riehen organisiert und findet daher auch dieses Jahr wieder in Basel statt.
Daneben gibt es aber gleich drei Begleitveranstaltungen für Hobbyspieler und ambitionierte Vereinspielerinnen: Ein Blitzturnier, ein Junioren-Rapidturnier und das von Donnerstag bis Montag stattfindende Basel Easter Festival, das mit seinem Master Open auch den einen oder anderen Grossmeister in die Rheinstadt locken wird. Das ist viel Schach auf einmal. Und es zeigt: Der Schachsport erlebt einen Boom. Weltweit, schweizweit, aber eben auch in der Region Basel.
Dass das Schachspiel spätestens seit der Pandemie eine neue Blütezeit erlebt, ist bekannt. Schachvideos auf Youtube oder dem Streamingportal Twitch sind hoch im Kurs, die Zahl der gespielten Online-Partien ist in die Höhe geschnellt. Neu ist allerdings, dass sich dieser Aufschwung auch in der Turnierlandschaft niederschlägt. Bestes Beispiel dafür ist das Basel Easter Festival, das dieses Jahr zum ersten Mal stattfindet. Es ist Teil der Swiss Chess Tour, die neu gleich vier solche Turniere in Basel und Riehen veranstaltet.
Die grosse Nachfrage begründet Turnierorganisator Claudio Boschetti mit der idealen Lage der Stadt. Die Nähe zu Frankreich und Deutschland mache Basel auch für Spielerinnen und Spieler aus dem Ausland äusserst attraktiv. Die internationale Ausrichtung seiner Turniere hat für Boschetti einen einfachen Grund: «Wir waren die Ersten in ganz Europa, die während der Pandemie wieder Turniere veranstalten durften. Von da an ist es explodiert, und es sprach sich in ganz Europa herum, dass hier Turniere mit hohen Standards organisiert werden.» Und so sagt Boschetti: «Basel wird in naher Zukunft die schweizweite Nummer eins im Schach werden.»
Federer ein Grossmeister?
Doch auch im Ausbildungsbereich tut sich etwas. Neben den traditionellen Schachclubs gibt es auch immer mehr Schachschulen, die ihr Angebot speziell auf Kinder und Jugendliche ausrichten und so für den Nachwuchs attraktiv sind. Eine der grössten Schachschulen in der Schweiz ist «DSSP - Die Schulschachprofis» mit Präsident Peter Hug. Auch sie ist mit sieben Ablegern auffallend stark in der Region vertreten. Für Hug, ehemaliger Junior des Schachclub Therwil, kommt dies jedoch nicht überraschend: «Früher war das Schach hier weit verbreitet und sehr erfolgreich, mit zum Teil traditionsreichen Schachclubs, etwa in Laufen, Pfeffingen, Allschwil oder Münchenstein. Viele Eltern können sich noch daran erinnern und schicken ihre Kinder jetzt, wo es das Angebot wieder gibt, ins Schachtraining.»
Natürlich schwingt bei der Arbeit mit Kindern und Jugendlichen auch immer die Hoffnung mit, dereinst ein grosses Talent zu entdecken. Je mehr Kinder sich für den Schachsport entscheiden, desto grösser wird auch die Wahrscheinlichkeit dafür. Und so geht es für Hug auch darum, Kinder, die ansonsten vielleicht in anderen Sportarten für Furore gesorgt hätten, für den Schachsport zu gewinnen. «Hätte Roger Federer im Kindergartenalter den Schachsport entdeckt und sich ihm auf gleiche Weise gewidmet, wie er sich dem Tennis gewidmet hat, mit seiner Siegermentalität und seinem Willen wäre er auch darin der Beste geworden.»

Selbst Tal kam nach Basel
Die Besten des Schachs. Einst fanden sie ihren Weg nach Basel. Daran erinnert sich auch André Vögtlin, Präsident des Schweizerischen Schachverbands und des Schachvereins Muttenz. «Als Zwölfjähriger habe ich Mikhail Tal hier erleben dürfen, dann auch Bent Larsen und Viktor Korchnoi. Ich hoffe, dass diese Zeit wiederkommt.»
Noch scheint die Zeit dafür in Basel nicht ganz reif zu sein. Das wirklich breite Interesse am Sport wird noch immer gebremst durch das zunehmend falsche Bild, das viele vom Schachsport haben, welchen man in einer breiten Öffentlichkeit vor allem mit älteren Herren verbindet. Und so braucht es mehr junge Menschen, vor allem auch mehr Frauen, die sich für den Sport engagieren, ihm so ein neues Gesicht verleihen und frischen Wind in die Szene bringen und den Sport so auch für Sponsoren wieder interessant machen. Vögtlin hofft dabei auf eine Initialzündung: «Es muss einfach jemand den Anfang machen und sagen: So, jetzt hole ich den Weltmeister Magnus Carlsen nach Basel.» Schliesslich sollen auch in Zukunft die Besten des Schachs ihren Weg in die Schachstadt Basel finden.
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