FCB nimmt Mitglieder in die Pflicht«Das Ganze kann zu einer Zerreissprobe werden»
Der Basisverein des FC Basel soll 300’000 Franken beisteuern, um einen Teil des AG-Verlusts von 1,2 Millionen Franken zu decken. Vereinspräsident Baumgartner und seine Crew stehen nun vor einer Herkulesaufgabe.

Vor wenigen Wochen sagte David Degen, dass der FC Basel das Geschäftsjahr 2022 mit einer schwarzen Null abschliessen werde. Nun ist jedoch klar, dass dies nicht der Fall ist: Die FC Basel 1893 AG wird einen Verlust von 1,2 Millionen Franken schreiben, das berichtet die «BZ Basel». Und dieser Umstand könnte das Gesamtkonstrukt FC Basel durchaus vor eine Belastungsprobe stellen.
Der Verwaltungsrat der AG fordert, dass dieser Verlust nicht nur aus der Holding gedeckt wird, sondern gemäss der Anteile an der AG auch vom Basisverein FC Basel 1893. Heisst: Die FC Basel Holding AG zahlt 900’000 Franken, also 75 Prozent des Verlusts, und der Verein die restlichen 300’000 Franken. Geschieht dies nicht, sinkt der Aktienanteil des Vereins in der AG von 25 auf 10 Prozent.
In einem Schreiben lädt der Verein FC Basel 1893 seine rund 8000 Mitglieder zu einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung am 7. Februar ein. Dann wird näher über diesen Vorgang des Kapitalschnitts informiert und abgestimmt. Hierbei würde das Aktienkapital in der AG um 1,2 Millionen Franken herabgesetzt und unmittelbar wieder um 1,2 Millionen erhöht. Vereinspräsident Reto Baumgartner (55) nimmt dazu in der BaZ Stellung.
Reto Baumgartner, die Besitzer des FC Basel wollen den Verein zur Kasse bitten, um das Finanzloch zu stopfen. War das für Sie erwartbar?
In Gesprächen gegen Ende letzten Jahres hat sich angekündigt, dass der FCB ein Minus schreiben könnte. Allerdings entspannte sich meine Gefühlslage, als die Clubführung im Dezember eine schwarze Null kommunizierte. Nun sind es 1,2 Millionen Franken, die fehlen. Das ist für mich keine schwarze Null. Dass wir nun in einer ausserordentlichen Mitgliederversammlung darüber abstimmen müssen, als Verein einen Teil des Lochs zu decken, weil keine Reserven in der Holding verfügbar sind, ist einmalig in der Geschichte des FC Basel.
Weshalb handeln die Besitzer so und nehmen den Verein in die Pflicht?
Gemäss den Aussagen der Clubführung gibt es keine anderen Lösungen.
Fühlen Sie sich vor den Kopf gestossen?
Nein, wir sind darüber vergangene Woche in Kenntnis gesetzt worden. Was mir nicht gefällt, ist der ambitionierte Zeitplan: Gerne hätten wir diese Angelegenheit mit unseren Mitgliedern in der ordentlichen Versammlung im Mai diskutiert. Ich war letzte Woche an eine Sitzung mit dem Verwaltungsrat eingeladen, und dort wurde das aktuelle Vorgehen beschlossen. In wenigen Tagen mussten wir nun eine ausserordentliche Versammlung organisieren, da uns die Statuten keine andere Wahl lassen. Die kurzen Fristen setzen uns unter Druck.
«Gemäss den Aussagen der Clubführung gibt es keine anderen Lösungen.»
Entweder Sie bringen 300’000 Franken auf, um den Aktienanteil von 25 Prozent zu halten, oder der Verein besitzt künftig nur noch 10 Prozent an der AG. Wofür plädieren Sie?
Wir als Vereinsvorstand wollen am Konstrukt mit 25 Prozent Beteiligung festhalten, auch weil es eine Möglichkeit ist, unseren Vereinsmitgliedern eine Stimme zu geben. Das hat sich bewährt. Am Ende aber entscheiden die Mitglieder. Und geht die Abstimmung anders aus, als dass wir es uns wünschen, dann tragen wir diese Meinung natürlich mit. Aber: Die Rolle der Basis des FC Basel würde dann eine andere sein.
Ist der Verein überhaupt in der Lage, dieses Geld aufzubringen?
Wenn ich auf den heutigen Kontostand schaue, dann nicht. Es bräuchte Massnahmen, die unmittelbar nach der Versammlung greifen, denn wir müssten den Betrag drei Tage später einschiessen. Deshalb suchen wir aktuell Privatpersonen, Firmen oder Institutionen, die uns ein Darlehen gewähren. Wie dieses Geld danach zurückgezahlt wird, ist Gegenstand von kreativen Diskussionen mit unseren Mitgliedern. Denkbar ist ein Fundraising, eine Erhöhung der Mitgliederbeiträge…
… oder dass jedes Mitglied schlicht eine 50er-Note auf den Tisch legt.
Ja, das wäre eine Möglichkeit, eine einmalige Erhöhung der Mitgliederbeiträge. Aber eben: Wir müssen vor der Versammlung dieses Geld auftreiben. Denn stellen Sie sich vor: Wir sagen Ja, dass wir die Anteile behalten wollen, und können nicht zahlen. Das wäre der Super-GAU.
Mit der Diskussion um die Finanzen tut sich ein weiterer Schauplatz auf, der die Basler Clubführung nicht im besten Licht erscheinen lässt. Glauben Sie, dass diese Diskussion das Verhältnis zwischen Clubführung und Basis nachhaltig schädigt?
Gewünscht hätten wir uns eine Lösungsfindung auf Augenhöhe. Welche Auswirkungen dies haben wird, werden die nächsten Tage sowie die Mitgliederversammlung zeigen. Das Ganze kann zu einer Zerreissprobe werden. Denn eine Vertrauenssache ist diese Angelegenheit nicht.
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