«Wir stehen bereit»
Prominente Wirtschaftsvertreter fordern unmittelbare Massnahmen, um den Franken weiter zu schwächen. Die Schweizer Nationalbank bereitet sich nun auf Eingriffe am Devisenmarkt vor.

Die Schweizerische Nationalbank (SNB) ist bei Bedarf zu weiteren Massnahmen gegen die Überbewertung des Frankens bereit. Um Rezession und Deflation zu bekämpfen, würde sie am Devisenmarkt eingreifen, um die Schweizer Währung weiter zu schwächen.
Zwei Monate nach Festlegung des Euro-Mindestkurses von 1,20 Franken sei der Wechselkurs weiterhin hoch. «Wir erwarten, dass er sich über die Zeit weiter abschwächen wird», sagte SNB-Präsident Philipp Hildebrand in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag».
«Wir beobachten die Daten »
Sollte sich der Franken nicht abschwächen, könne dies zu deflationären Tendenzen führen und stark auf der Wirtschaft lasten. «Falls es die Wirtschaftsaussichten und die deflationäre Entwicklung erfordern, stehen wir bereit, weitere Massnahmen zu treffen.»
Auf die Frage nach einer Anhebung des Euro-Mindestkurses auf 1,30 Franken sagte Hildebrand: «Wir beobachten die Daten und werden bei Bedarf weitere Massnahmen ergreifen.» Intensiv verfolge die SNB die Ankündigungen von Entlassungen bei Schweizer Unternehmen.
Exporte schrumpfen weiter
Erstmals rückte Hildebrand die Schweizer Wirtschaft auch an den Rand einer Rezession: Die Konjunktur habe sich sei Mitte Jahr deutlich verschlechtert. Seit Juli schrumpften etwa die Warenexporte. «Ich gehe davon aus, dass die Schweizer Wirtschaft in der zweiten Jahreshälfte im besten Fall stagniert, möglicherweise sogar etwas schrumpft.»
2012 werde die Schweizer Wirtschaft «im besten Szenario sehr magere Wachstumsraten haben». Bei ihrer letzten geldpolitischen Lagebeurteilung im September hatte die SNB noch keine BIP-Prognose für das nächste Jahr abgegeben und für 2011 ein Wachstum von 1,5 bis 2 Prozent veranschlagt. Hildebrand sagte, er rechne für dieses Jahr mit «gut 1,5 Prozent».
Auch die Wirtschaft macht Druck für eine Anhebung des Euro-Mindestkurses der Nationalbank (SNB): «Ich hoffe, dass die Notenbank das Kursziel erhöht, wenn sich die Gelegenheit ergibt», sagt Economiesuisse-Präsident Gerold Bührer der «SonntagsZeitung».
Kein Tabu mehr
Noch deutlicher wird Hans Hess, Präsident des Industrieverbandes Swissmem: «Wir fordern, dass weitere Schritte folgen, um den Franken zu schwächen.» Emanuel Probst, Chef des Solothurner Kaffeemaschinenherstellers Jura, verlangt, dass «die Nationalbank einen Kurs von 1.35 Franken verteidigt».
Seit der erfolgreichen Anhebung des Euro auf 1.20 Franken vor zwei Monaten waren zusätzliche Forderungen an SNB-Präsident Philipp Hildebrand tabu. Nun hat sich der Wind gedreht. «Mit einem Kurs von 1.20 ist ein Grossteil der Firmen nicht wettbewerbsfähig», sagt Hess. Immer mehr Unternehmen würden zu einschneidenden Massnahmen gezwungen. Seit Frühling streichen Firmen in der Schweiz mehr als 2000 Stellen. Economiesuisse erwartet allein bei den Exportfirmen den Abbau von 25000 Stellen, sollte sich der Franken nicht bald abschwächen.
SDA/mrs
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