
Die jüngsten Wahlergebnisse beweisen: Die Klimafrage prägt den politischen Diskurs. Auch bürgerliche Parteien haben (mehr oder weniger konsequente) Positionen zum Klimathema bezogen. Das Bewusstsein wächst also überall. Es ist daher nicht angemessen, den Klimastreik in ein Links-rechts-Schema einzuordnen, wie das der «Tages-Anzeiger» auf dieser Seite jüngst getan hat.
Was auf der Politbühne angekommen ist, muss nun den Weg in den Alltag und somit in die Arbeit finden. Für den «Strike for Future» am 15. Mai hat vor rund einer Woche eine Pressekonferenz stattgefunden. Dabei wurde die geplante Zusammenarbeit mit der arbeitenden Bevölkerung vorgestellt.
Die Zusammenarbeit mit dem Klimastreik funktioniert nach dem Prinzip des «One-Side Support», welches an nationalen Treffen wie folgt festgelegt wurde: «Wir arbeiten mit Gruppierungen zu spezifischen Projekten zusammen, wenn sie mindestens eine unserer drei Forderungen (nationaler Klimanotstand, netto null Treibhausgas-Emissionen bis 2030 und Klimagerechtigkeit) öffentlich unterstützen und dabei den anderen Forderungen nicht widersprechen oder wenn sie noch stärkere vertreten.»
Der Klimastreik bliebt unabhängig
In diesem Kontext wurden auch die Gewerkschaften kontaktiert. Doch auch der Berner Bauernverband, verschiedene Kirchgemeinden und Unternehmen haben Interesse an einer Zusammenarbeit bekundet. Aber der Klimastreik bleibt unabhängig und lässt sich von niemandem vereinnahmen. Ganz im Gegenteil: Wir rufen alle dazu auf, Teil dieses gemeinsamen Aktionstages zu werden!
Auch «Workers for Future» – eine vom Klimastreik unabhängige Bewegung – beteiligt sich am Streik vom 15. Mai. Sie unterstützt alle Forderungen des Klimastreiks, erweitert diese aber um soziale und betriebliche Anliegen. Nur so ist ein Streik für Arbeitende nach Schweizer Recht erst möglich. Mit der Teilnahme von «Workers for Future» findet eine gemeinsame Diskussion statt, bei der auch die Gewerkschaften ihre Prioritäten überdenken müssen.
Wie das Klima mit sozialen Fragen zusammenhängt, ist eine Diskussion, die schon lange geführt wird, und entspricht keiner Programmänderung. Die Forderung nach «Klimagerechtigkeit» ist bereits im Februar im nationalen Konsens angenommen worden. Es darf nicht sein, dass die Klimakrise auf Kosten der sozial Schwächeren gelöst wird.
In der Klima-Charta sprechen sich Kandidatinnen und Kandidaten zahlreicher Parteien auch im bürgerlichen Spektrum für diese Forderung oder deren Stossrichtung aus. Die Lösungsansätze sind freilich verschieden: Manche setzen auf Umverteilung, andere auf Internalisierung der Kosten oder neue Steuermodelle. Im Grundsatz erachten wir es als Affront gerade gegenüber vielen bürgerlichen Politikerinnen und Politikern, dieses Anliegen simplifizierend als «links» zu betiteln.
Die Klimakrise betrifft alle
Die Menschheit steht vor ihrer vielleicht grössten Herausforderung. Alle werden unter der Klimakrise leiden, wenn auch auf unterschiedliche Art. Daher lassen sich aus allen politischen und gesellschaftlichen Perspektiven gute Gründe für mehr Klimaschutz finden. Wollen wir die Klimakrise abwenden, braucht es weltweiten gesellschaftlichen Wandel. Dafür müssen wir ideologische Grenzen überwinden und gemeinsam an Lösungen arbeiten.
Wir haben das Glück, in der Schweiz, einem wohlhabenden Land, geboren zu sein. Das birgt auch Verantwortung gegenüber den Armutsbetroffenen auf der ganzen Welt, die sich aus finanziellen Gründen gegen die Folgen der Klimakrise nicht genügend schützen können. Wir alle müssen unseren Alltag so verändern, dass er im Einklang mit den endlichen Ressourcen unseres Planeten steht.
Es liegt in den Händen von uns allen, die gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen für einen solchen Wandel zu schaffen. Das ist eine riesige Chance, unabhängig von der politischen Gesinnung, unser aller Leben zu verbessern. Wir bleiben im Austausch mit allen, die diesen Wandel seriös und selbstbestimmt angehen wollen.
Die Klimastreikenden sind Annika Lutzke, Antonin Rohdich, Cora Tampe, Fanny Wissler, Jann Kessler, Jelena Filipovic, Lena Bühler, Matthias Hafner, Maya Tharian, Nico Müller, Nino Preuss und Tiziano De Luca.
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Wir sind weder links noch rechts
Die Klimastreikenden bleiben unabhängig – und lassen sich von niemandem vereinnahmen.