Interview zu Alltagsphänomen«Wir müssen den Umgang mit dem Warten pflegen»
An der Haltestelle, an der Kasse, auf Weihnachten: Warten kann schwer sein – was macht es erträglicher? Der Soziologe Andreas Göttlich über Selbstbestimmung, Effizienz und Langeweile.

Herr Göttlich, worauf warten Sie am liebsten?
Natürlich warte ich lieber auf Dinge, die ich mit Vorfreude erwarten kann, als auf negative Ereignisse. Zum Beispiel warte ich gern im Vorfeld von Festen im Freundes- oder Familienkreis, aber ungern, wenn sich das Warten mit besserer Planung hätte vermeiden lassen, wie beim Einkaufen kurz nach Feierabend an der vollen Kasse. Ausserdem empfinde ich Warten als weniger unangenehm, wenn ich ungefähr abschätzen kann, wie lange ich warten muss, und mir sicher bin, dass ich nicht vergebens warte. Da bin ich wahrscheinlich ein ganz normaler Warter. Die meisten Menschen empfinden das so.