«Wir halten an der Atomkraft fest»
Trotz der Havarie im AKW Fukushima setzt die japanische Regierung auch in Zukunft auf die Kernenergie. Derweil zögern die Betreiber das hoch gefährdete AKW Hamaoka stillzulegen.
«Wir halten an der Atomkraft als Bestandteil unserer nationalen Energiepolitik fest», sagte der stellvertretende Chefsekretär des Kabinetts, Yoshito Sengoku, am Sonntag im Rundfunksender NHK. Pläne, weitere Reaktoren neben dreien im Atomkraftwerk Hamaoka stillzulegen, habe die Regierung nicht. Abgesehen vom AKW Hamaoka bestehe bei den Standorten der anderen Atomkraftwerke sei die Gefahr eines grösseren Erdbebens in den nächsten 30 Jahren «äusserst gering».
Wegen des grossen Erdbeben- und Tsunami-Risikos hatte der japanische Ministerpräsident Naoto Kan den Kraftwerksbetreiber in Hamaoka am Freitag aufgefordert, die Reaktoren abzuschalten, bis zusätzliche Schutzmassnahmen getroffen wurden. Rechtlich bindend war das Ersuchen jedoch nicht.
Chubu wartet ab
Der japanische Energiekonzern Chubu hat seine Entscheidung über die Stilllegung von drei Reaktoren im Atomkraftwerk Hamaoka derweil vertagt. Man sei bei einem Treffen am Samstag zu keiner Entscheidung gekommen und wolle die Frage nach dem Wochenende erneut diskutieren, sagte Unternehmenssprecher Mikio Inomata.
Das Atomkraftwerk Hamaoka liegt in der Präfektur Shizuoka 200 Kilometer westlich von Tokio. Kan verwies darauf, dass der Region nach Berechnungen von Experten mit 90-prozentiger Wahrscheinlichkeit in den nächsten 30 Jahren ein schweres Erdbeben droht. «Wenn sich in Hamaoka ein Unfall ereignet, könnte das ernste Folgen haben», sagte der Regierungschef.
Chubu befürchtet mögliche Engpässe bei der Stromversorgung, sollten die drei Reaktoren abgeschaltet werden. Sie seien für über zehn Prozent der Leistung des Unternehmens verantwortlich, sagte Sprecher Inomata. Chubu erwartet im Sommer eine Nachfrage von 26 Millionen Kilowatt. Mit den drei Reaktoren könnte das Unternehmen bis zu 30 Millionen Kilowatt in die Stromnetze einspeisen.
Chubu erwägt Hochfahren seiner Gas- und Kohlekraftwerke
«Es könnte eng werden», sagte Inomata. Der Energiekonzern erwäge nun, den Ausstoss seiner Gas-, Öl- und Kohlekraftwerke zu erhöhen und Stromkontingente von anderen Versorgern zu kaufen.
Die japanische Regierung befürchtet vor allem, dass das an der Küste gelegene Atomkraftwerk Hamaoka einem erneuten Tsunami schutzlos ausgeliefert sein könnte. Bislang verfügt die Anlage über keine Betonmauer gegen eine mögliche Springflut. Nach Angaben von Chubu seien die zehn bis 15 Meter hohen Sandhügel zwischen Küste und Kraftwerk jedoch hoch genug, um den Atommeiler vor den Wassermassen zu schützen. Der Tsunami, der am 11. März in der Nuklearanlage Fukushima-Daiichi erhebliche Schäden anrichtete, war nach Angaben des Kraftwerksbetreibers Tepco rund 14 Meter hoch.
Installation der Kühlsysteme beginnt
Nachdem die Strahlenwerte in Fukushima so weit gesunken sind, dass Arbeiter in Schutzanzügen die Anlage zeitweise betreten können, kündigte Tepco an, ab heute mit der Installation eines neuen Kühlsystems zu beginnen. Bereits am Donnerstag hatten Techniker Luftfilter im Gebäude des Reaktors 1 eingesetzt.
Unterdessen beteiligten sich am Samstag tausende Menschen an einer Anti-Atomkraft-Demonstration in Tokio. Sie zogen durch das Einkaufsviertel Shibuya und skandierten Parolen wie «Keine Atomkraftwerke!»
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