«Wir brauchen keine Auftritte im Westen, um Putin unter Druck zu setzen»
Interviews nach der Freilassung in Russland: Pussy-Riot-Mitglied Jekaterina Samuzewitsch glaubt an die Wirkung ihrer Aktionen. Der Kampf gehe weiter – mit neuen Mitgliedern.
Die kürzlich freigelassene Musikerin der russischen Punkbank Pussy Riot, Jekaterina Samuzewitsch, will ihre Proteste gegen die russische Regierung fortsetzen. «Ausser uns gibt es viele andere politische Gefangene. Der Kampf von Pussy Riot geht deshalb weiter», sagte die Musikerin dem «Spiegel». Spekulationen über eine Spaltung der Gruppe bezeichnete Samuzewitsch als «Quatsch»: «Im Gegenteil, neue Frauen sind zu uns gestossen. Wir sind jetzt rund 20.»
Konzerte im Ausland schloss die Aktivistin aus. «Wir brauchen keine Auftritte im Westen, um Putins Regime unter Druck zu setzen.» Die Strafe gegen Pussy Riot zeige, dass dies gelungen sei. Angst hat Samuzewitsch nach dem Prozess nicht. «Ich fahre ganz normal mit der Metro», sagte sie.
«Ziel übertroffen»
Samuzewitsch hat sich auch zufrieden über die bisherigen Erfolge der Gruppe geäussert. «Wir haben unser Ziel übertroffen», sagte Samuzewitsch der Nachrichtenagentur Reuters in einem Interview.
Es sei gelungen, aufzuzeigen, wie eng Kirche, Staat und Gericht in einem Russland unter der Herrschaft von Wladimir Putin miteinander verwoben seien. «Menschen, die niemals über diese Dinge nachgedacht haben, haben begonnen, darüber zu reden, zu lesen und den Meinungen anderer zuzuhören.» Eine Diskussion sei in der Gesellschaft losgetreten worden und «das ist für uns sehr wichtig». Sie sei sicher, dass viele Russen ihre Meinung über Putin geändert hätten.
Kein Handel mit der Regierung
Samuzewitsch musste zusammen mit zwei Bandmitgliedern vor mehr als sechs Monaten ins Gefängnis. Die 30-Jährige kam am Mittwoch überraschend frei, während die anderen beiden Frauen für zwei Jahre ins Straflager müssen.
Der Anwalt von Samuzewitsch gab an, seine Mandantin habe an der Protestaktion am Altar der Christus-Erlöser-Kathedrale gar nicht direkt teilgenommen. Samuzewitsch betonte, sie sei im Gegenzug für ihre Freilassung keinen Handel mit den Behörden eingegangen.
Die Gruppe hatte im Februar mit den für ihre Auftritte charakteristischen bunten Sturmmasken über den Gesichtern in einem «Punk-Gebet» ihre Wut über den damaligen Ministerpräsidenten und heutigen Präsidenten Putin sowie dessen enge Verbindung zur russisch-orthodoxen Kirche zum Ausdruck gebracht. Im August wurde sie deshalb wegen «Rowdytums aus religiös motiviertem Hass» zu zwei Jahren Straflager verurteilt.
sda/dapd/rub
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