Wikileaks bringt das IKRK in Bedrängnis
Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz wird durch Enthüllungen von Wikileaks über Folterfälle in Indien in Verlegenheit gebracht. Solche Enthüllungen können die Arbeit des IKRK für Gefangene beeinträchtigen.

Das Internationale Komitee vom Roten Kreuz habe im Jahr 2005 den USA Beweise vorgelegt für systematische Folter durch indische Sicherheitskräfte im Kaschmir.
Dies berichtete die britische Zeitung «The Guardian» am Freitag unter Berufung auf von der Enthüllungsplattform Wikileaks zur Verfügung gestellte Depeschen von US-Diplomaten.
Misshandlungen von Gefangenen
Bei einem vertraulichen Treffen habe der IKRK-Vertreter berichtet, bei 177 Besuchen habe das IKRK zahlreiche Fälle von Misshandlungen von Gefangenen feststellen können, meldete die US- Botschaft in Delhi demnach nach Washington.
Demnach haben die IKRK-Vertreter Misshandlungen in Form von Schlägen bei 171 Gefangenen gefunden. 681 Gefangene seien auf verschiedene Arten gefoltert worden.
Aus der Zeit der BJP-Regierung
Sie seien unter anderem mit Stromschlägen gequält, an der Decke aufgehängt oder sexuell missbraucht worden. Anderen seien die Beine in einem 180-Grad-Winkel gespreizt worden. Das IKRK habe seine Erkenntnisse aus Gesprächen mit 1491 Gefangenen im Kaschmir in den Jahren 2002 bis 2004 gewonnen.
Es sei zum Schluss gekommen, dass die Regierung in Delhi Folter in der zwischen Indien und Pakistan umstrittenen Region billige, berichtete die Zeitung weiter.
In den Berichtsjahren war die hindu-nationalistische BJP an der Macht; im Mai 2004 verlor diese die Parlamentswahlen und die Kongresspartei von Sonja Gandhi stellte danach die Regierung.
IKRK bestätigt Treffen
«Wir können bestätigen, dass sich ein IKRK-Delegierter am 1. April 2005 mit einem Vertreter der USA getroffen hat», sagte der Sprecher des IKRK für Südasien, Christian Cardon, am Freitag gegenüber der Nachrichtenagentur SDA.
Das IKRK könne neben vertraulichen Treffen über die Lage der Gefangenen mit den Behörden der betroffenen Staaten auch Dritte einschalten. Solche Benachrichtigungen hätten zum Ziel, Druck aufzubauen. In den vergangenen Tagen hatte Wikileaks auch von Treffen zwischen dem IKRK und US-Vertretern in Brasilien und Tunesien berichtet.
Beschränkter Zugang
Die von Wikileaks publizierten Informationen seien kein «Primeur», sagte Cardon. Festzuhalten sei zudem, dass sich seit 2005 die «Qualität des Dialogs» mit Indien verbessert habe.
Dennoch bringen die Enthüllungen das IKRK nach eigener Einschätzung in Verlegenheit. Der Zugang zu Gefangenen basiere darauf, dass die Vertraulichkeit respektiert werde, sagte Cardon. Dass nun Informationen nach Draussen gelangt seien, könne im schlimmsten Fall dazu führen, dass das IKRK keinen Zugang zu Gefangenen mehr erhalte.
Mit Enthüllungen leben lernen
Obwohl Enthüllungen wie jene von Wikileaks Schaden anrichten können, «ist das Teil der Realität», sagte Cardon. «Wir müssen lernen, wie wir mit Vertraulichkeit in diesem neuen Umfeld umgehen.»
SDA/ske
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