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Wieso so wenige Frauen auf der Bühne stehen

Janine Cathrein, Sängerin der Schweizer Band Black Sea Dahu, wird als Neuentdeckung gefeiert. Foto: Marco Raho

Nur 15,7 Prozent der Urheber von musikalischen Werken in der Schweiz sind Frauen. Wir liegen da etwa im Bereich der Förster und Jägerinnen. Warum macht das Musizieren den Frauen einfach keinen Spass?

Was meinen Sie damit? Ist wieder der alte weisse Mann schuld?

Wie also kommt es zum Einbruch von 50 Prozent Mädchen, die sich zum Musikunterricht anmelden, zu den 15 Prozent, die dann wirklich Musik machen? Ist Musikmachen ganz einfach Bubenzeugs?

«Männer haben ein ganz anderes Selbstverständnis, auf einer Bühne zu stehen»: Regula Frei. Foto: Franziska Rothenbühler

Dass in der Schweiz nur wenige Frauen in Verwaltungsräten sitzen, mag ein strukturelles Problem sein, weil diese – meist von Männern – gewählt werden. Wer oder was hindert jedoch eine Frau im Hier und Heute daran, sich hinzusetzen und Musik zu schreiben?

Aber der Popmusik mangelt es doch nicht an weiblichen Vorbildern?

Die Genderforschung vermutet, dass Frauen weniger das Bedürfnis zur öffentlichen Selbstdarstellung durch Leistung haben, kreative Projekte lieber für sich entwickeln und erst präsentieren, wenn sie voll davon überzeugt sind.

«Gerade der Jazz wird von vielen als sehr kompetitiv beschrieben.»

In der klassischen Musik werden weit über 50 Prozent Frauen ausgebildet. Im Jazz liegt der Anteil bei etwas mehr als 10 Prozent. Wie erklären Sie sich diesen Unterschied?

Müsste sich in der Ausbildung etwas ändern?

Eine andere These besagt, dass die weibliche Unlust am musikalischen Ausdruck daher komme, dass Frauen über Jahrhunderte hinweg daran gehindert worden seien, ihre Kreativität auszuleben. Können Sie damit etwas anfangen?

«Es gibt Missgunst und Neid, und zwar durchaus auch unter den wenigen Frauen.»

Wenn die These mit der Kreativität stimmt: Wie erklärt es sich dann, dass an Kunstschulen wiederum weit mehr Frauen als Männer ausgebildet werden?

Wie also wollen Sie mehr Frauen zur Musik bringen?

Helvetiarockt hat auch laut beklagt, dass viele Schweizer Festivals einen dürftigen Frauenanteil aufweisen. Sie haben erreicht, dass es sich heute kein Veranstalter mehr leisten kann, nicht darauf zu achten.

Das könnte damit zusammenhängen, dass die Festivals ja mit 85 Prozent Männern auf den Bühnen bisher einfach eine Realität abgebildet haben. Sie fordern nun eine Frauenquote von 30 Prozent, und selbst willige Clubs und Festivals bekunden Mühe, diese Vorgaben einzuhalten.

Sophie Hunger hat den Durchbruch geschafft. Die Sängerin, Musikerin, Komponistin ist auch weit über die Schweiz hinaus bekannt. Foto: Keystone

Es scheint aber, dass man den alten weissen Männern böse Absichten unterstellt. Glauben Sie wirklich, dass irgendjemand lieber Männer als Frauen auf der Bühne sieht?

Viele befürchten, dass sie mit dem Bekenntnis zu einem höheren Frauenanteil die auftretenden Frauen gleichzeitig als Quotenfrauen stigmatisieren.

Seit zehn Jahren versucht Helvetiarockt nun also die Frauen zu ermuntern, Musik zu machen, und die Veranstalter dazu zu bewegen, diese Frauen auch zu buchen. Trotzdem ist die Tendenz nur leicht steigend. Frustriert?

«Statt von der Frau sprächen wir von der Gitarristin.»

Sie sind selber Musikerin. Haben Sie unter Benachteiligungen zu leiden?

Wie hoch wird der Anteil an musizierenden Frauen in zehn Jahren sein?

Damit wären Sie zufrieden?