Halle in ArlesheimWie wärs mit Curling?
Das Curling-Zentrum Region Basel ist ein Bijou. Dennoch sind die Rinks nur den halben Tag besetzt.

Der 28. Januar ist kein gewöhnlicher Tag für das Curling-Zentrum Region Basel. Es ist das 14. Mal, dass das Schülerturnier ausgetragen wird; ein Wettkampf für alle, die sich mal mit der olympischen Sportart vertraut machen wollen.
Dieses Curling-Schaufenster ist für die Halle in Arlesheim deshalb wichtig, weil deren Betreiber gewillt sind, die Rinks so oft wie möglich zu besetzen. Das ist zurzeit zu wenig der Fall, die Auslastung liegt bei 44 Prozent. Bruno Schallberger, der dem Genossenschaftsvorstand vorsteht, sagt: «Unser Problem ist, dass man uns zu wenig wahrnimmt.» Das will die Genossenschaft nun mit verschiedenen Aktionen ändern.
Dabei ist die Halle ein Bijou. Mit der Professionalisierung des Curlingsports in der Schweiz ist auch das Zentrum in Arlesheim mit der Zeit gegangen. Der letzte millionenschwere Umbau liegt erst wenige Jahre zurück, energietechnisch ist das Gebäude auf modernstem Stand. Und: Auch was die Spielunterlage betrifft, muss sich das zweistöckige Gebäude, das sich neben Bern und Perth (Schottland) als grösste Halle in Europa bezeichnen darf, nicht verstecken. Der frühere Spitzencurler Markus Eggler sagt: «Eisqualität und Beleuchtung sind in Arlesheim top.»
Wie die Väter, so die Söhne
Einziger Nachteil ist der Standort. Für Eggler gehört dieses Leistungszentrum «in das Gebiet St. Jakob». Dorthin, wo der regionale Sport mehrheitlich zu Hause ist. Und dorthin, wo die Wege vom ÖV zu den Sportstätten kurz sind. Obwohl die Halle seit Jahrzehnten in der Arlesheimer Sportzone steht, fänden nur wenige Nicht-Curler den Weg ins Birstal, sagt Schallberger. Selbst das Durchführen einer EM (2006) und WM (2012 und 2016) in der Brüglinger Ebene brachte damals nicht die erhoffte Signalwirkung.
Und aktuell veranschaulicht der Swiss Cup, wie schwierig es für das Curling in der Region Basel ist, die Aufmerksamkeit auf die Sportart zu ziehen. Jeweils im Oktober kommen die weltweit besten Männer und Frauen ins Baselbiet. Das Turnier ist mitunter das Beste, was dieser Sport zu bieten hat. Zuschauer hat es dennoch kaum. Vor allem diejenigen sind da, die der Sportart ohnehin nahestehen.
Gerade an Olympia ist Curling eine Sportart, die am TV viel Aufmerksam generiert – weil es attraktiv zum Zuschauen und einfach zu verstehen ist. Dabei wäre ein Besuch bei den Besten ein Highlight, eine Bereicherung, wie Eggler erzählt. Als er im Herbst beim Männerturnier vorbeischaut, freut ihn die Paarung, die am Laufen war: Team Ramsfjell aus Norwegen gegen Team Schwaller aus der Schweiz. «Das ist typisch für unseren Sport», sagt Eggler, der in seiner Aktivzeit mit und gegen deren Väter gespielt hat. Curling sei ein Familiensport.
Das stellt auch Manuela Netzer-Kormann fest. Die Nachwuchs-Chefin von Swiss Curling beobachtet generell, wie Junge rasch Fortschritte erzielen und Erfolg haben können. «Das ist ein Ansporn.» Mit den guten Trainingsmöglichkeiten in der Schweiz sei der Weg für diejenigen geebnet, die den Sport leistungsmässig betreiben wollen. Ebenso ein Vorteil: die Spitzensport-RS sowie das Absolvieren der WKs in Trainingslagern.
Eggler geht sogar noch einen Schritt weiter. Er sagt: «Die Chance, an Olympia eine Medaille zu gewinnen, ist unter den Wintersportarten im Curling am höchsten.» Der 54-Jährige weiss, wovon er spricht. Zweimal gewann der Berner Silber an den Olympischen Spielen. Eggler erzählt: «Ich war ein Verrückter und ging als Neunjähriger, während meine Kollegen Fussball spielten, jeden Tag in Thun curlen.» Noch heute ist er regelmässiger Gast auf den Rinks – zum Spass wohlgemerkt.
Curling statt Skilager
Damit möchten Eggler und Co. aufzeigen, dass jeder Curling spielen kann. Schallberger sagt, dass die 426 Clubmitglieder, die in Arlesheim curlen, sich aus allen Schichten und Jahrgängen zusammensetzen. «Altersmässig», sagt er, «gibt es keine Limiten.»
Das ist auch der Grund, weshalb in Arlesheim viel Wert auf Einsteigerkurse und ebendiese Schülerveranstaltungen gelegt wird. Und bei letzterem Punkt kommt auch die Pandemie ins Spiel. Weil im letzten Winter die Skilager nicht durchgeführt werden durften, investierten viele Schulen das vorhandene Geld in Curlingstunden. Normalerweise besuchen 1000 Schüler und Schülerinnen pro Saison das Curlingzentrum Region Basel. Zuletzt waren es dreimal so viele.
Das macht dem Arlesheimer Team um Schallberger Mut, die Sportart im Baselbiet weiter voranzutreiben und neue Interessierte zu gewinnen. Denn in einem sind sich alle einig: Im Curling kann man sich schnell verbessern. «Und dann», führt Schallberger, ein Mann mit jahrzehntelanger Curling-Erfahrung, aus, «ist der Spassfaktor gegeben, zusammen mit Kollegen zu spielen.» So eben, wie dies künftig mehr als diese 400 Mitglieder in der Arlesheimer Halle tun sollen.
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