«Wie viele Male spielen wir noch mit Menschenleben»?
Im Golf von Mexiko ist eine zweite Ölplattform explodiert. Nun ist klar: Es gab keinen Ölaustritt. Der Ärger ist dennoch gross.
Aufatmen am Golf von Mexiko: Nach einer neuen Explosion auf einer Bohrinsel gab es nach Angaben der US-Küstenwache vorerst keine Hinweise auf ausströmendes Öl. Der Vorfall sorgte vier Monate nach dem verheerenden Untergang der BP-Plattform «Deepwater Horizon» für erneute heftige Kritik an der Öl- und Gasindustrie. Der britische Konzern BP warnte vor einem Verbot der Offshore-Bohrungen in dem Gebiet. Rund 160 Kilometer südlich der Küste von Louisiana war zuvor eine Ölplattform explodiert. Alle 13 Arbeiter konnten sich durch einen Sprung ins Wasser retten und rasch geborgen werden. Sie sagten aus, es sei ihnen kurz vor der Explosion gelungen, das Förderloch zu schliessen. Gleichzeitig aber berichteten sie von einem Ölfilm auf der Wasseroberfläche und lösten damit Sorge vor einer weiteren Umweltkatastrophe aus.
Erst nach Stunden gab die US-Küstenwache Entwarnung. Der Brand sei gelöscht, Hubschrauber und Schiffe hätten kein Leck feststellen können. Auch die Betreibergesellschaft der Plattform, das in Texas ansässige Unternehmen Mariner Energy, erklärte, es gebe keine Anzeichen für eine Umweltverschmutzung. Louisianas Gouverneur Bobby Jindal erklärte, Mariner Energy habe versichert, dass alle sieben Ölquellen unter der Bohrinsel verschlossen worden seien. Über die Plattform wurden den Angaben zufolge täglich 1400 Barrel Öl und mehr als 250'000 Kubikmeter Gas gefördert.
Das Weisse Haus beobachtet Situation
Das Weisse Haus behält nach eigenen Angaben die Situation unter Beobachtung. Sollte es Berichte über eine neue Ölpest geben, würden sofort Massnahmen eingeleitet, sagte Sprecher Robert Gibbs. Der Chef von Mariner Energy, Scott Josey, muss kommenden Freitag vor dem Energie- und Handelsausschuss des Repräsentantenhauses Auskunft über den Unfall geben.
Der Vorfall weckte Erinnerungen an die Explosion und den Untergang der von BP betriebenen Bohrinsel «Deepwater Horizon» im April. Rund 780 Millionen Liter Rohöl liefen nach Behördenangaben aus, bevor das Leck Mitte Juli mit Hilfe einer Abdeckkuppel gestoppt werden konnte. Die Kuppel wurde am Donnerstag entfernt und damit der endgültige Versiegelungsprozess direkt an der Ölquelle in 1500 Metern Tiefe eingeleitet.
BP zahlte bisher acht Milliarden Dollar
Die Ölkatastrophe kostete BP bislang nach eigenen Angaben acht Milliarden Dollar (6,2 Milliarden Euro). Diese Summe schliesse alle Ausgaben für den Kampf gegen die Ölpest, die Reinigung, das Versiegeln des Bohrlochs und Zahlungen an die US-Regierung sowie die betroffenen Bundesstaaten ein, erklärte das Unternehmen. Die Kosten sind bereits doppelt so hoch wie bei der vorhergehenden Schätzung Mitte Juli. BP hatte zudem zugesagt, einen Entschädigungsfonds von 20 Milliarden Dollar für alle Opfer der Ölpest einzurichten.
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace reagierte alarmiert auf den erneuten Unfall. «Wie viele Male spielen wir noch mit menschlichen Leben, der Wirtschaft und den Ökosystemen?», sagte der Meeresexperte von Greenpeace in den USA, John Hocevar, der Nachrichtenagentur AFP. «Es ist Zeit, dass wir aus unseren Fehlern lernen.»
Dagegen warnte der stellvertretende Chef von BP-USA, David Nagle, vor einem Verbot der Ölbohrungen im Golf von Mexiko. Wenn BP seine Förderaktivitäten nicht fortsetzen könne, werde dies seine Einnahmen beträchtlich schmälern, sagte Nagle der «New York Times». Darunter könnte auch die Finanzierung von Schutzmassnahmen leiden.
dapd/jak/mrs
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