Wie viel Platz braucht die Industrie?
Am Mittwoch beschliesst der Grosse Rat über den Bebauungsplan für das Lysbüchel-Areal.

Es ist der ewige Zankapfel zwischen Gewerbe und Stadt: Das Lysbüchel-Areal solle den Industrieschaffenden zur freien Verfügung stehen, fordert der Gewerbeverband mit seinem Direktor Gabriel Barell. Baudirektor Hans-Peter Wessels hat mit dem 11,6 Hektar grossen Areal andere Pläne: Wenn Investoren dort einen Teil Wohnen realisieren und den Industrieraum verdichten würden, könnten 2000 bis 3000 neue Arbeitsplätze und Wohnraum für 1300 bis 1900 Personen entstehen. Der Regierungsrat schlägt für das Areal zwischen Elsässerstrasse, Schlachthofstrasse und Bahnlinie einen Bebauungsplan vor.
In seiner morgigen Sitzung wird der Grosse Rat über die Zukunft des Gewerbe- und Industrieareals beschliessen. Zwar stiess die Vorlage, die ein Nebeneinander von Wohnen und Gewerbe vorsieht, in der Vorberatung mehrheitlich auf Zustimmung. Eine Minderheit jedoch sieht durch die Mischnutzung das Gewerbe benachteiligt. In der Baukommission sind die Linken in der Mehrheit und diese stehen dem Projekt wohlgesonnen gegenüber. Die Bürgerlichen sind gespalten.
FDP-Grossrat Andreas Zappalà ist skeptisch. «Ich werde eine Rückweisung unterstützen.» Er sei der Meinung, man müsse diesen Gürtel dem Gewerbe und der Industrie vorbehalten und andere Transformations-areale fürs Wohnen bevorzugen. Widerstand dürfte es auch vonseiten der SVP geben. «Es geht um die Zukunft von Gewerbe und Industrie. Wenn man diese verdrängt, sägt man am Wohlstand des Kantons», sagt SVP-Grossrat Heinrich Ueberwasser. Für die Planung der Allmendflächen und den Landerwerb beantragt der Regierungsrat dem Parlament knapp 4,1 Millionen Franken.
Auch ein neues Schulhaus
Auf dem Areal Lysbüchel soll zudem ein neues Primarschulhaus entstehen. Das Schulhaus soll in ein bestehendes Lagergebäude auf dem ehemaligen Coop-Areal gebaut werden und zwölf Klassen und einem Doppelkindergarten Platz bieten. Der Regierungsrat beantragt dafür knapp 7,7 Millionen Franken. Die Mehrheit in den Kommissionen stimmt dem Kredit zu. Eine Minderheit kritisiert den Standort in der derzeitigen Industriezone. Umstritten war auch das Konzept eines hochverdichteten Schulhauses, bei dem der Hauptpausenplatz auf dem Dach geplant wird.
Der Regierungsrat beantragt für beide Vorlagen zusammen 11,8 Millionen Franken. Geplant ist eine koordinierte Arealentwicklung, die eine Verdichtung ermöglicht. Hierfür haben sich die SBB, Coop und der Kanton Basel-Stadt 2012 zu einer Planungsgemeinschaft unter der Federführung des Kantons zusammengeschlossen.
Nicht jeden Meter überbauen
Nicht zuletzt argumentieren die Befürworter der Vorlagen, dass das Lysbüchel heute extensiv genutzt werde. Damit haben sie nicht unrecht. Der 85 Meter hohe Turm, in dem einst die Schweiz ein Getreide-Pflichtlager hatte, liegt ungenutzt brach. Lediglich Krähen, die ihn in Scharen umfliegen, lassen sich hie und da auf einem Sims nieder. Links und rechts der Strassen und Gässchen, die sich durchs Areal ziehen, stehen niedrige Bauten mit Umschwung. Hier könnte man den Raum besser nutzen.
Gewerbedirektor Barell jedoch argumentiert, es müsse auch nicht jeder Meter in der Stadt Basel dicht bebaut werden. Und fürs Wohnen würden zurzeit genügend Transformationsgelände wie etwa das Klybeck oder der Dreispitz zur Verfügung stehen, sodass man dem lärmintensiveren Gewerbe nicht jeden Platz entreissen müsse.
Minderheit will Areal ganz dem Gewerbe geben
Auch die Bau- und Raumplanungskommission (BRK) schien in diesem Meinungsstrudel gestanden zu haben. Sie beantragt nun dem Grossen Rat mit 8 zu 2 Stimmen bei 3 Enthaltungen Zustimmung zur Vorlage. Ganz sicher scheint sie sich der Sache jedoch nicht zu sein. So betonte sie, dass im Hinblick auf weitere Transformationsgebiete künftig Gewerbe und Industrie gegenüber dem Wohnen bevorzugt werden sollen. Allerdings nur, falls eine konkrete Nachfrage nach mehr Gewerberaum bestehe.
Die Minderheit will das Areal ganz dem Gewerbe überlassen und hinterfragt eine gemischte Wohn- und Gewerbenutzung. Die BRK stellt mehrere Änderungsanträge. So beantragt eine Kommissionsmehrheit dem Grossen Rat, einen Mindestanteil an gemeinnützigem Wohnungsbau festzulegen. Der Zwiespalt zum Thema Lysbüchel wird sich also auch im Grossen Rat manifestieren, sodass mit einer langen Debatte zu rechnen ist.
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