Corona-Pressekonferenz des Bundes«Das Ziel ist nah: Nur noch drei Monate, bis die Impfung greift»
Vertreter von BAG, der Taskforce sowie die Berner Kantonsärztin äusserten sich zur aktuellen Corona-Situation. Wir haben live berichtet.
Das Wichtigste in Kürze:
Bei Fall-, Hospitalisierungs- und Todeszahlen zeigt der Trend nach oben.
Das BAG meldet heute 2301 neue Corona-Fälle.
Die Türkei und Kroatien stehen neu auf der Quarantäneliste.
Hier gelangen Sie zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.
Hier finden Sie die Übersicht der Impfquoten: So weit ist die Schweiz mit dem Impfen.
Die Übersicht der Spitäler: So ausgelastet sind die Spitäler in den Kantonen.
Das Bundesamt für Gesundheit (BAG) will seine Impfstrategie nicht ändern. Die Halbierung von Impfdosen oder die Verabreichung von vorerst nur einer Impfdosis seien kein Thema, sagte Patrick Mathys, Leiter Krisenbewältigung und internationale Zusammenarbeit beim BAG, am Mittwoch vor den Medien in Bern.
Es seien keine wirklichen Vorteile von einem solchen Paradigmenwechsel erkennbar. Zudem würden in den kommenden Wochen und Monaten nun die grossen Mengen an Impfdosen in der Schweiz eintreffen. Diese sofort zu verabreichen, sei dann wichtig, sagte Mathys.
Wann man die Schwelle zur zweiten Impfphase erreicht haben wird, dazu wollten sich der BAG-Vertreter und die bernische Kantonsärztin Linda Nartey nicht konkret äussern. Man nähere sich der Schwelle zum Impfzugang auch für Menschen mit kleineren Gesundheitsrisiken «demnächst» an, sagte Nartey nur. Die älteren Risikopatienten seien mehrheitlich geimpft. Die genauen Zahlen kenne sie allerdings nicht.
Die Impfphase 1 umfasst die besonders gefährdeten Personen, das sind knapp 2,4 Millionen Menschen in der Schweiz. Phase 2 betrifft das Gesundheitspersonal mit Patientenkontakt und Betreuungspersonal von besonders gefährdeten Personen, etwas über 400'000 Personen. Diese sollten gemäss Szenarien des Bundes bis spätestens Mitte Mai geimpft sein, falls sie dies wünschen.
Nach fast einer Stunde ist die Medienkonferenz zu Ende. Wir danken Ihnen für Ihre Aufmerksamkeit. In Kürze folgt hier eine Zusammenfassung.
Ackermann sagt, dass man wolle, dass alle Menschen aus der Bevölkerung berücksichtigt seien. «Die Task Force ist aber kein Gefäss, das alle Bevölkerungsgruppen repräsentieren kann. Wir sind eine wissenschaftliche Gruppe, die sich auf diese Fragen konzentriert.» Man habe aber Vertreter und Experten, welche sich mit sozialen Fragen und Problemen aus allen Altersgruppen beschäftigen.
Mathys: Wer einen Selbsttest mache und positiv sei, muss das Resultat bestätigen lassen. Diese erneuten Tests würden dann auch in die offiziellen Zahlen des Bundes einfliessen.
Eine Journalistin will wissen, was man vom Bundesrat nächste Woche erwarten könne. Mathys sagt, er wolle dem Bundesrat nicht vorgreifen. Aber der Bundesrat würde die Gesamtwentwicklung beachten. Ackermann mag sich überhaupt nicht auf diese (oft) gestellte Frage äussern.

Mathys bestätigt erneut, dass es das Ziel des BAG sei, das Impf-Zertifikat bis im Juli bereit und in Betrieb zu haben. Ein solches Zertifikat, das eine gemachte Impfung bestätigt, dürfte wohl beim Reisen wichtig sein.
Ackermann sagt: Die Häufigkeit sei bei weniger als einem Prozent in der Schweiz. Eine Impfung mit den richtigen Impfstoffen würde aber gut dagegen schützen.
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Die älteren Jahrgänge seien schon reichlich geimpft worden, es würden inzwischen auch schon jüngere Ältere geimpft, aber diese Aussage sei unscharf, erklärt Kantonsärztin Nartey. Es fehlen die genauen Zahlen für konkretere Aussagen. Auch Prognosen wolle sie keine abgeben.
Mathys sagt: «Wer in die Schweiz aus Brasilien einreist, wird registriert. Diese Daten gehen an die Kantone.» Die Bernerin Nartey ergänzt, dass die betreffenden Personen die Quarantäneanordnungen erhalten würden. Man gehe aber nicht an jeder Tür vorbei, um das zu kontrollieren.
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Mathys sagt, er wolle nicht Moral-Apostel spielen. Er findet aber, dass man nicht mehr als 5 Selbsttests holen soll. Er erinnert daran, dass diese Tests über die Krankenkassenkarten erfasst werden. Kämen weitere dazu, dann würden diese verrechnet.
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Sollen Genesene gleich schnell geimpft werden wie bisher Nicht-Infizierte? Mathys sagt, man sehe dadurch keine Vorteile. In den nächsten Monaten würden viele Vorräte an Impfdosen kommen. Letztlich müsse man diese aber auch nutzen.
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Ackermann sagt, dass ein wichtiger Moment bestimmt dann sei, wenn alle Erwachsenen, die wollen, die Chance hatten, sich zu impfen. Er rechnet, dass dies in drei Monaten so weit der Fall sein sollte.
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Mathys antwortet auf eine entsprechende Frage wie folgt: «Die Herdenimmunität kann man durch Impfung, Durchseuchung oder beides erreichen.»
Mathys antwortet: Es gebe genügend wissenschaftliche Evidenz, dass die britische Variante rund 50 Prozent ansteckender sei als das herkömmliche Virus.
Mathys sagt, dass Swissmedic eine unabhängige Organisation sei. «Wir hoffen aber, dass dies bald der Fall sein wird.»
Mathys verneint, dass die Lage in gewissen Intensivstationen die Lage zu dramatisch sei. Er warnt aber vor einer Verschärfung der Situation in den Spitälern. Mathys erinnert daran, dass nicht die Anzahl Betten, sondern das fehlende Fachpersonal ein Problem im Falle einer dritten Welle sein könnte. Dieses Problem habe man noch nicht lösen können. Die Ausbildung von Fachpersonal brauche einfach Zeit.
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Mathys sagt, dass die Impfstoffe von Moderna termingerecht geliefert werden.
Laut Martin Ackermann, Präsident der wissenschaftlichen Covid-Taskforce des Bundes, lohnt es sich, die Fallzahlen bis zum Ende der Impfkampagne tief zu halten. «Die Ziellinie ist nahe.» Es lohne sich, in den nächsten drei Monaten noch einmal einen Effort zu leisten.
«Es gibt viele Gründe, noch etwas durchzuhalten», sagte Ackermann. Studien zeigten, dass sich die Situation deutlich und spürbar entspanne, sobald rund die Hälfte der Menschen einer Bevölkerungsgruppe geimpft sei.
Bis alle geimpft seien, die dies wollen, gelte es, die Fallzahlen unter Kontrolle zu halten, sagte Ackermann. Damit seien zahlreiche Vorteile verbunden – wie etwa die Entlastung des medizinischen Personals oder die Sicherstellung einer lückenlosen Kontaktverfolgung.
«Tiefere Fallzahlen reduzieren auch die wirtschaftlichen Risiken, weil sonst drastische Massnahmen notwendig würden», sagte Ackermann. Aus Sicht der Experten der Taskforce sei deshalb klar: Eine erfolgreiche und fortlaufende Eindämmung des Virus sei besonders lohnenswert.
Zudem ist es laut Ackermann wichtig, dass der Bund verschiedene Datenlücken schliesse. So sollte etwa klar werden, wie viele Personen trotz Impfung positiv getestet würden, und wie viele Personen von welcher Altersgruppe genau geimpft seien.
Die aktuellen Zahlen seien schwierig abzuschätzen, weil sich die Zahlen über Ostern verzögert haben. Man brauche Zeit, um die aktuelle Entwicklung und die aktuellen Trends richtig einschätzen zu können.
Die Analyse des BAG habe Lücken in den Daten gezeigt. «Wir sollten in der Schweiz erheben, wer trotz Impfung positiv getestet wurde.» Diese Daten würden fehlen.
Ackermann sagt aber auch, dass die Ziellinie nahe sei. «Wir dürfen gerade jetzt nicht sorglos sein.»
Tiefere Fallzahlen seien der Schlüssel, fährt Ackermann fort. Sie würden allen nützen. Es gebe weniger Kranke, weniger Schwerkranke, weniger Langzeitfolgen. Sie nützen ausserdem auch der Wirtschaft und sorgen dafür, dass die Schulen offen bleiben können. Angesichts alle dieser Vorteile plädiert die Taskforce für Beibehaltung der Massnahmen und auch für einen Ausbau, falls die Zahlen wieder rasant steigen würden.
/fal
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