Wie Skandalhändler Kerviel skrupellos spekulierte
Kleine Firmen durch Spekulation «runterzuziehen». Und das im Wissen seiner Chefs. In einem Interview packt der angeklagte französische Banker Jérôme Kerviel aus.

«Wir haben das alle gemacht, wir waren darauf trainiert, wir wurden dafür bezahlt», sagte Kerviel in einem Interview mit der Nachrichtenagentur AFP. Er hatte laut Anklage der Grossbank Société Générale durch nicht genehmigte Spekulationsgeschäfte einen Schaden von 4,9 Milliarden Euro zugefügt. In gut zwei Wochen beginnt der Prozess. Kerviel äusserte auch sein Unbehagen über die Spekulationsgeschäfte. Er habe «keine Skrupel» gehabt, etwa kleine Firmen durch Spekulationen «runterzuziehen», sagte der 33-Jährige im Gespräch mit der Nachrichtenagentur AFP in Paris. Aber er habe nicht anders gehandelt als die übrigen Börsenhändler.
Seine Chefs hätten von den hochriskanten Spekulationen gewusst, beteuerte Kerviel erneut. Dies werde der Prozess ans Tageslicht bringen, der am 8. Juni beginnt.
Debatte über Moral der Märkte
Von dem Verfahren erhofft sich der frühere Händler nach eigenen Worten eine öffentliche Diskussion über die Moral der Finanzmärkte. Angesichts der griechischen Finanzkrise hätten jüngst sämtliche Staatschefs versichert, «wir lassen die Spekulanten nicht weitermachen», sagte Kerviel. Doch genau dies hätten sie schon vor zwei Jahren über die Börsenhändler gesagt - und «nichts wurde getan».
Kerviel muss sich vor dem Pariser Strafgericht wegen Vertrauensbruchs, Fälschung und unbefugter Nutzung von Computersystemen verantworten. Ihm drohen fünf Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe in Höhe von 375'000 Euro. Sein Anwalt will auf Freispruch plädieren. Es werde nicht einfach werden, sagte Kerviel - es stehe «kolossal viel» auf dem Spiel.
AFP/cpm
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