Wie sich das Yuan-Tief auf die Schweiz auswirken könnte
Die chinesische Wirtschaft ist ins Straucheln geraten, die Währung wurde abgewertet. Der Tourismus in der Schweiz und Exportunternehmen dürften dies zu spüren bekommen.

Chinesische Touristinnen und Touristen sind aus den Metropolen weltweit nicht mehr wegzudenken. Nicht nur ihre Reise-, sondern auch ihre Konsumlust lockt sie in die Ferne. Doch die Kauflaune der chinesischen Reisenden könnte mit der Abwertung des chinesischen Yuan einen Dämpfer erhalten.
Im Blick haben die Gäste aus der Volksrepublik auf ihren Auslandsreisen vor allem Luxusgüter wie Parfüm oder Designer-Kleidung. Denn diese können in ihrem Heimatland schon mal doppelt so viel kosten wie im Ausland. Europäische Unternehmen wie LVMH, Gucci, L'Oreal, Swatch oder Burberry profitieren von dieser Konsumlust.
Gewaltiger Tourismusmarkt
Mehr als 100 Millionen Chinesen reisen jedes Jahr ins Ausland, und sie kaufen so viele Luxusgüter wie sonst keine Nation. Doch das könnte sich ändern, sollte der Yuan weiter einbüssen.
Die neusten Zahlen der Schweizer Hotels zeigen, das die Übernachtungen von Chinesen im ersten Halbjahr um ein Drittel gestiegen sind. Die Schweizer Hotellerie konnte mit einem zweistelligen Anstieg der Übernachtungen von asiatischen Gästen in den ersten sechs Monaten einen Teil des Rückgangs der Übernachtungen aus dem Euroraum aufgrund des starken Frankens gutmachen.
Es bleibt abzuwarten, wie sich das Reiseverhalten der Chinesen in den nächsten Monaten nach der Abwertung des chinesischen Yuan entwickeln wird.
China als Absatzmarkt verliert seinen Glanz
Als Absatzmarkt bleibt China unverzichtbar, aber ein Eldorado für ausländische Firmen ist das Land nicht mehr: Zahlreiche internationale Unternehmen korrigieren derzeit ihre Verkaufszahlen nach unten und belegen damit die sinkende Nachfrage und das sich verlangsamende Wachstum in der zweitgrössten Volkswirtschaft der Welt. In Europa, Japan und den USA veröffentlichen die Konzerne derzeit ihre Quartalszahlen - und die Abkühlung von Chinas Wirtschaft steht dabei oft im Mittelpunkt.
Die jüngsten Turbulenzen an der Börse von Shanghai haben – trotz erheblicher staatlicher Interventionen – den Eindruck der Anfälligkeit verstärkt, selbst wenn die Folgen für die Realwirtschaft nach allgemeiner Einschätzung begrenzt zu sein scheinen. Diese Einschätzungen stehen den offiziellen Konjunkturdaten gegenüber, wonach sich das Wachstum im zweiten Quartal mit sieben Prozent stabilisiert hat. Damit wuchs Chinas Wirtschaft genauso stark wie im ersten Quartal und entsprechend der Vorgaben aus Peking.
«Die Realität ist ziemlich sicher deutlich schlimmer als die offiziellen Zahlen des BIP», weil alternative Indikatoren «eine brüske Verlangsamung der Aktivität nahelegen», warnt der Analyst Mark Williams. Das vom Wirtschaftsinformationsdienst Markit berechnete Industriebarometer für China fiel im Juli zum fünften Mal in Folge und auf den niedrigsten Stand seit zwei Jahren.
Die Einzelhandelszahlen steigen zwar weiter – um 10,6 Prozent im Juni. Doch ausländische Marken profitieren davon nicht mehr in gewohntem Masse. Vielerorts macht ihnen die stärker werdende chinesische Konkurrenz Marktanteile streitig.
Abwertung sorgt für Kursrückgänge
Die chinesische Zentralbank hatte die Landeswährung Yuan nach einer Reihe schwacher Konjunkturdaten in zwei Schritten abgewertet. Damit sollen chinesische Waren auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger und die heimische Wirtschaft angekurbelt werden. In der Folge fiel der Yuan am Mittwoch auf ein Vierjahrestief.
An den internationalen Finanzmärkten sorgte die Abwertung für Verunsicherung. Hart traf es unter anderem die Aktien der deutschen Autobauer BMW, Daimler und Volkswagen. Hersteller von bei Chinesen beliebten Luxusgütern wie Swatch, Burberry, LVMH oder Salvatore Ferragamo gehörten an ihren jeweiligen Börsen zu den grössten Verlierern. Swatch-Titel verloren an der Schweizer Börse am Mittwoch zeitweise fast 4 Prozent an Wert.
Für die europäischen Luxusgüterhersteller sinken mit einer schwächeren chinesischen Währung die allgemein höheren Renditen in Asien. Für die Hersteller werde es schwerer, den richtigen Preismix zu finden, meint ein Bankenanalyst.
Analysten schätzen, dass 45 Prozent der Ausgaben für Luxusgüter weltweit von Chinesen getätigt werden. In Europa entfallen mehr als ein Drittel der Luxuseinkäufe auf Gäste aus der Volksrepublik. Laut Welttourismusverband gaben Reisende aus dem Reich der Mitte 2014 etwa 165 Milliarden Dollar im Ausland aus. Das ist ein Plus von 28 Prozent zu 2013. 1995 waren es lediglich 3,7 Milliarden Dollar gewesen.
Touristen als Wiederverkäufer
Dem Finanzdienstleister Global Blue zufolge verkaufen chinesische Touristen 40 Prozent ihrer im Ausland erworbenen Luxusgüter gewinnbringend in der Heimat auf dem Schwarzmarkt weiter. Somit würde ein schwächerer Yuan lediglich den Anteil der Wiederverkäufe einschränken.
sda/afp/ofi
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