Wie lange war das Gehirn ohne Sauerstoff?
Seit gestern Nachmittag versucht das Inselspital, Bundesrat Merz aus dem künstlichen Koma zu holen. Dann wird sich zeigen, ob sein Gehirn beim Herzstillstand Schaden genommen hat.
Die Ungewissheit ist nach wie vor gross: Hat das Gehirn von Bundesrat Hans-Rudolf Merz eine Verletzung erlitten, als sein Herz am Samstag stillstand und ihn die Ärzte wiederbeleben mussten? Oder wird er sich vollständig erholen können?
Die Antwort wird sich zeigen, wenn Merz aus dem künstlichen Koma erwacht, in das ihn die Ärzte am Samstag versetzt haben. Gestern Nachmittag begann am Berner Inselspital der erste Aufwachversuch. Dieser soll heute Vormittag weitergehen. Dabei reduzieren die Ärzte die betäubenden und ruhig stellenden Medikamente. Wie der Versuch anlief, wollte Inselspital-Sprecher Markus Hächler gestern Abend allerdings nicht sagen. Falls sich der Gesundheitszustand des Finanzministers nicht plötzlich ändert, will das Spital die Öffentlichkeit erst morgen wieder informieren.
Noch keine Computertomografie
Morgen könnte auch das erste Resultat einer Computertomografie des Gehirns von Bundesrat Merz vorliegen. Diese kann Hinweise darauf geben, ob das Gehirn normal arbeitet. Wie Thierry Carrel, Direktor der Herzchirurgie am Berner Inselspital, gestern vor den Medien sagte, werden solche Tests in der Regel erst zwei bis drei Tage nach der Operation durchgeführt.
Entscheidend ist die Frage, wie lange das Gehirn ohne Sauerstoff blieb (siehe Artikel unten). Carrel sagte gestern, dies sei laut den vorliegenden Angaben offenbar während drei bis fünf Minuten der Fall gewesen. Er fügte jedoch hinzu: «Oft vergeht die Zeit in solchen Momenten aber schneller, als man denkt.»
Die Herzoperation selbst, bei der Carrel Bundesrat Merz fünf Bypässe legte, ist gut verlaufen. «Die Herzfunktion ist sehr zufriedenstellend», sagte Carrel. Einige Medikamente, welche die Arbeit des Herzens unterstützen, hätten bereits reduziert werden können. Auch eine vorübergehend eingesetzte Herzpumpe konnten die Ärzte wieder entfernen. Merz ist aber nach wie vor an ein Beatmungsgerät angeschlossen.
Die Bilder vom Patienten Merz
Weniger geschickt als bei der Operation agierte das Inselspital im Umgang mit dem Kamerateam des Schweizer Fernsehens und dem Fotografen des «Blicks». Diese durften vom Spitaldach aus festhalten, wie der Helikopter Bundesrat Merz am Sonntag ins Inselspital brachte. Während das Fernsehen nur eine Übersicht zeigte, druckte der «Blick» gestern Bilder, auf denen der Finanzminister auf einer Bahre zu erkennen ist.
Bundespräsident Pascal Couchepin zeigte sich vor den Medien «negativ überrascht» von den Bildern. Inselspital-Sprecher Hächler sagte, er habe den Kameramann darauf hingewiesen, dass nur Aufnahmen des Helikopters erlaubt seien. Dabei habe er nicht beachtet, dass der Fotograf des «Blicks» seinen Ausführungen nicht gefolgt sei. «Es ist ganz klar mein Fehler», sagte Hächler. Er habe dem Sohn von Bundesrat Merz einen Brief geschrieben, um sich zu entschuldigen. Beim «Blick» selbst ist man der Meinung, nichts falsch gemacht zu haben.
Das Schicksal des Finanzministers dominiert die Schlagzeilen und bewegt die Schweiz.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch