Wie die Parteien ihren Nachwuchs fördern
Auch dieses Jahr vergeben die grossen Parteien für die Nationalratswahlen wieder Listenplätze an Jungpolitiker. Mit dieser Taktik begeben sie sich aber auf eine Gratwanderung.

Die Parteien nehmen Nachwuchspolitiker auf ihre Nationalratslisten, um auch für junge Wählerinnen und Wähler attraktiv zu sein. Den Sprung auf einen aussichtsreichen Listenplatz schaffen aber nur wenige Junge.
Die FDP nennt sie die Top Shots. Gemeint sind die zwölf jungen Nationalrats-Kandidierenden unter 35 Jahren, welche von der Mutterpartei finanziell unterstützt werden.
Wettbewerb bei der CVP
Die heute 36-jährige Berner Nationalrätin Christa Markwalder profitierte 2003 von diesem Programm und wurde prompt gewählt; ihr 30-jähriger Berner Amtskollege Christian Wasserfallen schaffte so vier Jahre später den Sprung in die grosse Kammer. Beispielsweise im Wallis hat diesen Herbst Philippe Nantermod die Chance, für die FDP einen zweiten Nationalratssitz zu erobern.
Dieses Jahr hat sich auch die CVP entschieden, die besten und aussichtsreichsten Kandidaturen der Jungen CVP für den Nationalrat speziell zu fördern, wie CVP-Generalsekretär Tim Frey auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Nach einem internen Wettbewerb schwangen vier unter 35-jährige Hoffnungsträger obenaus.
Der Bündner Martin Candinas, die St. Gallerinnen Patricia Mattle und Yvonne Suter sowie der Luzerner Daniel Piazza teilen sich nun ein Budget von ein paar Tausend Franken und dürfen sich dank vorderen Listenplätzen auf den Hauptlisten der Mutterpartei etwas grössere Hoffnungen auf eine Wahl machen als ihre gleichaltrige Konkurrenz.
Parteien auf Gratwanderung
Die Parteien bewegen sich mit jungen Kandidaten auf einem schmalen Grat. «Sie müssen einerseits zwar ihr Image verjüngen, andererseits aber auch ihre bisherigen Sitze verteidigen», sagte der Politologe Oscar Mazzoleni.
In Zürich, hat sich die SVP für Ersteres entschieden: Im Mai hat die SVP die 24-jährige Anita Borer auf den zweiten Listenplatz gesetzt. Borer ist Präsidentin der Jungen SVP Zürich und Mitglied des Kantonsrates. Sie kandidiert somit unmittelbar hinter Alt-Bundesrat Christoph Blocher.
Diese Strategie ging bereits vor vier Jahren auf: 2007 wurde die heute 34-jährige Winterthurerin Nathalie Rickli in den Nationalrat gewählt. «Die Erfolgsaussichten der SVP sind so gut, dass sich die Partei eine solche Strategie leisten kann», sagt Politologe Mazzoleni. Das gelte längst nicht für alle Parteien.
Ebenfalls in Zürich musste jüngst eine erfahrene SP-Politikerin zugunsten eines neuen Gesichts weichen: Die langjährige Nationalrätin Anita Thanei wurde gezwungen, ihren vorderen Listenplatz abzugeben. In der Folge verzichtete sie ganz auf eine erneute Kandidatur.
Listen der Jungparteien
Die Parteien setzen aber auch auf die separaten Listen ihrer Jungparteien. Durch Listenverbindungen können die Mutterparteien von den Stimmen für ihren Nachwuchs profitieren.
Darauf setze auch die SP, sagte Kampagnenleiterin Min Li Marti. Mit Ausnahme von fünf Kantonen trete die Juso überall mit einer eigenen Nationalratsliste an. Der 25-jährige, ehemalige Juso-Präsident Cédric Wermuth kandidiert zudem auf der SP-Liste im Kanton Aargau.
Und im Wallis tritt die Junge SVP mit nicht weniger als drei Nationalrats-Listen an, wie der Vize-Präsident der Jungen SVP Wallis, Kevin Grangier, sagte.
Fehler gefunden?Jetzt melden.
Dieser Artikel wurde automatisch aus unserem alten Redaktionssystem auf unsere neue Website importiert. Falls Sie auf Darstellungsfehler stossen, bitten wir um Verständnis und einen Hinweis: community-feedback@tamedia.ch