Wie die Italiener an Libyen verdienen
Die italienische Wirtschaft hat in den vergangenen Jahren stark von den Beziehungen zur einstigen Kolonie profitiert. Öl- und Baukonzerne sowie die Verkehrsindustrie bangen jetzt um ihre Pfründe.

Der Volksaufstand in Libyen strahlt auch auf die italienische Wirtschaft aus. Kein anderes europäisches Land hat so enge wirtschaftliche Beziehungen zu dem nordafrikanischen Energielieferanten wie Italien. So bezieht Italien rund ein Viertel seiner Rohölimporte und grosse Mengen an Gas aus seiner ehemaligen Kolonie.
Zahlreiche italienische Unternehmen beobachten deshalb die aktuellen Entwicklungen im nordafrikanischen Land mit Sorge. Denn für sie stehen die soliden Beziehungen auf dem Spiel, die sie mit der Unterstützung von Premierminister Silvio Berlusconi in Libyen aufgebaut und gepflegt haben.
Ölkonzern Eni ist stark von Libyen abhängig
Besonders gilt dies für den Öl- und Gaskonzern Eni, der seit 1959 umfangreich in Libyen tätig ist. Rund 13 Prozent der gesamten Produktion von Eni stammt aus dem nordafrikanischen Land. Auf dem Spiel steht für Eni zudem ein Geschäft mit dem russischen Konzern Gasprom, dem für 163 Millionen Dollar die Anteile an einem libyschen Erdöllager verkauft werden sollen.
Der Verkauf muss jedoch noch von den libyschen Behörden genehmigt werden. Wer diese Genehmigung nun erteilt und wann dies geschehen soll, ist angesichts der Zustände im nordafrikanischen Land unklar. Aufgrund der jüngsten Entwicklung in Libyen hat Gasprom denn auch bereits um eine Korrektur der Kaufvereinbarungen gebeten.
Lukrative Autobahnaufträge
Doch nicht nur Eni bangt um seine Geschäfte. Von der politischen Zukunft der Regierung in Tripolis hängen auch viele italienische Projekte in Libyen ab. So ist der Baukonzern Impreglio zurzeit am Bau einer 1700 Kilometer langen libyschen Autobahn beteiligt. Der Auftrag hätte einen Wert von bis zu 5 Milliarden Euro. Ein Konsortium um den Ölkonzern Saipem, der von Eni kontrolliert wird, hat bereits einen 835 Millionen Euro schweren Vertrag für den ersten Teil des Autobahnprojektes gewonnen.
Der Industriekonzern Finmeccanica schliesslich hat 2009 in Libyen ein Gemeinschaftsunternehmen zur Entwicklung der Luftfahrtindustrie gegründet und vergangenes Jahr einen Eisenbahn-Auftrag über 247 Millionen Euro gewonnen. Aber auch weitere italienische Firmen wachsen in Libyen. Die Baugesellschaft Trevi etwa baut im Zentrum von Tripolis ein Luxushotel.
Libysche Aktionäre
Im Gegenzug sind auch libysche Investoren in Italien im Vormarsch. Dank der exzellenten Beziehungen zwischen Berlusconi und dem libyschen Staatschef Muammar Al-Gaddafi drangen Investoren aus Tripolis in den letzten Jahren immer tiefer in Italiens Wirtschaft ein. Libysche Teilhaber gehören mit 7,6 Prozent der Aktien bereits zu den grössten Teilhabern der Grossbank UniCredit.
Die staatliche Investmentgesellschaft LIA besitzt zudem 2 Prozent der Anteile von Finmeccanica. Und über seine Libyan Arab Foreign Investment Company (Lafico) hält Libyen etwas weniger als 2 Prozent der Aktien des Autobauers Fiat. Lafico besitzt auch 21,7 Prozent der Anteile der Textilfirma Olcese und 7,5 Prozent am Fussball- Erstligisten Juventus Turin.
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