Wie der Handschlag Obama-Castro gedeutet wird
Zeichen für eine neue Zukunft? Barack Obamas innenpolitischer GAU? Nach dem Handschlag zwischen dem US-Präsidenten und Raúl Castro ringen die Zeitungen um die Bedeutung der Geste.
Amerikanische und kubanische Staatschefs geben sich selten die Hand. Zwischen US-Vizepräsident Richard Nixon und Fidel Castro gab es 1959 einen Handschlag. Bill Clinton schüttelte die Hand des kubanischen Staatschefs im Jahr 2000. Freilich fehlen Fotos, welche diesen kubanisch-amerikanischen Händedruck festhalten.
Und jetzt gab Barack Obama Raúl Castro die Hand. An der Gedenkfeier für Nelson Mandela im FNB-Stadion bei Johannesburg. Vor Zehntausenden Besuchern, vor Fernsehzuschauern auf der ganzen Welt.
Die Beziehungen beider Länder sind seit Jahrzehnten angespannt. Dementsprechend stellt sich die Weltpresse nun die Frage nach der Bedeutung dieser Geste.
«New York Times»
Die Pressestelle des Weissen Hauses habe es abgelehnt, den Handschlag zwischen Barack Obama und Raúl Castro zu kommentieren, schreibt die «New York Times». Dennoch gebe Obamas Rede im FNB-Stadion einen Einblick, was dem US-Präsidenten während des Zusammentreffens mit Castro womöglich durch den Kopf ging. Obama habe über die Notwendigkeit von Vertrauen, Wiedergutmachung und Versöhnung gesprochen. «Er sprach über Nelson Mandela, aber seine Bemerkung könnte sich genauso gut auf das eingefrorene Verhältnis zwischen den Vereinigten Staaten und Kuba bezogen haben.»
«Politico»
Ähnlich kommentiert das Polit-Magazin «Politico» den Handschlag. Dieser sei zweifelsohne als freundliche Geste zu Ehren von Nelson Mandelas Erbe als Friedensstifter gedacht gewesen. Man müsse auch bedenken, dass Barack Obama erst vor kurzem an einer Fundraiser-Veranstaltung in Florida auf eine neue Kuba-Politik hingedeutet habe. Obama habe davon gesprochen, dass Kreativität gefordert sei und dass die Politik der aktuellen Lage angepasst werden müsse.
«Spiegel online»
Weniger euphorisch kommentiert Spiegel.de die Geste. Dass sich das Verhältnis zwischen den USA und Kuba künftig deutlich verbessern werde, sei trotz des Handschlags unwahrscheinlich. Obama habe die kubanische Regierung mehrfach für die Einschränkung von Bürgerrechten kritisiert. Auch während seiner Rede habe er jene Staaten angeprangert, welche zwar Solidarität mit Mandelas Kampf um die Freiheit bekundeten, diese bei ihrem eigenen Volk aber nicht tolerierten.
«Wall Street Journal»
Das «Wall Street Journal» wiederum stellt Obamas Geste vor allem in den Kontext der US-Innenpolitik. Der Handschlag sei ein gefundenes Fressen für Kritiker. Besonders unter Exilkubanern, welche vor dem Castro-Regime geflohen seien, sei eine solche Geste nicht gerne gesehen. Diese Bevölkerungsgruppe stimme besonders im Bundesstaat Florida traditionell republikanisch, weil sie sich mit der antikommunistischen Haltung der Grand Old Party identifiziere.
Laut «Wall Street Journal» musste sich der US-Aussenminister stellvertretend bereits Kritik von republikanischer Seite anhören. Die Repräsentantin Ileana Ros-Lehtinen aus Florida hat die Geste demnach als Handshake mit der «blutigen Hand eines Diktators» genannt, welche lediglich dem kubanischen Regime als Propaganda diene.
«Los Angeles Times»
Auch die «Los Angeles Times» spricht von möglichen innenpolitischen Folgen des Handschlags. Jedoch gibt die Zeitung zu bedenken, dass die Exilkubaner längst nicht mehr so selbstverständliche Wähler der Republikaner seien, wie dies einst der Fall war. Eine Analyse der Exit-Polls von Florida aus dem Jahr 2012 zeige, dass vor allem jüngere Kubaner nicht mehr zwingend für die Republikaner stimmten. 2012 habe Barack Obama seinen Herausforderer Mitt Romney bei den jungen Kubanern in Florida mit 49 zu 47 Prozent knapp geschlagen.
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